Demonstration in Jois
ORF/Martin Ganster
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Chronik

Demo für Neusiedler See: B50 blockiert

Die Gemeinde Jois hat am Dienstag eine Demonstration für die Rettung des Neusiedler Sees organisiert. Die Durchfahrt durch die Gemeinde war von 8.00 Uhr bis 11.00 Uhr durch eine Traktorenblockade beim Joiser Kreisverkehr gesperrt.

Bei der Kundgebung beim Kreisverkehr auf der Burgenland Straße (B50) waren etwa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit etwa 30 bis 40 Traktoren dabei. Neben den Landwirten und Weinbauern aus der Gemeinde unterstützten auch Bürger etwa aus Podersdorf, Weiden, Neusiedl und Wien den Protest. Gekommen waren auch Vertreter von Segelclubs aus der Region. Auf zwei Transparenten war „See in Not“ oder „Stirbt der Neusiedler See, stirbt unser Lebensraum“ zu lesen.

Vom Joiser Gemeinderat initiiert

Zur Protestaktion rief der Gemeinderat von Jois auf. Man wolle so Landes- und Bundesregierung dazu auffordern, schnell Handlungen zur Rettung des Neusiedler Sees zu setzen – mehr dazu in Jois demonstriert für Rettung des Sees.

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Demonstration beim Joiser Kreisverkehr
ORF
Demonstration in Jois
Demonstration beim Joiser Kreisverkehr
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Demonstration in Jois
Demonstration beim Joiser Kreisverkehr
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Demonstration in Jois
Demonstration beim Joiser Kreisverkehr
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Demonstration in Jois
Demonstration beim Joiser Kreisverkehr
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Demonstration in Jois
Demonstration beim Joiser Kreisverkehr
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Demonstration in Jois
Demonstration beim Joiser Kreisverkehr
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Demonstration in Jois
Demonstration beim Joiser Kreisverkehr
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Demonstration in Jois
Demonstration beim Joiser Kreisverkehr
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Demonstration in Jois
Demonstration beim Joiser Kreisverkehr
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Demonstration in Jois
Demonstration beim Joiser Kreisverkehr
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Demonstration in Jois

„Wir kämpfen für den Lebensraum und die Lebensqualität“, betonte Bürgermeister Johann Steurer (ÖVP) in seiner kurzen Ansprache. Dass vom See nur Lacken übrig bleiben oder er gar komplett verschwindet, wolle er sich gar nicht vorstellen: „Wir wollen keine Ratschläge geben, sondern mit der Aktion aufrütteln, dass man den Prozess beschleunigt, bevor der Wasserstand zu niedrig wird.“

Der See müsse für die Region am Leben erhalten bleiben, verwies Steurer auch auf eine entsprechende Resolution des Joiser Gemeinderats. Und er erinnerte daran, dass es 1867, als der See tatsächlich trocken lag, die größte Abwanderung aus der Region gegeben habe.

Bürgermeister Johann Steurer bei der Kundgebung für den Neusiedler See
ORF/Martin Ganster
Bürgermeister Johann Steurer (ÖVP) appellierte für rasches Handeln

Gemeinderäte sehen „katastrophales Risiko“

Die Joiser Gemeinderäte befürchten „drastische Folgen auf mehreren Ebenen“, wie es in einer Aussendung hieß. Eine Austrocknung des Sees wäre mit „katastrophalem Risiko“ verbunden. Die Marktgemeinde fordert unter anderem ein beschleunigtes Verfahren, mehr Einbindung der Seegemeinden bei der Rettung und eine Verbesserung der Kommunikation über die Bundeslandgrenzen hinweg.

Grafik zum Wasserstand im Neusiedler See
Grafik: APA/ORF; Quelle: Wasserportal Burgenland

Die B50 war aufgrund der Protestaktion im Bereich der Ortsdurchfahrt von Jois blockiert, der Verkehr wurde großräumig umgeleitet. Für gewöhnlich queren Hunderte Autos in der Früh den großen Kreisverkehr in Jois.

Dorner für einen Schulterschluss

Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) plädierte in einer Aussendung für einen Schulterschluss: „Eine nachhaltige Lösung für den See wird nur dann erreicht, wenn alle an einem Strang ziehen.“ Er verwies darauf, dass seit drei Jahren intensiv an einer Umsetzung von Maßnahmen zur Verhinderung der Trockenheit gearbeitet wird – auf breiter Ebene und in unterschiedliche Richtungen. Die Erhaltung des Naturraums habe oberste Priorität, betonte Dorner.

Kritik an der Blockade kam dagegen von SPÖ-Umweltsprecher Erwin Preiner. Er nannte sie "kontraproduktiv“ und sah darin ein „parteipolitisch motiviertes Ablenkungsmanöver von langjährigen Versäumnissen der ÖVP“. Eine Wasserzufuhr für den See sei schon 2003 Thema gewesen, die ÖVP habe bis 2015 selbst den Agrarlandesrat gestellt. Der Beschluss im Joiser Gemeinderat für die Resolution zur Rettung des Neusiedler Sees erfolgte mit Stimmen aller Parteien, bei einer Gegenstimme.

ÖVP fordert konkreten Zeitplan

ÖVP-Klubobmann Markus Ulram forderte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) dazu auf, in Sachen Neusiedler See vom Reden ins Tun zu kommen. Lippenbekenntnisse seien zu wenig. Man fordere eine Offenlegung von Doskozils Plänen und einen Zeitplan. Jetzt müsse alles getan werden, um die Vielfalt des Neusiedler Sees aus ökologischer und ökonomischer Sicht zu erhalten, so Ulram.

FPÖ: Starkes Signal

Der freiheitliche Landesparteisekretär und Nationalratsabgeordnete Christian Ries stellt sich hinter die Demonstration in Jois. Diese sei ein starkes Signal an die Entscheidungsträger. Der kritische Wasserstand des Sees sei den Bürgern ein enorm wichtiges Anliegen, und eine Lösung könne gar nicht schnell genug kommen, so Ries.

Grüne: Blockade geht völlig am Problem vorbei

Kritik an der Aktion in Jois kam von den Grünen. „Wenn mit Dieseltraktoren eine Straßenblockade errichtet und dabei behauptet wird, den Neusiedler See retten zu wollen, geht das völlig am Problem vorbei“, meinte Landessprecherin Regina Petrik. Sie forderte viel eher, die Ursachen der Erderwärmung zu bekämpfen. Dann könne sich der See auch nach seinem eigenen Rhythmus eines Steppensees wieder erholen, so Petrik.