Chronik

Aktionsstart für „16 Tage gegen Gewalt“

Jede fünfte Frau ist von Gewalt betroffen. Mit Freitag startete die Aktion „16 Tage gegen Gewalt“ – und läuft bis zum 10. Dezember. Die nächsten zwei Wochen stehen damit ganz im Zeichen von Gewaltprävention und Opferschutz.

Die Gewalt an Frauen ist in den vergangenen Jahren in Österreich stark gestiegen. Laut Statistik der Gewaltschutzzentren wurden im Vorjahr mehr als 300 Betretungs- und Annäherungsverbote im Burgenland ausgesprochen und rund 28 Femizide österreichweit verzeichnet – beim überwiegenden Teil der Frauenmorde bestand eine Beziehung oder ein familiäres Verhältnis zwischen Täter und Opfer. Wenn Frauen vor Männern Zuflucht suchen, ist die erste Anlaufstelle oft das Frauenhaus. Aber nur wenige trauen sich, sich zu melden. „Deshalb ist es uns so wichtig, mit unserer Plakataktion darauf aufmerksam zu machen, wo Gewalt beginnt. Dass auch psychische und ökonomische Formen ganz schlimme Formen der Gewalt sind, die sich oft über Jahre ziehen“, so Julia Renner vom Frauenhaus Burgenland.

Plakataktion Frauenhaus
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Plakataktion des Frauenhauses

Aktion läuft bis 10. Dezember

Der 25. November ist internationaler Gedenktag für alle Mädchen und Frauen, die Opfer von Gewalt wurden. Damit starten 16 Tage, die ganz im Zeichen von Gewaltschutz und Prävention stehen – bis zum 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte.

An oberster Stelle der Aktion stehen Bewusstseinsschaffung und Sensibilisierung, sagt auch Burgenlands Landesfrauenvorsitzende Astrid Eisenkopf (SPÖ). Es brauche auch entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen. „Was wir auch immer wieder einfordern, ist auch der bundesländerübergreifende Austausch mit dem Frauenministerium, mit dem Innenministerium – dass hier auch in geeigneter Anzahl Fallkonferenzen stattfinden. Außerdem ist es vor allem wichtig, dass die Frauenberatungsstellen eine sichere Basisfinanzierung zur Verfügung gestellt bekommen“, so Eisenkopf.

Plakataktion Gewalt gegen Frauen Landhaus
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Aktion vor dem Landhaus in Eisenstadt

24,3 Millionen Euro für Gewalt- und Opferschutz

Die Burgenländische Volkspartei möchte in diesem Zeitraum vor allem auf Hass im Netz aufmerksam machen, sagte Landtagsabgeordnete Melanie Eckhardt. „Viele Frauen sind mittlerweile Angriffen und Anfeindungen im Netz ausgesetzt, zum Beispiel durch Kommentare, E-Mails oder Postings. Wir möchten darauf aufmerksam machen, denn das ist nicht richtig. Das muss sich keine Frau gefallen lassen. Da muss man gegensteuern und das zur Anzeige bringen“, so Eckhardt.

Cybermobbing: Hassposting auf Facebook
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Hass im Netz ist ein zunehmendes Problem

Die Finanzierung von Beratungs- und Kooperationsarbeit, erste Anlaufstellen und Frauenhäuser sind im diesjährigen Frauenbudget der Bundesregierung inkludiert. Rund 24,3 Millionen Euro werden demnach in den Gewalt- und Opferschutz investiert. Auch die SPÖ veranstaltet am Freitag einen Aktionstag, wo bei drei Stationen – verteilt in ganz Eisenstadt, verschiedene Aspekte beleuchtet werden.

„Gewalt gegen Frauen und Mädchen hat viele Formen, darum ist es gut, immer wieder das Thema gesellschaftlich in den Vordergrund zu rücken und über alle Parteigrenzen hinweg Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wir als Gesellschaft die gemeinsame Verantwortung dafür tragen, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen angesprochen und geächtet wird“, rief auch Regina Petrik, Klubobfrau und Frauensprecherin der Grünen im Burgenland zur Unterstützung der Aktionen und Projekte auf.

Verein Neustart arbeitet mit den Tätern

Der Verein Neustart konzentriert sich wiederum in seinen österreichweiten Anlaufstellen darauf, Männer bei der Bewältigung von Gewalttaten zu unterstützen. Der Verein arbeitet im Burgenland jährlich mit rund 550 männlichen Gewalttätern, die wegen häuslicher Gewalt entweder in der Gewaltpräventionsberatung nach einem Betretungs- und Annäherungsverbot, in der Bewährungshilfe oder im Tatausgleich sind. Eines haben sie zu Beginn der Betreuung oft gemeinsam: Sie sehen sich nicht als gewalttätig.

Die Täter werden von der Polizei, dem Gericht oder der Staatsanwaltschaft zur Anlaufstelle geschickt. Nach ersten Beratungen gelingt es im Regelfall, in eine Therapie einzusteigen. Angestrebt wird dann die nachhaltige Beendigung der Gewalttätigkeit.

Problem der patriarchalen Strukturen

Die persönlichen Ursachen für die Gewalt liegen laut burgenländischem Vereinsleiter oft in den patriarchalen Strukturen und die damit verbundenen Männlichkeitsbilder. An erster Stelle steht demnach oft, von anderen Männern nicht als schwach wahrgenommen zu werden. Die Arbeit des Vereins liegt in der Auseinandersetzung darüber, was die eigenen Erwartungen an Männlichkeit sind, Machtverhältnisse und der Umgang mit Gefühlen.

Neustart beschäftigt österreichweit rund 1.700 MitarbeiterInnen. Im Burgenland gibt es zwei Standbeine: Eisenstadt und Oberwart. Der Verein ist einer der größten Non-Profit-Organisationen in Österreich.