Der Schilfgürtel rund um den Neusiedler See und entlang der vielen Salzlacken umfasst geschätzte 180 Quadratkilometer. Seit etwa 30 Jahren ist das Abbrennen von Schilf verboten. Weil das Altschilf aber zunehmend zum Problem wird, wird von mehreren Seiten schon seit längerem ein gezieltes Brandmanagement gefordert.

„Wir treten schon seit einiger Zeit dafür ein, dass man kontrolliert und punktuell Schilf abbrennt. Es geht hier vor allem um Altbestände, die sowohl für den Wasserhaushalt des Sees nicht wirklich förderlich sind und vor allem auch aus Naturschutzsicht für die Vogelwelt sehr problematisch sind mittlerweile. Da wäre Brandmanagement – und das sehen auch Naturschutzorganisationen wie WWF oder BirdLife ähnlich – die beste Möglichkeit“, sagt Landeshauptmann-Stellvertreterin und Naturschutzreferentin Astrid Eisenkopf (SPÖ).
Ministerium verweist auf mögliche Folgen für Gesundheit
Dazu bräuchte es aber eine Ausnahmeregelung vom grünen Klimaschutzministerium von Ministerin Leonore Gewessler. Diese Ausnahmeregelung liegt bis dato nicht vor. Das Abbrennen von Schilf sei aus Luftreinhaltesicht sehr kritisch zu sehen, es gehe um den Schutz der Bevölkerung vor Gesundheitsfolgen, heißt es in einer Stellungnahme aus dem Ministerium. Punktuelle Ausnahmen für das Abbrennen von Schilf seien äußerst sorgsam abzuwägen.

Auch im Nationalpark Neusiedler See Seewinkel fordert man ein kontrolliertes Brandmanagement. Das alte Bruchschilf verrottet und verfaule nämlich, sagt Nationalpark-Direktor Johannes Ehrenfeldner. Dadurch werde schädliches Methan erzeugt. „Co2 wird man jetzt beim Abbrennen produzieren, aber natürlich nicht in der Menge, wie die Fäulnis Prozesse Methan produziert wird.“, so Ehrenfeldner.
Verjüngung des Schilfs durch gezieltes Abbrennen
Außerdem würde gezieltes Abbrennen von altem Schilf eine Verjüngung bringen. "Für uns gehört Feuer zu der Natur wie der Tod zum Leben. Und für uns war das eigentlich eine total tolle Managementmaßnahme. Und das ist ja eigentlich immer über Jahrtausende so praktiziert worden, dass Schilf gezielt abgebrannt worden ist.

Nach dem Schilfbrand im März 2020 haben die Wissenschaftler jedenfalls neue Erkenntnisse gewonnen – mehr dazu in Brand Illmitz: 700 Hektar Schilf vernichtet. „Das ist toll zu beobachten gewesen, wie sich die Sukzession entwickelt: Es hat innerhalb von zwei Wochen wieder zu sprießen begonnen. Dann haben wir versucht zu beobachten, welche Besiedlung von Vögeln und Organismen stattfindet. Da sich das im Grunde unkontrolliert ausgebreitet hat, hat das einen hohen wissenschaftlichen Wert“, so Ehrenfeldner.