Heftige Kritik an rot-blauer Regierungsbildung

Die rot-blaue Regierungsbildung findet bei dem überparteilichen Personenkomitee, das sich vor der Wahl für Hans Niessl (SPÖ) starkgemacht hat, nur wenig Zustimmung. „Freud’ hab ich keine damit“, sagte etwa Rudolf Sarközi, Obmann des Kulturvereins Österreichischer Roma.

„Es ist für das Burgenland im Großen und Ganzen eine große Überraschung“, kommentierte Sarközi Niessls Verhandlungen mit den Freiheitlichen. Trotz der Enttäuschung nimmt Sarközi seinen Parteifreund Niessl ein wenig in Schutz. „Ich kann die Situation ja nicht einschätzen“, vermutet er komplizierte Verhältnisse, die zur vielkritisierten politischen Konstellation im Land geführt haben könnten. „Ich weiß ja nicht, was die ÖVP verlangt hat ...“

Gruber an Niessl: „Überdenke dein Handeln“

Mit dem Physiker und „Science Buster“ Werner Gruber zeigt sich ein weiterer einstiger Unterstützer von Hans Niessl enttäuscht. Gruber veröffentlichte ein Mail an den burgenländischen SPÖ-Chef, mit dem er ihm bereits am Dienstag dringend gebeten hatte, nicht mit der FPÖ zu koalieren. „Ich ersuche dich, überdenke dein Handeln - mit der FPÖ ist kein Burgenland zu machen“, schrieb er.

Deutsch erinnert an SPÖ-Parteitagsbeschlüsse

„Wer Wind sät, wird Sturm ernten“, warnte Präsident Oskar Deutsch, Obmann der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), am Freitag in einer Aussendung und erinnerte an SPÖ-Parteitagsbeschlüsse gegen derartige Kooperationen - mehr dazu in IKG warnt vor Koalitionen mit FPÖ (religion.ORF.at).

Prets: „Freiheitliche müssen Verantwortung tragen“

Die langjährige EU-Abgeordnete Christa Prets (SPÖ) sieht die aktuelle Entwicklung kritisch. „Ganz grundsätzlich widerstrebt das meiner innersten politischen Überzeugung. Ich hoffe jetzt aber, dass die Sozialdemokraten ihre Politik mehr und verstärkt umsetzen und die Freiheitlichen lernen, mit Verantwortung zu tragen und das Polemische ablegen“, so Prets im ORF-Interview.

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos hatte am Donnerstag gegenüber dem ORF Burgenland nochmals bekräftigt, dass er „kein Problem“ mit der sich abzeichnenden Koalition zwischen seiner Partei und der FPÖ im Burgenland habe. Es werde „keine Grauslichkeiten“ geben, so Darabos wörtlich - mehr dazu in Darabos: „Keine Grauslichkeiten“ (burgenland.ORF.at).

Widerstand bei SPÖ-Jugend

Bereits 3.000 User unterstützen eine unter anderem von der Sozialistischen Jugend (SJ) getragene Facebook-Initiative gegen Rot-Blau. Zu den schärfsten Kritikern zählt weiter die SJ-Bundesvorsitzende Julia Herr. Sie kündigt Protestaktionen an - mehr dazu in SJ kündigt Protestaktionen gegen Rot-Blau an (burgenland.ORF.at).

Resetarits empfiehlt Niessl Beitritt zur FPÖ

„Wenn ich meine Unterstützung zurückziehen könnte, würde ich das tun. Entweder ist man Sozialdemokrat oder nicht. Ich empfehle Herrn Niessl, der FPÖ beizutreten“, ärgerte sich wiederum Kabarettist Lukas Resetarits, der ebenfalls im Proponentenkomitee des Landeshauptmanns aufschien, im „Standard“.

Kritik von SOS-Mitmensch und Kinderfreunden

Auch SOS-Mitmensch ruft alle politisch Verantwortlichen dazu auf, „destruktive Kräfte nicht in politische Machtpositionen zu befördern“. Die SPÖ-Kinderfreunde sprechen sich deutlich gegen eine rot-blaue Koalition aus. Für die Kinderfreunde gebe es keine einzige Wertehaltung, die mit jener der FPÖ übereinstimmt, daher sei es unerklärlich, auf welcher Basis eine Regierungskoalition der SPÖ und FPÖ irgendwo in Österreich stehen sollte, heißt es von den Kinderfreunden.

Trimmel: „Sicher eine Möglichkeit für die Zukunft“

Doch es gibt auch Mitglieder des Komitees, die weiter hinter Niessl stehen. Kickbox-Weltmeisterin Nicole Trimmel etwa sagt: „Ich denke, die Wahl hat sicher gezeigt, dass Handlungsbedarf da ist und dass Hans Niessl für sich eine gute Entscheidung getroffen hat. Es ist schon auch überraschend, aber dennoch sicher eine Möglichkeit für die Zukunft“, so Trimmel. Fußballcoach Paul Gludovatz aus dem Unterstützungskomitee meinte, auch im Fußball müsse man seine Taktik manchmal ändern.

Hoffmann: „Niessl bewahrt uns vor Schlimmerem“

Trotz der möglichen Regierungsbeteiligung der FPÖ würde sich der Schauspieler und Intendant des Güssinger Kultursommers Frank Hoffmann wieder im Personenkomitee für Niessl engagieren, wie er im Interview meinte. „Weil mir natürlich klar ist, was die Alternative wäre. Ich habe mich ja für Hans Niessl eingesetzt und nicht für die FPÖ. Mich überrascht das natürlich auch, aber ich glaube, der Hans Niessl bewahrt uns da vor Schlimmerem“, so Hoffmann.

Links: