Im November 1918 endete der Erste Weltkrieg, in langen Verhandlungen kam ein als Burgenland bezeichneter Teil Westungarns zu Österreich. Die Grenzziehung war umkämpft, mit Dezember 1921 und dem Verbleib Ödenburgs (Sopron) bei Ungarn, schien das Burgenland in seinen Grenzen definiert. Doch es es dauert bis Jänner 1923, um das Burgenland abzustecken, so wie es heute ist.
Luising (Bezirk Güssing) etwa blieb zunächst ungarisch, wollte aber österreichisch werden. Die alliierte Grenzkommission fragte daher noch einmal nach, erzählt der Luisinger Hobbyhistoriker Martin Lendl. „Das war an einem Sonntag. Die Menschen waren in der Kirche. In dieser Zeit hat der Amtmann von Pinkamindszent (Anm.: ungarische Grenzgemeinde) Leute organisiert, die sich als Luisinger ausgegeben haben. Die haben dann gesagt, dass Luising bei Ungarn bleiben will. Die Kommission sah dann aber auch einige Kinder aus Luising. Die wurden gefragt, ob sie deutsch oder ungarisch sprechen. Und die Kinder sagten: ‚Wir sprechen deutsch. Wir können nicht ungarisch‘“, so Lendl. Und so wurde Luising schließlich doch Teil von Österreich – am 10. Jänner 1923.
Schandorfer stimmten für Ungarn
Auch Schandorf (Bezirk Oberwart) kam am 10.Jänner 1923 zu Österreich – eine Festveranstaltung samt Festmesse und Ausstellung erinnerte zum 100 Jahres-Jubiläum an diesen Tag. Anders als in Luising, stimmte die Ortsbevölkerung in Schandorf seinerzeit für Ungarn. Der gebürtige Schandorfer Werner Herics, ORF Landesdirektor und Historiker, hat zu den Ereignissen von 1923 geforscht: „Zudem hat es bei uns Freischärler gegeben oder zumindest eine kleine Widerstandsbewegung, die so begründet ist, dass die Schandorfer Bauern um ihren Absatzmarkt gefürchtet haben. Deren Absatzmarkt war damals Szombathely (Steinamanger)“, so Herics. Trotz Bedenken und Abstimmung wurde dann aber auch Schandorf mit 10. Jänner 1923 ein kleiner Teil von Österreich.