Pflegestützpunkt von außen
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Gesundheit

Pflegestützpunkt Schattendorf im Probebetrieb

„Daheim und nicht im Heim“ ist ein Pflegekonzept für Senioren, das burgenlandweit umgesetzt werden soll. Angeboten werden Halb- und Tagesbetreuungen. Der Pflegestützpunkt Schattendorf hat nun den Probebetrieb aufgenommen. Zusätzlich zum Stützpunkt gibt es sechs Wohneinheiten, die mitbetreut werden.

Im Pflegestützpunkt Schattendorf werden Pflege- und Sozialdienste angeboten. Alles ist bedürfnisorientiert, gemeindenah und zum Vorteil der Klientinnen und Klienten organisiert, erklärte die Schattendorfer Stützpunktleiterin Cornelia Pusitz von den Sozialen Diensten Burgenland.

„Es ist so, dass wir Tagesgäste hier haben werden, die kommen in der Früh, ganztags, oder halbtags vormittags oder halbtags nachmittags. Es wird immer Pflegeperson anwesend sein, und wir wollen dann eigentlich Sozialkontakte verknüpfen oder auch Gedächtnistraining anbieten. Wir haben Klienten oder Tagesbewohner, sie haben natürlich ein Problem, sei es jetzt eine Inkontinenz oder aufgrund der Grunderkrankung. Und da werden wir natürlich schauen, wie man das im Alltag integrieren kann und was wir pflegerisch unterstützend anbieten können“, so Pusitz.

Generationenübergreifender Dorfplatz

Angeschlossen an den Stützpunkt sind sechs Einheiten für betreutes Wohnen. Außerdem wird die Hauskrankenpflege für die Gemeinden Marz, Rohrbauch Loipersbach, Schattendorf, Baumgarten und Draßburg vom Stützpunkt aus koordiniert. Vor allem aber soll sich das Gebiet rund um die Pflegestation zu einem generationenübergreifenden Dorfplatz entwickeln, so Bürgermeister Thomas Hoffmann (SPÖ).

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Aufenthaltsraum mit Bewohnern
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Pflegeheimbewohner in Gemeinschaftsraum
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Pflegestützpunkt von außen
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Pflegestützpunkt von außen
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Aufenthaltsraum
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Küche
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Badezimmer
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„Wir wollen Alt und Jung hier zusammenbringen, auf einem Platz. Wir haben den Kindergarten und die Kinderkrippe, die wir im Frühjahr bauen werden. Wir haben jetzt hier einen Pflegestützpunkt. Unmittelbar daneben befindet sich das Freizeitzentrum mit dem Sportplatz, mit dem Tennisplatz und mit dem Bad. Und dies alles zusammen soll und muss die Gemeinde hier haben“, so Hoffmann. Der offizielle Betrieb wird am 1. Dezember aufgenommen, der Pflegestützpunkt hat 365 Tage im Jahr geöffnet. Die sechs Einheiten für betreutes Wohnen sind alle bereits so gut wie vergeben.

Erster von 71 Stützpunkten

Künftig sollen in 28 Regionen 71 derartige Pflegestützpunkte in den kommenden Jahren im gesamten Burgenland errichtet werden, um der älteren Generation wohnortnahe, maßgeschneiderte Pflege- und Betreuungsdienste anbieten zu können – mehr dazu in 71 Pflegestützpunkte werden realisiert. Im „Burgenland heute“-Studiogespräch nahm der zuständige Landesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) Stellung zum weiteren Fahrplan und zur bereits geäußerten Kritik an dem Modell.

burgenland.orf.at: Der erste Stützpunkt ist also auf Schiene – als Pilotprojekt, das monatlich, so heißt es, evaluiert werden soll. Wie lange dauert denn diese Evaluierungphase und was genau wird denn da evaluiert?

Leonhard Schneemann: Wir haben mit dieser Pilotphase eben diese Woche begonnen, und es war uns eben ganz wichtig, weil es so ein großes Projekt ist, das wir hier aufstellen, das auch laufend zu evaluieren und uns nicht auf die wissenschaftlichen Ergebnisse alleine zu verlassen. Wir werden diese Evaluierung laufend durchführen, und das soll jetzt ein Jahr lang passieren, damit wir danach in den normalen Betrieb übergehen können.

