Neusiedler See, Mörbisch
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Natur

Neusiedler See: Nach Alternativen für Gäste suchen

Der Neusiedler See mit seinem Wasserstand ist und bleibt eines der beherrschenden Themen im Nordburgenland. Die Region brauche den Neusiedler See, müsse aber auch verstärkt Alternativen für Gäste anbieten, rät Tourismusforscher Peter Zellmann.

Betriebe müssten sich auf alle Szenarien – auch auf eine mögliche Austrocknung – vorbereiten und das Angebot erweitern, so Zellmann. Potenzial sieht er unter anderem bei Radtouren, Reiten, Golf, Wandern und Wellness. Derzeit sei die Bedeutung des Neusiedler Sees groß: „In der Region brauchen ihn alle.“

Regelmäßige Treffen

Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft sei rund um den See „unersetzbar“. Für ein nachhaltiges Konzept für die Zukunft regte Zellmann, Leiter des Wiener Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung, einen moderierten Prozess mit monatlichen Treffen über zwei Jahre an. Als kurzfristige Lösung für Segler und Wassersportler sei der Umstieg auf Boote und Boards mit wenig Tiefgang möglich. Außerdem seien naturnahe Freibäder, in denen der See wie in Rust hauptsächlich als Kulisse dient, eine Alternative.

„Wasserzuleitung soll diskutiert werden“

Eine Wasserzuleitung sollte laut Zellmann diskutiert werden: „Den See als Wasseroberfläche, als Kulisse zu erhalten, ist durchaus eine natur- und umweltfreundliche Alternative, die unter Umständen machbar ist.“ Der Neusiedler See habe für die gesamte Region eine große Bedeutung – für Segler und Fähren sowie für Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Von Letzterer seien auch andere Wirtschaftsbereiche abhängig, etwa der Bäcker, der mit Hotellerie und Gastronomie Umsatz mache, und der Tischler, der diesem das Geschäft einrichte, so Zellmann.

Stärker Fokus auf Kulturtourismus

Er plädierte außerdem für einen stärkeren Fokus auf Kulturtourismus, der unabhängig vom Wasserstand im Neusiedler See sei. Von der Politik forderte der Tourismusforscher, die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Region festzulegen. Für die Zukunft gebe es drei Szenarien: einen weiter sinkenden, einen gleichbleibenden und einen steigenden Wasserstand. Ersteres sei am wahrscheinlichsten, aber alles denkbar: „Wir sollten uns von Übertreibungen und Panik, aber auch von Unterschätzung in unserer Planung der nächsten Jahre unabhängig machen“, betonte Zellmann.

Nemeth: Alle sollen an einem Strang ziehen

Peter Nemeth, Präsident der burgenländischen Wirtschaftskammer, forderte im Rahmen des von der Kammer veranstalteten Impulsvortrags, dass „alle Verantwortlichen im Land und Bund zusammenarbeiten, anpacken, um den See zu erhalten und den Wirtschaftsstandort mit seinen Arbeitsplätzen zu sichern“. Der Neusiedler See sei wichtig für die Wirtschaft, für die Hotels, Restaurants, Freizeitbetriebe, den Lebensmittelhandel, die Weinwirtschaft und zahlreiche andere Bereiche. „Mit den Betrieben würden tausende Arbeitsplätze im Burgenland verlorengehen“, betonte Nemeth.

Petrik: Anregungen in Landespolitik einbringen

Grünen-Klubobfrau Regina Petrik will Zellmanns Anregungen verstärkt in der Landespolitik einbringen. „Wir müssen für drei verschiedene Szenarien Entwicklungskonzepte für den Tourismus erarbeiten, mit allen Stakeholdern und sehr fundiert“, hielt sie fest. Die Politik müsse dazu einladen und die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen.

Ries: „Dem See geht das Wasser aus und uns die Zeit“

Der freiheitliche Landesparteisekretär und Nationalratsabgeordnete Christian Ries betonte auch angesichts der Absage der österreichischen Meisterschaften im Slalom-Surfen: „Dem See geht das Wasser aus und uns die Zeit.“ Er kritisierte aus seiner Sicht fehlende Maßnahmen des Landes zur Erhaltung des Neusiedler Sees – dieses „wankt dem touristischen Untergang sehenden Auges entgegen“, meinte Ries.