Marie Walter,  Romana Tripaum, Erika Hoffmann
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Chronik

Drei Frauen – Drei Lebensträume

Anlässlich des Weltfrauentages hat ORF-Reporterin Gabi Schiller drei burgenländische Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen porträtiert. Ihre Lebenswege zeigen, vor welchen Herausforderungen Frauen im Berufs- und Privatleben stehen.

Die jüngste der drei Frauen ist Marie Walter aus Mischendorf (Bezirk Oberwart). Sie ist 20 Jahre alt. Ihr großer Traum ist es, Pilotin zu werden. Diesem Traum ordnete die junge Frau alles unter. „Wenn ich in der Luft bin, gibt mir das das Gefühl, frei zu sein“, erklärt Marie Walter.

Marie Walter im Flugzeug
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Marie Walters Traum ist es Pilotin zu werden

Romana Tripaum: Familie als Lebensmittelpunkt

Für Romana Tripaum aus Wolfau (Bezirk Oberwart) ist seit bald 25 Jahren die Familie das Wichtigste im Leben. „Ich bin glücklich mit meinem Mann und meinen Kindern, auf die ich sehr stolz bin. Sie sind jetzt 24 und 25 Jahre alt und kommen auch noch gerne nach Hause“, sagt Tripaum. In der Berufswelt Karriere zu machen, sei nie ihr Ziel gewesen, erzählt sie.

Romana Tripaum und ihr Mann
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Romana Tripaum und ihr Mann

Erika Hoffmann: Unternehmerin mit Leib und Seele

Genau dieses Ziel verfolgte aber Erika Hoffmann ihr gesamtes Leben lang. Mitte der 1960er-Jahre eröffnete sie ein Teppichgeschäft in Oberwart und verzichtete bewusst auf eine Familie. „Wenn eine Frau Familie und Beruf vollständig gut zusammenbringt, dann ist sie ein Wunder. Ich habe es nicht geschafft. Aber ich bereue es nicht. Ich habe weder Kinder noch Ehemann, ich bin eben Teppichverkäuferin“, sagt Hoffmann.

Erika Hoffmann im Teppichgeschäft
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Erika Hoffmann in ihrem Geschäft

Mit ihrem Geschäft habe sie klein angefangen. Ihr Alter verriet Frau Hoffmann nicht, aber sie glaubt zu wissen, wie Frauen ihr Glück finden. „Freude am Leben, ein gutes Umfeld, soziale Kontakte und dass man das, was man beruflich macht, gerne macht. Ich bin mit Leib und Seele Kaufmann“, so Hoffmann, die Frauen rät, selbstbewusst aufzutreten.

Als Erika Hoffmann auf die Welt kam, war noch Krieg in Österreich und sie ein Waisenkind. Die gebürtige Grazerin wuchs in Internaten auf. Mit 21 kam sie schließlich nach Oberwart: „Ich wollte Geld verdienen und hatte dann sehr schwere Zeiten, weil ich auch am Bau gearbeitet habe. Die Maurer haben vor 50 Jahren noch gesagt, dass eine Frau auf der Baustelle Unglück bringt.“

Sendungshinweis

Das Porträt der drei Burgenländerinnen ist Mittwochabend in „Burgenland heute“ zu sehen. 19.00 Uhr, ORF 2.

Unterschiedliche Lebenswege

Damals, Ende der 1960er-Jahre, kam Romana Tripaum auf die Welt und landete als Pflegekind in Wolfau. Sie war nicht die einzige im Dorf. Sie hatte nur einen einzigen Traum: „Ich bin dann im Gastgewerbe groß geworden und habe Koch-Kellner gelernt, die Ausbildung zur Hotelfachassistenz habe ich dann in der Schweiz gemacht. Es war dort eine wunderschöne Zeit. Aber ich bin immer wieder gerne zurückgekommen, ich kannte auch meinen heutigen Mann damals schon.“

Romana Tripaum in jungen Jahren
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Romana Tripaum hat immer Teilzeit gearbeitet. Anders wäre die Betreuung der Kinder nicht möglich gewesen

Marie Walter: Schulabbruch zur Traumverwirklichung

Als junge Mutter war Romana Tripaum damals nur ein paar Jahre älter, als Marie Walter heute ist. Marie besuchte die HTL und obwohl sie dort Vorzugsschülerin war, brach sie die Ausbildung ab. Viel wichtiger war und ist ihr Traum Pilotin zu werden. Dafür braucht sie Geld, das sie nun als Versicherungskauffrau verdient.

„Meine Eltern waren am Anfang total dagegen. Mein Papa hat gesagt, das ist eine Schnapsidee. Sie haben dann aber gesagt: Wenn es wirklich dein Traum ist, mach, aber finanziere es dir selbst. Und jetzt stehe ich hier, kurz vor der praktischen Prüfung und meine Eltern sind stolz auf mich“, sagte die 20-Jährige. Es sei zwar ein stressiges Leben, das sie führe, aber es sei auch wichtig, seine Träume zu erfüllen.

Marie Walter
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Ihre Eltern sind heute stolz auf sie, erzählt Marie Walter

Familie oder Karriere?

Familie oder Karriere, Vollzeit oder Teilzeit – diese Frage stellen sich irgendwann alle Frauen, sind die drei Burgenländerinnen überzeugt. Sie selbst habe wegen der Kinder immer nur Teilzeit gearbeitet, erzählte Romana Tripaum. Anders wäre es nicht möglich gewesen: „Wo hätte ich denn meine Kinder hingeben sollen?“ Heute arbeitet Frau Tripaum Teilzeit in einer Ordination. Neben der Arbeit kümmert sie sich auch um ihre 84-jährige Schwiegermutter. „Sie ist vor kurzem gefallen und hat sich schwer verletzt. Mittlerweile geht es ihr Gott sei Dank besser, aber es muss immer jemand da sein. Sie hat mir früher geholfen und ich helfe ihr jetzt“, so Tripaum.

Erika Hoffmann in ihrem Geschäft
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Erika Hoffmann rät allen Frauen „Traut euch aus der Enge“

Erika Hoffmann versucht selbst als Unternehmerin auf ihre Mitarbeiterinnen und deren Lebenssituationen Rücksicht zu nehmen. „Wenn eine Frau Kinder haben und Teilzeit arbeiten will, dann muss man ihr die Möglichkeit geben“, sagt Hoffmann.

„Ihr lebt nur einmal“

Am Weltfrauentag geben die drei Burgenländerinnen allen Frauen folgende Ratschläge: „Die Frauen sollen ihren Weg gehen, sie sollen auf ihr Inneres hören“, so Romana Tripaum. „Ich würde den Mädchen in meinem Alter sagen: Macht, was ihr wollt und was euch Spaß macht. Hört nicht auf die anderen. Ihr lebt nur einmal“, lautet der Rat von Marie Walter. Und Erika Hoffmann hat folgenden Tipp: „Ich möchte allen Frauen der Welt sagen: In euch steckt mehr drinnen. Macht etwas daraus. Traut euch heraus aus der Enge. Familie ist gut, ein Beruf ist auch sehr gut“.