Frau tippt auf Handy
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Chronik

Wie sich „Sextortion“-Opfer wehren können

Betrug und Datenmissbrauch per SMS oder auf Social-Media-Plattformen trifft auch junge Menschen. Vor Kurzem ist ein 18-jähriger Burgenländer mit gefälschten Intimfotos erpresst worden. Die Polizei rät Betroffenen in solchen Fällen alle Daten zu sichern und Anzeige zu erstatten.

Mittlerweile nutzen in Österreich etwa zwei Drittel der Bevölkerung täglich soziale Medien. Neben Facebook, WhatsApp und Instagram bevorzugen junge Menschen vor allem die Plattformen TikTock und Snapchat.

Felix Muhr im Interview
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Felix Muhr im ORF-Burgenland-Interview

18-Jähriger mit Fotomontage erpresst

Felix Muhr aus Neustift an der Lafnitz (Bezirk Oberwart) ist seinem Erpresser auf Snapchat begegnet. Er fand dort sein Profilbild neben dem Foto eines männlichen Geschlechtsteils wieder. Der 18-jährige Schüler hatte diese Fotomontage nicht selbst angefertigt. Ein Unbekannter oder eine Unbekannte wollte ihn damit zwingen, Geld zu zahlen. Der junge Mann ist als Partymusiker auf sämtlichen Social-Media-Plattformen aktiv und dachte ursprünglich, dass er es mit einem Fan zu tun habe.

Erpresser-Chat
Felix Muhr
Von Muhr gespeicherte Erpresser-Nachricht

Er habe angefangen, auf Snapchat mit seinen Fans zu chatten und Bilder auszutauschen, das seien natürlich harmlose Bilder gewesen, erzählte Felix Muhr. Als er dann erpresst worden sei, habe er sich dagegen entschieden, zu zahlen. Anfangs habe sein Erpresser 300 Euro von ihm gewollt. Muhr fotografierte den Chat-Verlauf, bevor er gelöscht werden konnte und erstattete Anzeige bei der Polizei.

Kripo-Chef: Unbedingt Anzeige erstatten

Daten und sämtliche Chat-Verläufe zu sichern, sei wichtig, bekräftigte auch Burgenlands Kripo-Chef Gerhard Braunschmidt. Man solle den Erpressungsversuch auch bei den Betreibern der einschlägigen Plattformen melden. „Aber dann gehen Sie zur Polizei und machen Sie Anzeige“, so Braunschmidt.

Auch Internet Ombudsstelle und „Rat auf Draht“ helfen

Über eine Beschwerde bei der Internet Ombudsstelle erhalten Betroffene auch juristischen Rat. Rund um die Uhr erreichbar ist die Telefonseelsorge „Rat auf Draht“. Natürlich gebe es oft eine große Scheu, sich Hilfe zu holen, sagte die Leiterin von „Rat auf Draht“, Brigitta Satke: „Und das Schamgefühl ist auch sehr, sehr groß.“ Doch zu zahlen, wäre sicherlich der denkbar schlechteste Weg, weil diese Drohungen damit oft nicht aufhören würden – ganz im Gegenteil.

Die Polizei rät generell bei Nachrichten von unbekannten Telefonnummern oder Personen misstrauisch zu sein. Der „Polizistentrick“ sei derzeit sehr gängig, warnte Braunschmidt. Dabei kontaktieren vermeintliche Polizisten ihre Opfer und wollen etwa Wertgegenstände abholen, um sie vor angeblichen Einbrechern zu schützen. Die Polizei hole grundsätzlich keine Gegenstände ab, um sie zu sichern, betonte Braunschmidt. In so einem und ähnlichen Fällen sollte man immer misstrauisch sein und sich bei der Polizei oder Angehörigen rückversichern.