Reformierte Kirche Oberwart
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Religion

250 Jahre Reformierte Kirche Oberwart

Die Reformierte Kirche in Oberwart feiert heuer ihr 250-jähriges Bestehen. Es ist die älteste reformierte Kirche Österreichs. Die zweite Besonderheit ist die Zweisprachigkeit: Die Gottesdienste werden auf Deutsch und Ungarisch abgehalten.

Die Reformierten sind evangelische Christen Helvetischen Bekenntnisses. Sie führen ihren Glauben nicht auf Martin Luther zurück, sondern auf die Reformatoren Johannes Kalvin und Ulrich Zwingli. In Österreich gibt es etwa 15.000 Reformierte, davon 1.500 in Oberwart.

Langwieriger Prozess

Vor der Errichtung ihrer Kirche in Oberwart im Jahr 1773 hielt die Gemeinde ihre Gottesdienste in einer einfachen Holzkirche ab und sie wandte sich mehrmals an Kaiserin Maria Theresia mit dem Ersuchen um Genehmigung zum Bau einer Kirche aus Stein. Das Verfahren habe an die fünf Jahre gedauert, bis die Erlaubnis kam, die Kirche zu bauen, so Pfarrer Richard Kadas. Am 10. Jänner 1773 konnte schließlich der erste Gottesdienst in der neuen Kirche gefeiert werden.

Reformierte Kirche Oberwart
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Die Form der Kirche ähnelt einem Getreidespeicher

Die Form der Kirche erinnerte an einen Getreidespeicher, das war damals Voraussetzung. Die Habsburger waren nicht die große Unterstützer des Protestantismus. „Wir durften keinen Kirchenturm bauen und die Kirche durfte nicht mit dem Tor direkt an der Straße liegen. Und wir hatten damals keine Empore und auch keine Orgel gehabt – erst 100 Jahre später, zum 100. Jubiläum“, so Pfarrer Kadas.

Innenraum der Reformierten Kirche Oberwart
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Das Innere der Kirche

Bis 1907 zierte den Turm ein kaiserlicher Doppeladler, an seine Stelle wurde später ein Stern gesetzt. Einige Teile im Kircheninneren, wie die Kanzel oder die handgeschnitzten Bänke, sind noch im Originalzustand. Über der Kanzel ist ein Pelikan zu sehen, der die Jungen mit seinem eigenen Blut nährt.

Lebendige Kultur

Die Gottesdienste finden abwechselnd in ungarischer und in deutscher Sprache statt. Die Sprache und die Kultur wird von den rund 1.500 Mitgliedern lebendig gehalten. Den Reformierten Leseverein gibt es seit mehr als 130 Jahren. Es gehe darum, die ungarische Sprache und die ungarische Kultur aufleben zu lassen und weiterzutragen, sagt die Obfrau des Lesevereins Eva Gangoly. Mit einer Tanzgruppe, einem Chor und einer Theatergruppe versuche man für Abwechslung zu sorgen. Und so verspricht auch das Jubiläumsjahr hinter den geschichtsträchtigen Mauern der ältesten Reformierten Kirche Österreichs ein abwechslungsreiches zu werden.