In seiner Siegesrede zeigte sich Doskozil in einer ersten Reaktion „überwältigt“: „Es ist auch mein Lebenstraum, an der Spitze der Sozialdemokratie stehen zu dürfen.“ Von insgesamt 609 Delegiertenstimmen wurden 601 abgegeben, 596 waren gültig. Für Doskozil stimmten 316 Delegierte und für Babler 279. Das „einfache Parteimitglied“ Berthold Felber, das auch Parteichef werden wollte, erhielt keine Stimme. Allerdings: Zählt man die Stimmen von Doskozil und Babler zusammen, kommt man nur auf 595 Stimmen. Laut ORF-Journalist Martin Thür hieß es am Sonntag von der Leiterin der SPÖ-Wahlkommission, dass bei der Transkription des Ergebnisses ein Fehler passiert sei und es zum jetzigen Zeitpunkt nicht feststellbar sei, wem die Stimme gehöre.
Doskozil nach der Bekanntgabe seines Sieges
Klare Koalitionsansagen
Doskozil erklärte, er wolle die SPÖ zum „Non plus ultra für die nächsten Wahlen machen“ und überraschte in seiner Rede auch mit klaren Koalitionsansagen: Er versprach den Delegierten, dass er, sollte die SPÖ die nächste Wahl gewinnen, keine Koalition mit der FPÖ eingehen werde. Man müsse sich die freiheitlichen Wähler zurückholen. Denn nur dann gelinge auch der zweite Schritt: keine Koalition mit der ÖVP. Auch das wolle er in Angriff nehmen, so Doskozil.
Er habe die ÖVP im Burgenland und im Bund erlebt – mit allen Tricksereien immer nur am Machterhalt interessiert. „Wir öffnen ihnen jetzt nicht mehr die Tür. Wir müssen so stark werden, dass wir diese Dreierkoalition schaffen“, sagte er zur von ihm angestrebten Regierung aus SPÖ, Grünen und NEOS.
Versöhnungsangebot an Babler
Seinen unterlegenen Kontrahenten Babler bat Doskozil auf die Bühne, es gab einen Handshake und eine flüchtige Umarmung, was bei den Delegierten für Jubel und Standing Ovations sorgte. Doskozil dankte dem „lieben Andi“ umgehend dafür, dass er zu diesem „symbolischen Schritt des aufeinander Zugehens“ bereit gewesen sei. Im Interview nach dem Parteitag betonte Doskozil: „Eine Sozialdemokratie gewinnt in Zukunft nur, wenn sie geeint auftritt.“
Doskozil im Interview nach seinem Sieg
Für ihn sei es im Vorfeld wirklich nicht einschätzbar gewesen, wie dieser Bundesparteitag ausgehe, so Doskozil. Auch Andi Babler habe die Leute toll motiviert und sei gelaufen. Er sei jetzt erleichtert, müsse aber jetzt einmal auf sich wirken lassen, was es bedeute, jetzt SPÖ-Bundesparteivorsitzender zu sein und welche Aufgabe damit verbunden sei, sagte Doskozil. Auch er als mittlerweile erfahrener Politiker müsse erst einmal verkraften, welche Möglichkeiten und Potenziale damit verbunden seien.
Babler zeigte sich als fairer Verlierer. Er sei Demokrat und akzeptiere das Ergebnis natürlich, meinte er im Gespräch mit Journalisten. Er werde der Partei auch in Zukunft überall zur Verfügung stehen, wie er es in den vergangenen 35 Jahren gehalten habe.
Schneeberger (ORF) zum SPÖ-Parteitag
ORF-Burgenland-Chefredakteur Walter Schneeberger analysiert den SPÖ-Parteitag und spricht unter anderem über die Wahl Hans Peter Doskozils zum neuen Parteichef.
Politische Reaktionen aus dem Burgenland
ÖVP-Landesparteichef Christian Sagartz äußerte Kritik und bezeichnete Doskozil nun als Teilzeitlandeshauptmann: „Die Bürgerinnen und Bürger des Burgenlandes haben sich einen starken und engagierten Landeshauptmann verdient, der ihre Anliegen ernst nimmt. Es ist bedauerlich zu sehen, dass Doskozil stattdessen seine politische Karriere über das Wohl der Menschen stellt.“
Die Parteichefin der Grünen, Regina Petrik, hingegen gratulierte Doskozil zur Wahl zum Bundesparteivorsitzenden und forderte, er solle die pauschale Blockadepolitik der SPÖ im Nationalrat nun beenden. „Da Hans Peter Doskozil seine ganze Aufmerksamkeit und Energie für die Bundespartei brauchen wird, muss es in der Landesregierung nun zügig zu einer Amtsübergabe an die Landeshauptmannstellvertreterin kommen. Doskozil kann nicht Diener zweier Herren sein. Da kommt das Burgenland zu kurz“, so Petrik weiter.
Ähnlich sieht das FPÖ-Landesparteichef Alexander Petschnig, der meinte, dass es auch vom Zeitpunkt der nächsten Nationalratswahlen abhänge, ob die Ämter des Landeshauptmanns und des Bundesparteivorsitzenden miteinander vereinbar seien. Sollte es bald zu Neuwahlen kommen, werde es wohl einen neuen Landeschef brauchen.
Stimmen aus Eisenstadt
Stimmungsbild aus Eisenstadt
In Eisenstadt haben die Menschen das Ergebnis der SPÖ-Wahl – zumindest wenn es nach der nicht repräsentativen ORF-Burgenland-Umfrage geht – gelassen aufgenommen. Im Burgenland werde sich nicht viel ändern. Während die einen meinen, dass Doskozil als Vorsitzender die bessere Wahl für die SPÖ ist, zweifeln andere daran, dass er der richtige Mann für den städtischen Bereich ist. „Der Herr Doskozil hat jetzt sicher sehr viel Arbeit mit seiner Partei, dort aufzuräumen“, stellte eine Passantin fest.