Vergessen: Roma-Siedlungen im Seewinkel

Oft wird vergessen, dass es auch im Seewinkel einst zahlreiche Roma-Siedlungen gegeben hat. Vertrieben wurden die Roma zum Großteil von den Nationalsozialisten. Eine Spurensuche führt nach Jois und Gols.

Die Reise beginnt in Jois, dem einzigen Ort im Bezirk Neusiedl am See, in dem der Roma in Form von zwei Tafeln gedacht wird. Hier gab es auch die größte Romasiedlung im Seewinkel. Dass an die Volksgruppe, die zum Großteil im Nationalsozialismus verschleppt und ermordet worden ist, erinnert wird, ist vor allem dem pensionierten Pfarrer Franz Hillinger zu verdanken.

Roma im Seewinke: Historische Bilder und Denkmal

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Zwei Tafeln erinnern in Jois an die Roma im Seewinkel

„Im Jahre 1933 waren etwa 120 Roma hier. Ich kann mich gut erinnern. Ich bin mit dem Mädchen Maria in die Schule gegangen, die eine Roma war. Es war herzzerreißend, als sie sie auf die Lastwägen aufgeladen haben und als die Mutter von Maria geweint und geschrien hat. Das ist mir zu Herzen gegangen, das hat mich nie ganz in Ruhe gelassen“, so Hillinger.

Erste „Anti-Zigeuner“-Aktion im Juni 1939

In Gols beschäftigt sich der Hobbyhistoriker Fritz Radlspaeck seit Jahren mit den Opfern des Nationalsozialismus im Ort. Dabei konnte er auch einige Informationen zur Geschichte der Roma und den Orten, in denen sie gelebt haben, recherchieren.

Roma im Seewinke: Historische Bilder und Denkmal

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Roma im Seewinke: Historische Bilder und Denkmal

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Im Juni 1939 kam es erstmals zu gezielten Aktionen gegen Roma

„In den 1920er und 1930er-Jahren waren im Durchschnitt immer 15 bis 20 Roma in Gols aufhältig. Das hat das Bild im Bereich Wassergasse/Brunnengasse geprägt“, so Radlspaeck. Zur ersten sogenannten „Anti-Zigeuner-Aktion“ ist es im Juni 1939 gekommen. „Damals ist ein Bescheid herausgekommen, man möge 1.000 Roma, die im Burgenland geboren wurden, zusammenfangen. Die Meisten sind durch die verschiedene Lager gelaufen und irgendwo verstorben oder ermordet worden“, so der Historiker.

Sendungshinweis:

„Burgenland heute“, 25.11.2018

Gols und Mönchhof stark verbunden

Die Historie der Roma in Gols war eng mit jener der Romafamilien in Mönchhof verbunden. Im Dorfmuseum in Mönchhof wurde 2016, durch die Initiative des Historikers Herbert Brettl, eine weitere Tafel über das Schicksal der Roma enthüllt. „Gols und Mönchhof kann man eigentlich nicht getrennt behandeln. Die Familien hatten ganz starke gemeinsame Interaktionen. Man kann sagen, dass das eine große gemeinsame Familie war“, so Radlspaeck. Verwandte hat es auch noch in Podersdorf, Frauenkirchen und Pamhagen gegeben.

Roma im Seewinke: Historische Bilder und Denkmal

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Hier haben die Roma in Gols gelebt

Die Geschichte wird aufgearbeitet, die Menschen sollen sich wieder an Roma erinnern. Wie viele Orte im Seewinkel noch dem Beispiel der Gemeinde Jois folgen und eine Gedenkstätte für die ermordeten Romafamilien errichten werden, wird die Zukunft zeigen.

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