Martin Kocher
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Politik

Kritik an Kocher auch aus dem Burgenland

ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher hat am Dienstag mit einem Vorstoß zu Leistungen für Teilzeitbeschäftigte aufhorchen lassen. Er schlug für sie Kürzungen bei den Sozialleistungen vor. Am Mittwoch relativierte er seine Aussage. Kochers Vorschlag wurde viel kritisiert – auch aus dem Burgenland.

„Mütter und Frauen mit Betreuungspflichten“ seien tabu, stellte Kocher am Mittwoch fest. Für Kochers Vorschlag hagelte es Kritik – mehr dazu in news.ORF.at.

Grundsätzlich will Kocher aber, dass wieder mehr Menschen in Vollzeitbeschäftigung arbeiten und schlägt vor, steuerbezogene Sozialleistungen für Teilzeitbeschäftigte zu überdenken.

Teilzeitquote im Burgenland höher als im Österreichschnitt

In Österreich – und auch im Burgenland – arbeiten vor alle Frauen in Teilzeitbeschäftigung. Laut Statistik Austria ist fast jede zweite Frau in Österreich teilzeitbeschäftigt. Ähnlich die Situation im Burgenland. Die Teilzeitquote lag im Jahr 2021 bei Männern bei 8,7 Prozent, bei Frauen bei 49,8 Prozent – damit ist die Teilzeitquote bei Frauen im Burgenland etwas höher als jene in ganz Österreich.

Teilzeit wegen Kinderbetreuung

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen ist die Teilzeitquote in den vergangenen Jahren im Burgenland angestiegen, bei Frauen jedoch deutlich stärker. Studien zeigen: der häufigste Grund für die Entscheidung Teilzeit zu arbeiten, ist die Kinderbetreuung.

Kritik von SPÖ und ÖGB

Kritik zu den Aussagen von Arbeitsminister Kocher kommt von der SPÖ. Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann sprach von einer „sozialen Bankrotterklärung“, Frauenlandesrätin Astrid Eisenkopf nannte die Aussagen „frauenfeindlich“.

Auch die ÖGB-Frauen üben Kritik an diesem Vorhaben. Denn dieses sei ein „Angriff auf Familien und Frauen, da diese oftmals keine Wahl haben und in Teilzeit arbeiten müssen“. „ArbeitnehmerInnen per Gesetz schlechter zu stellen ist sozial fragwürdig“, so so ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Bianca Graf. ÖGB-Landesfrauensekretärin Caroline Kolonovits fordert eine klare Position von Frauenministerin Susanne Raab.

Mauersics: „Fahrlässig“

„Teilzeitbeschäftigte per Gesetz schlechter zu stellen ist fahrlässig und fern von jeglichem sozialen Handeln. Ich verurteile die Denkhaltung des Ministers dahingehend, dass wirtschaftliche Aspekte vor das Wohl der Menschen gestellt werden", so ÖGB-Landesvorsitzender Erich Mauersics.

"Neben persönlichen Mehrbelastungen, welche das Arbeiten in Vollzeit unmöglich machen, spielt auch das Stellenangebot eine Rolle. In vielen Bereichen/Branchen werden hauptsächlich Teilzeitstellen ausgeschrieben“, so FSG-Landessekretär Andreas Rotpuller.

„Nicht mit den Grünen“

"Die von Arbeitsminister Kocher vorgeschlagene Kürzung von Sozial- und Familienleistungen für Teilzeitkräfte wird es mit den Grünen sicher nicht geben“, stellt Regina Petrik, Klubobfrau der Grünen fest. Man müsse alles daran setzen, Armut zu reduzieren, so Petrik weiter.

Michalitsch: "Sollen Frauen bestraft werden?

Arbeiterkammer Burgenland Präsident Gerhard Michalitsch stellt in einer Aussendung die Frage: „Sollen Frauen für´s Kinder großziehen und für die Pflege von Angehörigen bestraft werden?“ Er habe kein Verständnis für den jüngsten Vorstoß von Kocher, die Sozialleistungen für Teilzeibeschäftigte zu kürzen. Vor allem Frauen würde das hart treffen – auch im Burgenland, so Michalitsch. Acht von zehn Teilzeitbeschäftigten seien Frauen. Sie bekommen 40 Prozent weniger Pension und erhalten aufgrund geringerer Einkommen auch weniger Sozialversicherungsleistungen, so Michalitsch.