Ein Kaffee, in dem mit einem Löffel umgerührt wird. Daneben liegt eine Serviette, auf der „Weiberwirtschaft“ steht
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Wirtschaft

Letzter Kaffee bei „Weiberwirtschaft“

Der Stoober „Weiberwirtschaft“ ist das Geld ausgegangen. Das Kaffeehaus mit Konditorei und Catering ist ein sozialökonomisches Projekt, das Langzeitarbeitslosen den Wiedereinstieg ermöglichen soll. Am Freitag wurde das letzte Mal zum Kaffee geladen.

Doris Horvath zog in ihrer „Weiberwirtschaft“ mitten im Ortszentrum von Stoob wehmütig Bilanz und nahm Abschied von ein paar Stammkunden. „Ich versuche den Stolz und die Freude über das, was alles gelungen ist, in den Vordergrund zu stellen“, so Horvath.

Doris Horvath serviert zwei Stammkunden einen Kaffee
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Doris Horvath servierte Stammkunden einen letzten Kaffee

Teil der Fördersumme musste erwirtschaftet werden

Mit einem vollen Haus feierte die „Weiberwirtschaft“ im Sommer 2019 ihre Eröffnung. Ursprünglich sollten mit dem Kaffeehaus, einer Konditorei und einem Cateringservice rund 80 Frauen auf das Berufsleben vorbereitet werden. Jeweils ein halbes Jahr dauerte das Training. Die Bedingung des Landes war es, dass ein Teil der Fördersumme wieder erwirtschaftet werden muss. „Insgesamt reden wir von 1,6 Millionen Euro und 20 Prozent davon sollten wir erwirtschaften – aus eigenen Mitteln und das ist uns auch gut gelungen“, so Horvath.

Die leere Weiberwirtschaft in Stoob
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Die „Weiberwirtschaft“

58 Beschäftigten gelang der Sprung in die Berufswelt

Insgesamt 106 arbeitslose Menschen arbeiteten in den vergangenen Jahren in der „Weiberwirtschaft“. Von den geplanten 80 Beschäftigten gelang jedoch nur 58 der Sprung in die Berufswelt. „Man muss einfach bedenken, dass die Menschen, die bei uns im Training waren, einfach diverse Dinge erlebt haben, die sie ein bisschen haben straucheln lassen. Oder sie hatten einfach auch Mobilitätsprobleme und hatten keinen Führerschein und kein Auto. Und das stand einer Arbeitsaufnahme einfach so oft im Weg“, so Horvath.

Zwei Frauen arbeiten im Cateringbereich.
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58 Personen gelang der Sprung zurück ins Berufsleben

Pandemie brachte Geschäftsmodell ins Stocken

Erschwerend hinzu kam auch noch die Pandemie. Sie brachte das Geschäftsmodell ins Stocken. Vom Reinigungsservice bis hin zum Heurigen im Sommer wurde alles versucht und doch beschlossen die Fördergeber das Projekt wie geplant zu beenden. Das Ende sei eigentlich für 30. Juni 2022 geplant gewesen. Es habe schließlich noch einmal eine Verlängerung gegeben. „Und somit ist das ganz normale Ende dieses Projekts Ende dieses Jahres“, sagte der zuständige Landesrat Leonhard Schneemann (SPÖ).

Die Weiberwirtschaft in Stoob Außenaufnahme
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Die „Weiberwirtschaft“ mitten in Stoob (Bezirk Oberpullendorf)

In der Weiberwirtschaft sind die Räumlichkeiten bereits feinsäuberlich geputzt. Die Möbel werden noch ausgeräumt. Auch die letzte Weihnachtsmehlspeise wird in den nächsten Tagen abgeholt