Prozess gegen Arzt
ORF/A. Herbst
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Gericht

Missbrauchsprozess: Arzt plädiert weiter auf „nicht schuldig“

Am Landesgericht Eisenstadt ist am Vormittag der Prozess gegen einen Arzt aus dem Südburgenland fortgesetzt worden, nachdem er im Mai vertagt worden war. Der Mediziner soll drei Frauen in der Aufwachphase nach Sedierungen bei Magen-Darm-Spiegelungen sexuell missbraucht haben. Der Prozess wurde erneut vertagt.

Nach der Vertagung des Prozesses im Mai meldete sich eine weitere Frau bei der Polizei, die ebenfalls entsprechende Vorwürfe gegen den Arzt vorbringt. Wie die anderen drei Frauen gibt auch sie an, von dem Arzt in der Aufwachphase nach der Untersuchung im Brust- und Genitalbereich berührt worden zu sein. Alle vier Fälle sollen sich zwischen Juni und September 2021 zugetragen haben.

Verteidiger: „Sexuelle Halluzinationen“

Der Verteidiger des Arztes wies auch am Mittwoch die Vorwürfe zurück und sprach von sexuellen Halluzinationen als Folge des Sedierungsmittels.

Dazu sagte auch ein Gutachter aus. Ein Drittel der mit den verwendeten Medikamenten sedierten Personen habe – wenn auch mehrheitlich angenehme – Traumerlebnisse, das sei in der Literatur weltweit klar belegt, so der Gutachter. Warum sich in relativ kurzer Zeit nämlich zwischen Juni und September 2021 gleich vier solche Vorfälle ereignet haben sollen – dazu könne er nichts sagen.

Polizisten sagen aus

Am Vormittag sagten auch zwei Polizeibeamte aus – neben dem Chefermittler auch jene Polizistin, die die Vernehmung des ersten mutmaßlichen Opfers vorgenommen hatte –, und zwar 30 Minuten, nachdem sich der sexuelle Missbrauch ereignet haben soll. Dabei wurden auch Spuren im Brustbereich des mutmaßlichen Opfers gesichert, schilderte die Beamtin. Der Verteidiger des Arztes wies darauf hin, dass keine DNA-Spuren seines Mandanten gefunden wurden.

Mutmaßlichen Opfer kommen zu Wort

Danach folgte die Einvernahme des Chefermittlers. Er zitierte die Aussage einer der Assistentinnen des Arztes, wonach es doch theoretisch möglich sei, dass der Mediziner für zwei bis drei Minuten mit einer Patientin im Aufwachraum alleine sein könnte – die Assistentinnen meinten bisher, dass das nie der Fall sei. Danach wurden die aufgezeichneten Aussagen der mutmaßlichen Opfer vorgespielt, die Öffentlichkeit wurde dabei von der Verhandlung ausgeschlossen.

Prozess erneut vertragt

Weil sich ein viertes mutmaßliches Opfer gemeldet hat, stellte die Verteidigung den Antrag die Assistentinnen des angeklagten Arztes auch zu diesem Fall zu befragen. Die Verhandlung wird am 21. Dezember fortgesetzt.