Helmut Marban mit zwei Soldaten an der Grenze
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Chronik

Weiterhin viele Flüchtlingsaufgriffe

Seit Anfang Mai gibt es seitens des Innenministeriums Schwerpunktkontrollen gegen Schlepperei und Asylmissbrauch. Seither griff die Polizei mehr als 68.000 Migranten auf, zwei Drittel davon (46.000) im Burgenland. Auch die Zahl der festgenommenen Schlepper nahm zu.

Gemeinsam mit Soldatinnen und Soldaten des Bundesheeres bewachen derzeit 350 Beamte die Grenze. Hotspots sind nach wie vor Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) und Deutschkreutz (Bezirk Oberpullendorf). Polizeisprecher Helmut Marban und Militärkommandant Gernot Gasser erklärten Mittwochfrüh in Deutschkreutz – wo erst in der Nacht wieder 40 Migranten aufgegriffen wurden – wie die tägliche Arbeit der Soldaten und der Beamten an der Grenze aussieht.

Flüchtlinge kommen über „Balkanroute“

An der so genannten „Grünen Grenze“ seien pro Nacht bis zu zehn Trupps des Bundesheeres im Einsatz und überwachen diesen Bereich. Drei von vier Aufgriffen finden an der burgenländischen Grenze statt, erklärte Gasser. „Das ist die sogenannte Balkanroute, also die Route Türkei, Griechenland, Serbien, Ungarn. Es ist eine Landroute und sie ist neben der Mittelmeerroute, die am häufigsten frequentierte Route“, so Gasser.

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Zwei Soldaten des Bundesheeres auf Patrouille im Grenzgebiet
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Soldaten auf einem Hochstand, die mit einem Feldstecher in die Ferne schauen
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Soldat auf einem Hochstand, der mit einem Feldstecher in die Ferne schaut
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Soldaten auf einem Hochstand, die mit einem Feldstecher in die Ferne schauen
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Ein Bundesheerfahrzeug fährt auf einem Feldweg im Grenzgebiet
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Ein Soldat in einem Fahrzeug, der auf eine Wärmebildkamera blickt und ein Steuerrad in den Händen hält
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Ein Monitor, der das Bild einer Wärmebildkamera zeigt
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Ein Hochstand
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Helmut Marban mit zwei Soldaten an der Grenze
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Die Vorgangsweise der Schlepper

Die Schlepper seien vor allem dort unterwegs, wo man einfach mit Autos zufahren und auch wieder schnell wegfahren könne, etwa im Bereich von Autobahnabfahrten.

„Man ist gleich in der Nähe der österreichischen Staatsgrenze. Dort werden die Flüchtlinge aus den Autos entlassen und werden dann über die Grenze geschickt. Jeder ist mit einem Smartphone ausgestattet. Das heißt, die Flüchtlinge orientieren sich in der Regel selber an an Straßen, Waldrändern oder etwa einem Bach. Wir sehen diese Bewegungen mit den Nachtsichtgeräten, leiten dann eine Streife zu dem Punkt hin, wo die Flüchtlinge sich bewegen, und dann werden die Personen angehalten", erklärte Gasser.

Gernot Gasser
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Militärkommandant Gernot Gasser

Die Aufgriffe finden bewusst fernab der Ortschaften statt, um die Bevölkerung nicht zu verunsichern. Ein mulmiges Gefühl haben dennoch einige, wie sich bei einem Lokalaugenschein des ORF-Burgenland zeigte.

Die Rolle der Polizei

Finden Aufgriffe statt, kommt die Polizei ins Spiel. Die Mitarbeiter nehmen die Personalien der Menschen auf. Man hoffe durch sie an die Hintermänner zu gelangen, erklärte Polizeisprecher Marban. Das Geschäft mit der Schlepperei floriere leider gerade sehr stark, so Marban. Und die Schleppermafia organisiere sich immer schneller und besser.

Passanten in Deutschkreutz über zunehmende Aufgriffe.

„Schlepper werden über das Internet angeworben“

„Die Schlepper sind auch über ganz Europa verstreut. Also diejenigen, die wir hier verhaften konnten, kommen aus Frankreich, aus Deutschland. Sie werden in letzter Zeit – das beobachten wir schon – durchaus über das Internet angeworben. Ihnen wird natürlich der Schlepper-Lohn versprochen, der doch lukrativ sein dürfte. Und sie sind dann auch unterwegs und bekommen irgendwo, sei es jetzt in Ungarn, in Rumänien, ein Auto zugewiesen. Das ist meistens schon mit den geschleppten Personen ‚befüllt‘, wenn man so sagen will und sie werden dann auf die Reise geschickt“, so Marban.

Helmut Marban
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Polizeisprecher Helmut Marban

Seit Beginn des Jahres konnte die Polizei 254 Schlepper verhaften. Das beweise, das die „Aktion scharf“ greife, so Marban. Langfristig müsse aber auf politischer Ebene eine Lösung gefunden werden, bekräftigte Gasser. Spätestens seit dem Ukraine-Krieg müsse sich das Bundesheer nämlich wieder auf die Kernkompetenz besinnen – und das sei die Landesverteidigung.