Ewa Orminischan, rumänische Pflegerin in Neufeld
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Chronik

Schengen-Veto: Rumänische Pflegekräfte enttäuscht

Das österreichische und niederländische Veto gegen den Schengen-Beitritt von Rumänien und Bulgarien hat nicht nur europapolitische und bilaterale Auswirkungen. Betroffen sind auch die 24-Stunden-Betreuerinnen und Betreuer. 55 Prozent davon kommen aus Rumänien.

Seit fünf Jahren ist Ewa Orminischan in Neufeld (Bezirk Eisenstadt) 24-Stunden-Betreuerin bei einer 83-Jährigen Frau. Die 48-Jährige kommt aus einem 800 Kilometer entfernten Dorf in Rumänien pendelt wie viele mit einem Bus. Die Wartezeit an der Grenze beträgt bis zu sechs Stunden. Durch den Schengen-Beitritt von Rumänien wären die Wartezeiten wesentlich kürzer. „Ehrlich gesagt: Ich bin ganz enttäuscht. Ich bin nicht die Einzige, viele Betreuerinnen sind enttäuscht von dieser Schengen-Diskussion“, so Ewa Orminischan.

Pflegerin Ewa Orminischan
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Pflegerin Ewa Orminischan

Durch die Wartezeiten werden die Preise für die Busse oft auch teurer. Außerdem will man möglichst schnell nach Hause zur Familie. Ewa Orminischan kommt nur alle vier Woche nach Hause. „Jeder will schnell nach Hause. Jeder hat Familie, Kinder und Enkelkinder“, so Orminischan. 18.000 Rumänien und Rumänen sind in Österreich in der Pflege tätig. Viele überlegen jetzt, in ein anderes Land zu gehen. „Auf Facebook kann man schon viel lesen, dass einige nicht mehr wollen. Viele haben geglaubt, dass Österreich sie will, das kann man oft lesen“, so Orminischan.

Unverständnis und gekränkter Stolz

Es ist ohnehin schon schwierig Pflegekräfte zu finden, heißt es auch von den Vermittlungsagenturen. Man hofft dass sich die Situation nicht noch zusätzlich verschärft. „Auf der einen Seite wissen sie dass sich jetzt nicht wahnsinnig viel für sie verschlechtert, es verbessert sich nur nicht das Erhoffte. Auf der anderen Seite ist natürlich schon auch ein bisschen gekränkter Stolz dabei. Viele denken sich: Wir bringen uns hier ein, wir arbeiten hier in Österreich, wir verlassen unsere Familien für die Österreicher. Das Verständnis ist jetzt nicht wahnsinnig groß“, so Robert Hanreich von der Pflegeagentur „Confidence“.

Grenzkontrolle in Ungarn
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Stau an der Grenze: Pflegerin Ewa Orminischan fährt alle vier Woche nach Hause

Ewa Orminischan denkt auch schon darüber nach, mit ihrer Arbeit aufzuhören. „Ich denke auch darüber nach, zuhause zu bleiben. Ich bin schon 13 Jahre unterwegs, ich will schon nachhause“, so Orminischan. Sie hofft wie viele andere iele Pflegekräfte, dass die Politik ihr Veto noch einmal überdenkt.