Andreas Stipsits und Julian Heissenberger
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Religion

Debatte über Zölibat gewinnt an Fahrt

Er könne sich vorstellen, den Zölibat für Priester aufzuheben – mit dieser Aussage befeuerte Papst Franziskus die Debatte über die Ehelosigkeit in der katholischen Kirche. Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics begrüßte in einer Stellungnahme eine offene Diskussionskultur in der Kirche.

Seit Jahrzehnten wird über den Zölibat und dessen Abschaffung diskutiert. Die Aussage von Papst Franziskus, dass er den Zölibat für revidierbar hält, ist ein neuer Meilenstein in der Debatte. Auch Kardinal Christoph Schönborn meinte im ZiB-2-Interview, der Zölibat sei ein kirchliches Gesetz und kein göttliches. Man könne und werde über dieses Thema diskutieren.

Bischof Zsifkovics
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Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics

Zsifkovics für offenen Dialog

Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics schlug am Dienstag in einer schriftlichen Stellungnahme in die gleiche Kerbe:

„Die zölibatäre Lebensform ist kein Sakrament, kein Ordensgelübde, kein Dogma und keine Glaubensaussage, sondern ein Kirchengesetz, das vor circa 1000 Jahren Gültigkeit erlangt hat. Verschiedene Entwicklungen, auch Missstände und Wunschvorstellungen, haben damals die Kirche veranlasst, diese Lebensform zu einer allgemein gültigen für die Priester zu machen. Eigentlich ist die Ehelosigkeit das unverwechselbare Kennzeichen der Ordensleute und Mönche. Sie wird auch weiterhin eine gültige und anerkannte Lebensform bleiben, die natürlich auch provoziert. Nicht zu vergessen ist, dass es in der katholischen Kirche bereits eine Vielzahl von verheirateten Priestern gibt.“

Der Zölibat werde weiterhin im Gespräch bleiben, so Zsifkovics. Er plädierte dafür, dass weltweit in allen Kontinenten und Diözesen ein offener Dialog geübt werde, der keine Verletzungen und Spaltungen in der Kirche zurücklasse.

Kornfeind: Abschaffung des Zölibats Befreiungsstoß

Die Pfarrer-Initiative ist eine österreichweite Bewegung römisch-katholischer Priester und Diakone, die sich für neue Wege in der Kirche einsetzt. Dazu gehört für die Initiative auch die Abschaffung des Zölibats. Fast 400 Priester und Diakone sind Mitglieder, auch etliche aus dem Burgenland – wie zum Beispiel der Pfarrer in Schachendorf, Schandorf und Dürnbach, Branko Kornfeind.

Branko Kornfeind
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Pfarrer Branko Kornfeind

Er meint, dass die Abschaffung des Zölibats „ehrlicher“ wäre und ein Befreiungsstoß für viele. Der Zölibat sei nicht die Heilige Schrift und nicht das Gebot Gottes. Er sei schon seit seinem Werdegang zum Priester für die Freistellung gewesen, so Kornfeind. Wer zölibatär leben könne, solle es tun. Wer es nicht könne, solle kein Theater machen.