Jubel in der SPÖ-Parteizentrale
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Wahl 22

SPÖ jubelt über Zugewinne

Die SPÖ Burgenland hat bei den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen am Sonntagnachmittag an Prozentpunkten und Mandaten zugelegt. Sie geht eindeutig als Gewinnerin dieser Wahl hervor. Die ÖVP musste Verluste hinnehmen.

48,8 Prozent der Stimmen gingen an die SPÖ, gegenüber den Wahlen von 2017 ist das ein Plus von 4,39 Prozentpunkten. Die ÖVP kam auf 39,9 Prozent und verlor 1,96 Prozentpunkte. Die FPÖ kam auf 3,5 Prozent, das ist ein Minus von 2,83 Prozentpunkten, und die Grünen erreichten 1,6 Prozent der Stimmen, verloren somit leicht um 0,22 Prozent.

SPÖ bleibt Bürgermeisterpartei

Die SPÖ ist und bleibt die Bürgermeister- und Gemeinderatspartei im Burgenland. Sie konnte ihren Bürgermeistervorsprung gegenüber der ÖVP weiter ausbauen. 86 Bürgermeistersessel gingen an die SPÖ, 68 an die ÖVP – wobei zwei Listen-Bürgermeister der ÖVP zugerechnet werden – und vier Bürgermeister werden Listenvertretern zugeordnet. Alle Ergebnisse im Detail.

Stichwahl in 13 Gemeinden

Die SPÖ gewann in elf Gemeinden das Bürgermeisteramt, die ÖVP gewann sechs Bürgermeister dazu. Gleichzeitig verlor die SPÖ fünf, die ÖVP elf Bürgermeister. In 13 Gemeinden konnte keiner der Kandidatinnen und Kandidaten die nötige 50-Prozent-Hürde überspringen – sie müssen am 23. Oktober in die Stichwahl.

Weiterhin ÖVP-Absolute in Eisenstadt

In der Landeshauptstadt Eisenstadt und den sechs Bezirksvororten gab es bei der Bürgermeisterwahl keine Veränderungen. In Eisenstadt verteidigte die ÖVP die Absolute im Gemeinderat, sie hält weiterhin 17 Mandate. Die SPÖ erzielte 26 Prozent und gewann ein Mandat. Die FPÖ verlor zwei Mandate und damit den Klubstatus, nur noch ein Freiheitlicher ist im Gemeinderat der Landeshauptstadt vertreten. Die Grünen hingegen gewannen ein Mandat und verfügen mit insgesamt drei nun über den Klubstatus. Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP) verteidigte sein Amt mit einem kleinen Plus (61,64 Prozent; 2017: 60,32 Prozent) und zeigte sich erfreut, dass die ÖVP „weiter die bestimmende Kraft im Gemeinderat ist“.

Keine Änderungen in den Bezirksvororten

Keine Veränderungen gibt es in den Bezirksvororten – auch nicht in Mattersburg, wo gegen die amtierende Bürgermeisterin Claudia Schlager (SPÖ) FPÖ-Klubobmann Johann Tschürtz mit seiner eigenen Liste ins Rennen ging. Die SPÖ verteidigte in Mattersburg die absolute Mehrheit im Gemeinderat. Tschürtz kam auf 15,56 Prozent bei der Bürgermeisterwahl. In Neusiedl am See wurde Elisabeth Böhm (SPÖ) als Bürgermeisterin wiedergewählt. Ihre SPÖ überholte mit 44 Prozent im Gemeinderat die bisher stimmenstärkste ÖVP, die nur mehr auf 38,60 Prozent kam.

Doskozil: „Ergebnis nicht erwartet“

SPÖ-Landesparteichef Hans Peter Doskozil zeigte sich mit den Ergebnissen äußerst zufrieden: „Ich hätte das in dieser Dimension gar nicht erwartet. Der Abstand an Mandaten wird 200 betragen.“ Auch die Zahl der roten Bürgermeister sei gestiegen. „Es könnte nicht besser laufen“, meinte Doskozil in „Burgenland heute“.

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ)
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Landeshauptmann Hans Peter Doskozil

Die Ergebnisse seien ein Erfolg der burgenländischen Sozialdemokraten und die „Bestätigung unseres Weges“, es sei „ein besonderer Tag und ein besonderes Ergebnis“. Dass man etwa auf die Themen Mindestlohn und Pflege gesetzt habe, sei von der Bevölkerung goutiert worden. Aus seiner Sicht habe sich einmal mehr bezahlt gemacht, die Probleme und Meinungen der Menschen zu hören.

