„Stonehenge“ in Rechnitz

Es gilt als Sensationsfund: Durch Luftaufnahmen entdeckte man vor knapp zwei Jahren bei Rechnitz Kreisgrabenanlagen aus der Jungsteinzeit. Sie werden derzeit von Experten vermessen und dienten offenbar als Kalender und rituelle Orte.

Die Landschaft am südlichen Ortsrand von Rechnitz birgt ein Jahrtausende altes Geheimnis. Etwa 5.000 Jahre vor Christus gab es dort ein mit hölzernen Pfosten eingefasstes kreisförmiges Areal. Vor zwei Jahren stieß man durch Luftaufnahmen auf die letzten Spuren einer Kreisgrabenanlage.

Feld bei Rechnitz, auf dem früher Kreisgrabenanlage war

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Erst durch Luftaufnahmen wurden die Kreisgrabenanlagen sichtbar

Tiefe Gräben mit einer Palisade

Dieser Kreisgraben solle jetzt mit Magnetikmessungen sichtbar gemacht werden, sagte der Archäologe Klaus Löcker. Es handle sich um konzentrische Kreisgräben, die manchmal bis zu vier Meter tief seien. Im Inneren dieser Kreisgräben habe es eine Palisade mit mehreren Eingängen gegeben.

Rekunstruktion von Kreisgrabenanlage in Rechnitz

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Rekonstruktion einer Kreisgrabenanlage

5.000 Jahre Siedlungsgeschichte in Rechnitz

Beschreibungen der Geschichte von Rechnitz beginnen meist damit, dass das Gebiet schon in der Keltenzeit, 500 Jahre vor Christi, besiedelt war. Doch die sind jetzt überholt, denn das was man hier gefunden hat deutet darauf hin, dass hier schon 5.000 Jahre vor Christus eine menschliche Siedlung war. Das sei ziemlich einmalig im Burgenland, sagte Bürgermeister Engelbert Kenyeri.

Luftaufnahme von Kreisgrabenanlage in Rechnitz

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Luftaufnahme von Kreisgrabenanlage

Kalender und Ritual

Lange wurde gerätselt welche Funktion diese Kreisgrabenanlagen hatten, doch heute scheint klar: Es waren Orte mit einer kalendarischen und rituellen Bedeutung für die angrenzenden Siedlungen. Das sei etwa vergleichbar mit Stonehenge, nur etwa 2.000 Jahre älter, sagte Archäologe Franz Sauer.

Luftaufnahme von Kreisgrabenanlage in Rechnitz

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Luftaufnahme von Kreisgrabenanlage

Meist auf einem Hügel angelegt

Völlig unerforscht sind noch die Kriterien für die Standortwahl. So gibt es zahlreiche derartige Anlagen im Weinviertel und in Bayern. Die beiden bei Rechnitz entdeckten sind allerdings die ersten auf burgenländischem Boden. An sich seien die Kreisgrabenanlagen immer auf einem sanften Hügel gesetzt worden, um für die Beobachtung der Himmelskörper einen freien Blick in den Himmel zu haben, so Sauer.

Kreisgrabenanlage in Rechnitz wird vermessen

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Kreisgrabenanlagen werden vermessen

Mit dem Aufkommen der Luftbildarchäologie in den 1970er-Jahren hat die Erforschung vergangener Bau- und Lebensformen eine neue Dimension bekommen. Mit weiteren Entdeckungen ist zu rechnen.