Hochwasseralarm im Südburgenland

Im Südburgenland herrschte am Dienstag Hochwasseralarm. Insgesamt waren bereits mehr als 30 Feuerwehren in den südlichen Bezirken im Dauereinsatz. Am stärksten betroffen war der Bezirk Güssing.

Der Regen und das momentane Tauwetter machen sich im Südburgenland deutlich bemerkbar. Aufgrund der Wetterbedingungen habe sich an der unteren Strem und der unteren Pinka Hochwasser gebildet, hieß es bereits am Vormittag von der Landessicherheitszentrale. Besonders die Flüsse Strem, Pinka, Lafnitz und Raab, aber auch kleinere Bäche beschäftigen die Einsatzkräfte. An vielen Stellen gab es bereits Überschwemmungen, Keller mussten ausgepumpt werden. Am Nachmittag waren 13 Feuerwehren in den südlichen Bezirken im Einsatz.

Pegelstände deutlich erhöht

Die Pegelstände der Flüsse sprachen am Dienstag für sich: Die Messstation Güssing meldete um 15.00 Uhr einen Pegelstand von 4,70 Meter - im Normalfall liegt der Pegel etwa bei 1,60 Meter. Um die Mittagsstunden beförderte die Strem 86 Kubikmeter Wasser pro Sekunde - im Normalfall plätschert sie mit zwei bis drei Kubikmeter/Sekunde dahin.

Die Lafnitz hatte am Nachmittag bei Heiligenkreutz einen Pegelstand von 5,24 Meter statt zwei Meter. In Woppendorf stand die Pinka auch bei einem Stand von mehr als fünf Metern. Diese Daten stammen vom Hydrografischen Dienst Burgenland.

„Lage gestern anders eingeschätzt“

Hydrografie Experte Karl Maracek meinte in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Nachmittag: „Gestern führten wir Messungen in der Schneedecke im Südburgenland durch und konnten feststellen, dass 60 Liter pro Quadratmeter Wasser im Schnee gebunden waren. Das ist sehr viel. Wir haben die Situation gestern noch nicht so eingeschätzt, da wir davon ausgegangen sind, dass ein langsames Abschmelzen erfolgt. Heute Nacht haben wir aber eine Unwetterwarnung bekommen, dass im Verlauf des heutigen Tages im Südburgenland etwa 40 Millimeter Niederschlag fallen werden“, so Maracek.

Maracek fügte aber an, dass das Schlimmste vermutlich vorbei sei. Noch steige der Pegel der Strem, aber nicht mehr so rasant, wie noch am Vormittag, sagen die Einsatzkräfte vor Ort. Alle Einsätze werden von der Landessicherheitszentrale in Eisenstadt koordiniert. Zu Spitzenzeiten waren mehr als 30 Feuerwehren im Einsatz. Auch das Bundesheer wurde angefordert, sagte Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ).

Güssing: Baggern und Pumpen seit Dienstagfrüh

In Güssing wurde bereits in den Morgenstunden gepumpt und gebaggert, berichtete ORF-Burgenland Reporter Kurt Krenn. Im Feuerwehrhaus Güssing wurde der Bezirksführungsstab einberufen, der das Krisenmanagement übernommen hat, sagte Einsatzleiter Mario Unger.

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Auch der Güssinger Bezirkshauptmann Johann Grandits befindet sich im Krisenstab. Er meinte zu Mittag zur Lage im Bezirk: „Wir warten gespannt auf die weitere Entwicklung. Zur Zeit ist es so, dass der Strembach praktisch überall voll ist. Die ersten Regenrückhaltemaßnahmen sind angesprungen und kleinräumig kommt es zu Überflutungen. Wenn der Regen so anhält, dann könnte es sein, dass wir in noch bösere Situationen kommen“, so Grandits.

Straßen überflutet, Bundesheer im Einsatz

Im Zickenbachtal seien Straßen bereits teilweise überflutet. Ein Ortsteil sei bereits gesperrt worden. Auch die Pinka sei voll, „aber durch die vielen Regenrückhaltemaßnahmen, die dort geschaffen wurden, ist die Situation dort derzeit nicht besonders angespannt“, sagte Bezirkshauptmann Grandits.

Auch das Bundesheer wurde alarmiert. Um „neuralgische Punkte“ wie etwa das Altenheim Güssing zu schützen, brauche man viele Sandsäcke. Hier helfen die Soldaten aus. Schon in den Morgenstunden wurden von den Feuerwehren Hochwassersperren errichtet. Der Pegel des Strembaches stieg am Vormittag um 20 Zentimeter pro Stunde.

Feuerwehrleute über den Dauereinsatz:

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Bürgermeister übt Kritik

Der Sportplatz in Gerersdorf stand bereits am Vormittag etwa 30 Zentimeter unter Wasser. Kritik an der Hochwasserschutzsituation übte der Bürgermeister von Gerersdorf-Sulz, Wilhelm Pammer (ÖVP).

„Wir seitens der Gemeinde Gerersdorf-Sulz haben unsere Vorkehrungen zum Großteil umgesetzt. Wir haben aber das Problem, dass das Abflusskonzept für das Zickenbachtal ein Gesamtkonzept ist. In der Gemeinde Kukmirn ist bisher noch kein einziges Bauwerk umgesetzt worden. Deswegen kommen die Wassermassen zu uns“, sagte Pammer.

Hilfe bei Schadensbewältigung

Bei der Hochwassersituation zeige sich, wie wichtig gut ausgebildete und rasch einsatzbereite Hilfskräfte sind, sagte Feuerwehrreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Steindl. Er werde sich auch dafür einsetzen, dass das Land im Bedarfsfall rasche Hilfe bei der Schadensbewältigung leistet, so Steindl.

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