Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil
APA/HELMUT FOHRINGER
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Politik

„Sonntagsfrage“: Doskozil vor Rendi-Wagner

Wären demnächst Nationalratswahlen, würde die SPÖ mit einem Spitzenkandidaten Hans Peter Doskozil deutlich besser abschneiden als mit einer Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner. Das geht aus einer von der SPÖ Burgenland in Auftrag gegebenen österreichweiten Umfrage hervor.

Die Umfrage wurde von Meinungsforscher Peter Hajek durchgeführt. Er wird von der SPÖ Burgenland seit 2012 regelmäßig beauftragt. 800 Personen wurden bundesweit telefonisch oder online interviewt, die maximale Schwankungsbreite der Ergebnisse beträgt +/- 3,5 Prozent. Die Ergebnisse bestätigen Kernforderungen der SPÖ Burgenland: So sprechen sich knapp drei Viertel der Befragten für den 1.700-Euro-Mindestlohn aus. Den meisten wäre der Mindestlohn wichtiger als eine Viertagewoche.

SPÖ-intern brisante „Sonntagsfrage“

SPÖ-intern von besonderer Brisanz ist das Ergebnis der „Sonntagsfrage“. Wäre am kommenden Sonntag Nationalratswahl, würden 32 Prozent der Befragten die SPÖ wählen, wenn Hans Peter Doskozil Spitzenkandidat wäre. 27 Prozent würden die SPÖ unter einer Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner wählen.

Grafik zur Sonntagsfrage
Peter Hajek

Die Zahlen zeigten auch, dass die SPÖ unter Doskozil relativ viele Wählerinnen und Wähler ansprechen würde, die 2019 noch die ÖVP gewählt hatten, sagte Hajek. Man wisse die längste Zeit, dass Hans Peter Doskozil deutlich in den Mitte-rechts-Bereich hineinstrahle. Das bedeute, dass er von dieser Seite besser Wähler ansprechen könne als das bei Rendi-Wagner der Fall sei.

Grafik zu Wählerströmen
Peter Hajek

Fürst: Ergebnisse müssen alle in SPÖ interessieren

Für SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst bestätigt die Umfrage, dass die Kernthemen der SPÖ Burgenland auch bundesweit großen Zuspruch finden. Den Vorwurf, mit dieser Umfrage würde erneut Zwietracht zwischen Doskozil und Rendi-Wagner gesät, findet Fürst absurd. Die Ergebnisse müssten alle interessieren, die wollen, dass die SPÖ die stärkste Partei bei der nächsten Nationalratswahl wird, so Fürst.

Roland Fürst
ORF
Die Bundes-SPÖ müsse stärker in die Offensive gehen, fordert Landesgeschäftsführer Fürst

Ihn überrasche die hohe Akzeptanz von Doskozil nicht, sagte Fürst in einem Interview mit dem ORF Burgenland am Montagnachmittag. Er sei mit vielen Menschen außerhalb des Burgenlandes in Kontakt und bekomme sehr viele Hinweise, dass diese das, was Doskozil im Burgenland mache, gut fänden. Man müsse alles dafür tun, dass es bei Themen wie Asyl und Migration eine Haltung der Sozialdemokratie gebe.

Es gebe ein klares Bekenntnis von Doskozil, dass dieser Landeshauptmann im Burgenland bleiben wolle, sagte Fürst auf die Frage, ob Doskozil gegenüber Rendi-Wagner einen Führungsanspruch in der Bundes-SPÖ geltend machen wolle. Doch der Landeshauptmann wolle das beste Ergebnis für die Sozialdemokratie bei der nächsten Nationalratswahl. „Momentan ist es ja eher so, dass uns die Freiheitlichen überholen. Da müssen eigentlich überall die Alarmglocken schrillen, und das verstehen wir nicht, warum wir hier nicht stärker in die Offensive gehen“, meinte Fürst.

Deutsch: Konstruktive Zusammenarbeit wichtig

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch betonte im Ö1-Mittagsjournal, es stehe jedem frei, Umfragen zu machen. Wichtig sei eine konstruktive Zusammenarbeit. Auf die Frage, ob Doskozil konstruktiv genug sei, sagte er: „Es geht nicht um mein persönliches Gefühl, sondern es geht darum, dass Geschlossenheit – das zeigt ja auch die Geschichte, und dazu hat vor einigen Wochen auch Doskozil aufgerufen – die Partei noch immer am stärksten gemacht hat.“ Differenzen bei den Themen Asyl und Migration sieht Deutsch nicht. In der SPÖ gelte nach wie vor das 2018 beschlossene Migrationspapier.

Ö1-Mittagsjournal

Kritik von SPÖ Oberösterreich

Kritik an der SPÖ Burgenland kam am Mittwoch von Oberösterreichs SPÖ-Landesparteichef Michael Lindner. Er sei über den „vollkommenen sinnbefreiten“ Alleingang von Doskozil „wirklich sauer und völlig entnervt“, sagte Lindner gegenüber den „Oberösterreichischen Nachrichten“. Indem man parteiinterne Kämpfe öffentlich austrage, verspiele man nur das Vertrauen der Wähler – mehr dazu in Lindner über Doskozil verärgert.