Sagartz: „Stabiles Ergebnis“

ÖVP-Landesparteiobmann Christian Sagartz betonte, dass die Volkspartei trotz schwieriger Ausgangslage mit der SPÖ-Alleinregierung im Land und globalen Krisen weiter „auf Augenhöhe mit der SPÖ“ sei. Dass die ÖVP da dagegenhalten konnte, sei eine Wahnsinnsleistung. „Ich glaube, die Volkspartei hat mit ihren Kandidatinnen und Kandidaten ein stabiles Ergebnis gebracht“, so Sagartz.

Christians Sagartz (ÖVP)
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ÖVP-Landesparteichef Christian Sagartz sprach von einem stabilen Ergebnis

FPÖ nicht zufrieden

„Es ist, glaube ich, seit einigen Wochen bekannt, dass wir nicht in allen Gemeinden, in denen wir 2017 kandidiert haben, wieder ein Angebot an die Wähler stellen konnten. Das erklärt einmal ein großes Stück dieses Minus. Es ist aber auch so, dass wir nicht in allen Gemeinden die Stände halten konnten. In einigen wenigen konnten wir sogar zulegen. Es sind aber auch einige, wo wir Verluste schreiben mussten“, sagte FPÖ-Chef Alexander Petschnig.

Alexander Petschnig (FPÖ)
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FPÖ-Chef Alexander Petschnig will entsprechende Schlüsse ziehen

„Mit dem Ergebnis kann man natürlich nicht zufrieden sein. Wir werden das intern analysieren und die entsprechenden Schlüsse daraus ziehen“, so Petschnig.

Grüne über Ergebnis erfreut

Das Ergebnis sei schon ein ganz großer Auftrag für den Klimaschutz in den Gemeinden, und da gebe es viel zu tun, sagte die grüne Landessprecherin Regina Petrik.

Regina Petrik (Grüne)
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Die grüne Landessprecherin Regina Petrik ist mit dem Ergebnis zufrieden

„Überall dort, wo wir Stimmen verloren haben – das sind aber nur ganz wenig Gemeinden oder wo wir ganz, ganz knapp um eine Stimme nicht reingekommen sind –, das schmerzt.“ Aber man habe auf der anderen Seite grandiose Ergebnisse erzielt, also dürfe man sich freuen und zufrieden sein, so Petrik. Insgesamt hätten die Grünen und Unabhängigen bei der Gemeinderatswahl nach Auszählung aller Stimmen 31 Mandate erreicht, nachdem die Liste WIPUG aus Wiesen auch den Grünen und Unabhängigen zugerechnet werde, so Landesgeschäftsführer Michael Bacher am Montag.

NEOS zufrieden, MFG enttäuscht

NEOS-Landessprecher Christoph Schneider war mit dem Abschneiden seiner Partei durchaus zufrieden. In Pinkafeld (Bezirk Oberwart) habe man das bisher einzige Mandat gehalten, in Breitenbrunn (Bezirk Eisenstadt-Umgebung), wo Schneider selbst antrat, drei dazugewonnen.

Enttäuscht war hingegen MFG-Landessprecher Helmut Eller. Die vier Mandate seien wesentlich weniger als erhofft. Als Ursache dafür sieht Eller die Turbulenzen im Bund rund um den Austritt von Geschäftsführer Gerhard Pöttler. „Das ist politischer Selbstmord“, betonte er.

100 Prozent für SPÖ in Tschanigraben

277.473 Personen waren wahlberechtigt. 520 Ortsgruppen mit über 12.000 Kandidaten traten an, 420 von ihnen strebten das Amt des Bürgermeisters an. Kurz vor Mittag lag bereits das erste Ergebnis aus der kleinsten Gemeinde, Tschanigraben (Bezirk Güssing), vor. Die SPÖ kam dort als einzige antretende Partei erneut auf 100 Prozent der Stimmen. Bei der Bürgermeisterwahl wurde Ernst Simitz (SPÖ), der ohne Gegenkandidat antrat, mit 93,59 Prozent in seinem Amt bestätigt.

Burgenland heute

SPÖ jubelt über Prozente- und Mandatsgewinn | Landesparteichefs von SPÖ und ÖVP zu Wahl | Reaktion der unabhängigen Listen | Parteichefs von FPÖ und Grüne zur Wahl | Enttäuschte Ergebnisse für Kleinparteien | Politologe zur Gemeinderatswahl

Gratulationen von der Bundes-SPÖ

SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch gratulierten der SPÖ im Burgenland zu den Ergebnissen bei den Gemeinderatswahlen. Sie sprachen von großartigen Erfolgen.