Jägerinnen kämpfen um mehr Anerkennung

In der Serie „Jagd im Burgenland“ werden verschiedene Aspekte der Jagd vorgestellt, etwa wie man Jäger wird oder wie Jäger im Burgenland die Natur schützen. In der dritten Folge wird die Rolle der Frau in der Jagd beleuchtet.

Charlotte Klement aus St. Michael ist österreichweit die erste Frau in einer jagdlichen Spitzenposition. Im Jahr 2017 wurde sie zur Landesjägermeister-Stellvertreterin gewählt - mehr dazu in Jagdverband bestätigt neue Spitze. Diese Wahl kann durchaus als historisches Ereignis bezeichnet werden und Klement ist auch stolz auf das, was sie erreicht hat. „Ich glaube schon, mir das verdient zu haben. Ich bemühe mich sehr und stelle mich allem, was auf mich zukommt“, so die taffe Tierärztin.

Charlotte Klement

ORF

Charlotte Klement meint, dass Frauen und Männer Platz in der Jagd haben

Unbedingt Wissen aneignen

Seit fast 40 Jahren ist Klement Jägerin. Der Anfang war für sie nicht leicht, vor allem deshalb, weil männliche Kollegen sie oft nicht ernst nahmen: „Man wird eher als Aufputz betrachtet, als ernst genommen. Mann muss seinen Mann stehen, um wirklich ernst genommen werden.“ Auch nach der Wahl zur Landesjägermeister-Stellvertreterin habe sie noch immer mit Vorbehalten von männlichen Kollegen zu kämpfen, erzählt sie. „Ich kämpfe immer noch. Wenn Vorstandsbesprechungen stattfinden, sind das nur Männer. Man muss als Frau versuchen, sich auch in diese Gruppe hineinzudenken“.

Der Beruf als Tierärztin sei immer hilfreich gewesen, um doch in dieser Männerdomäne angenommen zu werden, erzählt Klement. Außerdem schaffte sie es auch mit viel Wissen an die Spitze. „Der Wahl gehen mindestens 20 Jahre Fortbildung voraus“, erklärt sie. Und das rät sie gleichzeitig auch anderen Frauen, nach dem Motto: Wissen ist Macht.

Klement will andere Frauen unterstützen

Als Landesjägermeister-Stellvertreterin will sie anderen Frauen den Weg in die Jagd erleichtern. Denn der Anteil an Frauen im Burgenländischen Jagdverband muss unbedingt erhöht werden, meint Klement. Von rund 7.000 Mitgliedern sind zirka 500 Frauen. „Ich sehe meine Aufgabe darin, die jungen Jägerinnen zu unterstützen, ich stehe gerne im Hintergrund und springe ein, wenn aus Zeitmangel eine Jungjägerin ihre Funktion nicht wahrnehmen kann“, so Klement im Interview mit dem ORF Burgenland.

„Männer und Frauen haben Platz in der Jagd“

Die Rolle der Frau in der Jagd sei von außen noch nicht definiert, so Klement weiter. Intern gebe es oft Konkurrenzdenken seitens der Männer. „Das sehe ich absolut nicht so. Wir haben beide Platz in der Jagd, wir müssten uns das nur mehr organisatorisch ausmachen. Bei einer Teilung wäre ein Miteinander durchaus möglich. Männer und Frauen jagen beide, nur mit unterschiedlichen Zugängen. Und ich glaube, den Männern ist noch nicht so sehr bewusst, dass das sehr befruchtend sein kann“, so Klement im Interview.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Frauen in der Jagd

Charlotte Klement will als Vorkämpferin und Unterstützerin für andere Frauen fungieren.

Frauen für die Öffentlichkeitsarbeit

Frauen könnten sehr unterschiedliche Aufgaben in der Jagd übernehmen, so die Landesjägermeister-Stellvertreterin. Zum Beispiel die Organisation von kulturellen Veranstaltungen oder die Ausbildung der Jungjäger. Außerdem sei es auch die Aufgabe der Frau, Kinder im Sinne der Jagd zu erziehen.

Sendungshinweis

„Jagd im Burgenland“, 19.15 Uhr, ORF2, 22.11.2018

Klement hält Frauen besonders geeignet für die Öffentlichkeitsarbeit: „Wenn ich mir die heutige Gesellschaft anschaue, wo die Jagd im Kreuzfeuer der Kritik steht, dann würde ich sagen, wirklich besser könnten Frauen vielleicht die Öffentlichkeitsarbeit machen. Denn als Frau kommt man vielleicht besser mit Argumenten der Jagd bei der nicht-jagenden Bevölkerung durch.“

Jägerinnen im Wald

ORF

Charlotte Klement und Theresa Stuchetz in einem Wald im Südburgenland

Charlotte Klement als Vorbild für junge Jägerinnen

Die 25-jährige Theresa Stuchetz legte vor acht Jahren die Jagdprüfung ab. Sie habe schon als Kind eine tiefe Naturverbundenheit durch ihren Vater, der ebenfalls Jäger ist, gespürt. Deshalb der Entschluss, Jägerin zu werden. Frauen waren in Stuchetz’ Jagdkurs rar. Vorurteile von männlichen Kollegen hingegen nicht. „Ich habe auch oft von älteren Jägern gehört, dass Frauen keine Jägerinnen zu sein haben“, erzählt sie.

Theresa Stuchetz

ORF

Theresa Stuchetz war oft mit Vorurteilen von männlichen Kollegen konfrontiert

Stuchetz studiert außerdem Forstwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. Im Laufe der Zeit seien in diesem Studiengang die Frauen immer mehr geworden, erzählt sie. Besonderes Interesse hat die 25-Jährige aus Kohfidisch an Wildtiermanagement und Wildbeobachtung.

Die Tatsache, dass Charlotte Klement die Wahl zur Landesjägermeister-Stellvertreterin schaffte, freute Theresa Stuchetz: „Ich würde mir wünschen, dass mehr Frauen höhere Positionen im Jagdverband einnehmen würden. Man weiß, dass das eigene Geschlecht stärker vertreten ist und dass man vielleicht selbst nach einer Position im Landesjagdverband streben könnte.“

Links: