Hans Peter Doskozil
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Politik

Doskozil legt sich mit Ärztekammer an

Mit dem neuen Finanzausgleich soll eine große Gesundheitsreform kommen. Dabei spielen die Landeshauptleute eine wichtige Rolle. Deren aktueller Vorsitzender ist Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Er legt sich jetzt mit der Ärztekammer an.

So offen wie Doskozil hat noch kein Politiker die Ärztekammer kritisiert. „Da gibt es genügend Beispiele dafür, dass es auch Blockierer im System gibt, die nicht die Bevölkerung in den Vordergrund stellen, sondern ihre eigenen Interessen in den Vordergrund stellen. Und dazu gehört die Ärztekammer“, so der Landeshauptmann im Ö1-Interview.

Kritik an Ärzteabwanderung ins Ausland

Als Beispiele, wo die Kammer blockiert, nennt Doskozil die Besetzung offener Kassenarztstellen, die Organisation von Bereitschaftsdiensten und verpflichtende Jahre für Medizinabsolventinnen und -absolventen in Österreich. „Es kann nicht akzeptiert werden, dass wir doch genug Ärzte ausbilden, aber ein Drittel dieser ausgebildeten, wichtigen Ärzte ganz einfach von heute auf morgen ins Ausland geht“, sagte Doskozil.

Doskozil: Ärztekammer muss entmachtet werden

Die Ärztekammer müsse entmachtet werden, so Doskozil. Das sei seine persönliche Meinung: „Wenn man das Gesundheitssystem fit für die nächsten Jahrzehnte machen will, dann muss sich hier etwas ändern. Alles immer schönzureden, damit kann man keine Politik machen.“ Doskozil ist derzeit auch Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz. Hier handle es sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt um seine eigene, persönliche Meinung, betonte er. Aber ein erstes Gespräch, um auch eine Linie seitens der Länder zustande zu bringen, werde es am Donnerstag geben, kündigte Doskozil an.

Ärztekammer wehrt sich

Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart warf Doskozil am Dienstag vor, die Selbstverwaltung der Ärzteschaft zerschlagen und das Gesundheitssystem verstaatlichen zu wollen. Eine Gesundheitsreform ohne Einbindung der Ärzteschaft sei jedoch zum Scheitern verurteilt. Der Salzburger Ärztekammer-Präsident Karl Forstner bezeichnete die Frontalkritik Doskozils als skurril – mehr dazu inÄrztekammerpräsident kontert Doskozil-Attacke.

FPÖ kritisiert Doskozil

Kritik an Doskozil kommt auch von der burgenländischen FPÖ. Landeshauptmann Doskozil sei „scheinbar nur an Schlagzeilen interessiert“, sagte Landesparteisekretär Christian Ries in einer Aussendung. Doskozil pflege sein „Bad-Boy-Image“ und trage lieber eine „Fehde“ mit der Ärztekammer aus, anstatt durch Sachpolitik zu einer Lösung in Sachen Ärztemangel zu kommen, so Ries.