Soziallandesrat Schneemann im Gespräch

Soziallandesrat Leonhard Schneemann spricht im Studio über die aktuelle Pflegesituation im Burgenland.

burgenland.ORF.at: Welche Kriterien schauen Sie sich da an?

Schneemann: Wir schauen uns an, wie das bei den Bewohnerinnen und Bewohnern angenommen wird. Wir schauen uns an, wie das Tagesbetreuungsangebot vor sich geht, wie es auch von den Menschen, die vor Ort wohnen, in den Wohnungen angenommen wird. Wir schauen uns auch an, wie der zentrale Pflegestützpunkt, von dem aus wir die mobile Hauskrankenpflege betreuen, abgewickelt werden kann. Also wir schauen uns den Echtbetrieb an und wollen dann entsprechend unsere Schlüsse daraus ziehen.

burgenland.ORF.at: Einer der großen Kritikpunkte der Pflegeorganisationen im Land ist ja, dass künftig nur noch ein Träger, eine Pflegeorganisation für eine Region zuständig sein darf. Heißt das, dass Pflegebedürftige sich nicht mehr aussuchen können, von wem sie betreut werden?

Schneemann: Wir binden alle Trägerorganisationen ein, die bis jetzt auch ihre Dienste angeboten haben. Das ist uns ganz wichtig. Und wir werden auch in Zukunft alle brauchen, die bisher tätig waren. Mit den Trägerorganisationen gemeinsam wollen wir jetzt in einer intensiven Phase in den nächsten Wochen und Monaten die Ausschreibungsbedingungen vorbereiten, die Kriterien vorbereiten, die dann entscheidend sind. Und da werden wir uns anschauen, was die besten Kriterien sind. Und ja, es soll ein Träger pro Region die Leistungen anbieten und ich denke, das wird aber auch machbar sein, weil ich kann hier nichts vorwegnehmen, aber es werden jene Trägerorganisationen in jener Region tätig sein, wo sie auch jetzt schon schwerpunktmäßig ihre Dienste angeboten haben. Also ich denke, wir werden das leicht überwinden können bei entsprechender Zusammenarbeit.

burgenland.ORF.at: Das heißt, ein Pflegebedürftiger kann sich dann die Organisation nicht mehr aussuchen. Wenn er vorher beim Roten Kreuz war, kann er jetzt nicht mehr sagen, wenn die Ausschreibung auf die Caritas fällt: Ich will aber trotzdem zum Roten Kreuz?

Schneemann: Ja, aber im Normalfall wird es doch so sein, dass die Patienten bei dem jeweiligen Träger bleiben können, weil eben schwerpunktmäßig die Träger dort die Leistungen anbieten, wo sie jetzt auch schon tätig waren.

burgenland.ORF.at: Ich wollte Sie auch nach den Kriterien der Ausschreibung fragen, also wie Sie entscheiden, ob jetzt Rotes Kreuz oder Diakonie oder Hilfswerk oder Volkshilfe usw. zum Zug kommt. Was ist die Entscheidungsgrundlage für Sie?

Schneemann: Es geht uns hier bei der Ausschreibung um die Qualitätskriterien. Das heißt, es müssen einheitliche Leistungen angeboten werden, egal welcher Träger in welcher Organisation, in welcher Region tätig ist. Das heißt, diese Qualitätskriterien werden wir jetzt in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam mit den Trägerorganisationen entwickeln. Und das wird die Grundlage für die Ausschreibung eben dann sein. Das heißt, es ist uns wichtig, dass trägerunabhängig jeder Patient die gleiche Leistung in der gleichen Qualität angeboten bekommt.

burgenland.ORF.at: Nächste Woche sollen diese Gespräche bis Ende November starten. Haben die Trägerorganisationen dort auch tatsächlich Mitspracherecht, was die Kriterien betrifft, oder werden sie sozusagen nur informiert?

Schneemann: Nein, die werden nicht nur informiert, sondern wir werden diese Kriterien gemeinsam entwickeln. Es haben mittlerweile die Trägerorganisationen die Fragen an uns gerichtet. Die werden wir jetzt entsprechend intern auch vorbereiten, damit wir gemeinsam dann alle Unklarheiten, die irgendwie noch im Raum stehen, beseitigen können. Und ich denke, das wird ein partizipativer Prozess, den wir in den nächsten Wochen und Monaten gut über die Bühne bringen werden.

Das Interview führte Martin Ganster.