Speziell beim Grenzübergang Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) kommen besonders viele Asylsuchende über die Grenze. Allerdings gehen in letzter Zeit die Zahlen zurück – wegen des kalten Wetters und wegen Einreisebeschränkungen in Serbien. Trotzdem ist die Stimmung in der Bevölkerung angespannt, wie ein Lokalaugenschein von ORF-Redakteur Bernt Koschuh zeigt.
Gegenstände werden abgenommen
Am Dienstag um kurz nach 5:00 Uhr Früh am Parkplatz beim kleinen Bahnhof in Nickelsdorf hocken ein Afghane, sechs Inder und eine Inderin bei knapp über null Grad Celsius teils spärlich bekleidet auf dem Boden. Sie lassen sich bereitwillig von vier Bundesheersoldaten kontrollieren, durchsuchen und abklopfen. „I will search you now, ok? I have to search you!“, sagt ein Grundwehrdiener.

Die acht „unrechtmäßig aufhältigen Fremden“, so die Polizeisprache, müssen Handys, Ladegeräte, Kopfhörer und andere Gegenstände vorläufig abgeben. Sie werden in Kuverts aufgehoben. Interviews sind nicht möglich, es scheinen auch weder die Frau noch die sieben Männer eine europäische Sprache zu sprechen. Nur, dass die Inder aus den Regionen Punjab und Ariana stammen, weiß man.
Bevölkerung teilweise beunruhigt
Die Nickelsdorferinnen und Nickelsdorfer äußern auf dem Weg zur Arbeit Beunruhigung und Mitleid. „Wenn da die Menschen sitzen und kein gescheites Gewand haben, dann tun mir die einfach nur leid. Aber Angst hab ich keine. Ich denk mir, die haben wahrscheinlich mehr Angst als ich“, sagt eine Nickelsdorferin.

„Man spürt schon, das es eher radikaler wird bei uns in der Gemeinde. Die Leute fühlen sich ein bisserl eingeengt in ihrem Bewegungsradius, den sie früher gehabt haben. Mütter posten auf Facebook, dass Migranten im Hof gesessen sind und dass sie Angst haben wegen der Kinder“, sagt ein Nickelsdorfer. „Wir haben sie beobachtet, wie sie an allen Türen gerissen haben. Die müssen schon Hunger gehabt haben, sagt eine Pensionistin“ Eine andere Pensionistin sagt, beim Lüften bleibt sie immer am Fenster stehen.
„Was soll die Aufregung?“
Und dann gibt es wieder ganz andere Stimmen. „Ich hab selber einige aufgelesen im Wald draußen, gefürchtet habe ich mich dabei nicht“, sagt ein Nickelsdorfer. „Was soll die ganze Aufregung? Man sollte sagen man nimmt ein paar auf, integriert sie in den Arbeitsmarkt. Wir haben viel zu wenig Leute und die Österreicher werden nicht nachkommen“, so ein anderer.

Zahlen gehen zurück
Der Nickelsdorfer Bürgermeister Gerhard Zapfl (SPÖ) spricht von einer nicht negativen, aber angespannten Stimmung. Ihm ist wichtig, dass das Bundesheer die Asylsuchenden möglichst vor dem Ortszentrum anhält. "Ich habe heute mit der Landespolizeidirektion gesprochen, die Flüchtlingszahlen haben sich halbiert. Seit die Temperaturen rückläufig sind kommen weniger.
Der Bürgermeister hofft, dass ab Jahreswechsel der selbe Effekt betreffend Inder eintritt. Die acht Asylwerber am Bahnhof waren in dieser Nacht übrigens die einzigen, die im Raum Nickelsdorf vom Bundesheer angetroffen wurden. Pro Tag gibt es derzeit im Burgenland laut Polizei 200 bis 300 sogenannte Aufgriffe.