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Gesundheit

Fix: Burgenland zahlt höchste Ärztegehälter

Das Burgenland zahlt nach eigenen Angaben künftig österreichweit das höchste Jahresbruttogehalt von Fachärztinnen und Fachärzten. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) präsentierte am Donnerstag die Details zum neuen Gehaltsschema.

Das Land will mit den neuen Gehältern einen finanziellen Anreiz im Kampf gegen den Ärztemangel setzen. Denn in den fünf Spitälern des Landes fehlen aktuell rund 75 Ärztinnen und Ärzte. Am Donnerstag hatte die finale Verhandlungsrunde mit dem Gesundheitsfonds BURGEF sowie den Trägerorganisationen Burgenländische Krankenanstalten GmbH (KRAGES) und Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt stattgefunden.

Beginn mit 140.000 Jahresbruttogehalt

Mit dem neuen Modell kommen Fachärzte in einem der fünf heimischen Spitäler zu Beginn ihrer Karriere auf ein Jahresbruttogehalt von 140.000 Euro. Aktuell sind es etwa 111.000 bis 115.000 Euro. Nach zehn Dienstjahren steigt das Jahresbruttogehalt auf 160.000 Euro, nach weiteren zehn Jahren auf 180.000 Euro. Bis zum Karriereende beläuft sich diese Summe auf 200.000 Euro.

Andreas Püspök, Hans Peter Doskozil, Stephan Kriwanek
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Details zu den neuen Fachärztegehältern wurden am Donnerstag auf Burg Schlaining präsentiert

Das Paket enthält weiters eine Reihe von Prämien etwa für Fortbildungen sowie die Möglichkeit, in von Gesellschaften des Landes verwalteten Einheiten wie Akutordinationen und künftigen Erstversorgungsordinationen zusätzliche Dienste zu versehen.

Doskozil: Finanzielle Kraftanstrengung für Land

In Summe investiert das Land Burgenland zehn bis 15 Millionen Euro in das neue Gehaltsschema. „Das bedeutet eine finanzielle Kraftanstrengung für das Land“, räumte der Landeshauptmann ein. Man stehe aber vor einer Grundsatzentscheidung, und er sei der Meinung, wenn man für die Bevölkerung qualitativ die beste Medizin bieten und die Versorgung sicherstellen wolle, dann müsse man in diesen Wettbewerb einsteigen. Um in diesem bestehen zu können, brauche es ein adäquates Gehalt für Ärzte. Ihm sei bewusst, dass es Diskussionen mit den anderen Bundesländern geben werde, er sehe hier aber eine Verantwortung der burgenländischen Bevölkerung gegenüber, so Doskozil.

Erstversorgungsordinationen starten

Da es für die Bereitschaftsdienste an Wochenenden keine Verpflichtung gebe, müsse sich die öffentliche Hand etwas überlegen, meinte Doskozil. Mittels Opting-out ist es Ärzten möglich, nicht 48, sondern 55 Wochenstunden zu arbeiten und um die Grundversorgung in den Bezirken sicherzustellen, werden den Spitälern vorgelagerte Ambulatorien etabliert. Zwei dieser Erstversorgungsordinationen starten in Eisenstadt und Oberwart im ersten Halbjahr, dann wird auf die Bezirke ausgedehnt.

Kriwanek: Schritt gegen Ärztemangel

Stephan Kriwanek, medizinischer Geschäftsführer der KRAGES, sprach von einem „ganz wichtigen Schritt“, da es in manchen Bereichen einen „gravierenden“ Ärztemangel gebe: „Das wird uns helfen, die Situation zu verbessern, ich hoffe relativ zeitnahe.“

Püspök: Gute Grundvoraussetzungen

Auch der stellvertretende ärztliche Direktor des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt, Andreas Püspök, meinte, dass die neu geschaffenen Rahmenbedingungen mit den finanziellen Anreizen und der konsequente Einsatz für die Ausbildungsqualität gute Grundvoraussetzungen seien, damit junge Kolleginnen und Kollegen ihre medizinische Karriere im Burgenland begännen.

Doskozil: Zentraler Punkt im Finanzausgleich

Zentraler Punkt der Verhandlungen zum Finanzausgleich sei die Sicherstellung eines funktionierenden Gesundheitssystems, betonte Doskozil einmal mehr. Die Bevölkerung, die Krankenversicherungsbeiträge zahlt, müsse auch die entsprechende Leistung dafür bekommen: „Das ist der wichtigste politische Auftrag dieser Tage und das wichtigste Ziel für den Finanzausgleich.“

Ärztekammer: Erster Eindruck positiv

Die burgenländische Ärztekammer begrüße die „Attraktivierung des Standortes Burgenland“, wie Präsident Christian Toth am Donnerstag in einer Aussendung betonte. Man unterstütze sämtliche Maßnahmen, die Ärztinnen und Ärzte bewegen würden, ins Burgenland zu kommen und hier auch zu bleiben. Das von Doskozil vorgestellte Paket liege der Ärztekammer noch nicht mit allen Details vor, eine abschließende Beurteilung sei deshalb noch nicht möglich. „Der erste Eindruck ist aber durchaus positiv“, so Toth.

Auch die Österreichische Ärztekammer begrüßte das im Burgenland vorgelegte Paket. Endlich habe ein Bundesland begriffen, welche Investitionen in der Gesundheitsversorgung wirklich notwendig seien – nämlich Investitionen in die wichtigste Ressource, ins Personal, so der Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, Harald Mayer. Was im kleinsten Bundesland möglich sei, sollte auch in den anderen machbar sein.