Hans Peter Doskozil und Stephan Sharma
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Politik

Pakete für mehr Energieautarkie präsentiert

Das Burgenland und die Burgenland Energie begegnen den hohen Energiepreisen mit zwei Paketen für private Haushalte und für Gemeinden. Mittels Photovoltaik, Wärmepumpen, Speicherung und mehr Effizienz sollen sie 70 Prozent unabhängiger werden.

Zwei Pakete wurden ausgearbeitet. Eines richtet sich an private Haushalte und sieht PV-Anlagen, Wärmepumpen, eigene Heim-Stromspeicher und ein „Smart Energy Set“ mit LED-Lampen, Wasserzerstreuer und Heizsteuerung vor. „Dieses Paket soll gewährleisten, dass der einzelne Haushalt 70 Prozent Unabhängigkeit erlangt, das ist ein wichtiger und wesentlicher Schritt“, erklärte Doskozil.

Paket für Gemeinden

Da nicht jeder in den Umstieg auf Photovoltaik investieren könne, gebe es das zweite Paket für Gemeinden, wo man sich an Energiegemeinschaften beteiligen kann. Auch hier soll für die Stromproduktion Photovoltaik und für die Wärme eine zentrale Wärmepumpe oder Biomasseanlage installiert werden.

Zur Stromspeicherung wird ein großer zentraler Speicher errichtet und auch die Effizienz soll gesteigert werden. Möglich, dass dadurch zusätzlich zu den bestehenden Eignungszonen für PV-Flächen noch weitere dazukommen, so der Landeshauptmann.

Zentrale Wärmeproduktionen in Gemeinden

Auch KMUs sollen Teil der Gemeinschaften sein. Das Burgenland wird in 260 solche Energiegemeinschaften eingeteilt, wobei eine Gemeinschaft aus mindestens 100 Teilnehmern bestehen muss, erläuterte Sharma: „Wir werden in den Gemeinden Flächenphotovoltaikanlagen errichten, sofern die Gemeinde das unterstützt und sofern es auch die Bürger in der Gemeinde unterstützen. Das ist ihre Anlage, keine Anlage der Burgenland Energie.“

In den Gemeinden werden zudem zentrale Wärmeproduktionen errichtet, etwa eine zentrale Wärmepumpe oder eine Biomasseanlage, so Sharma. Strom und Wärme gibt es so zum Fixpreis.

Gemeinden gründen mit Teilnehmern Verein

Die Gemeinden gründen mit den Teilnehmern einen Verein, ein Teil der Energiegemeinschaft wird auch eine Landestochter sein, zur Organisation der Formalitäten. „Uns ist bewusst, dass das eine riesige Herausforderung ist, wenn es um die Beratung geht“, räumte der Landeshauptmann ein.

In der Landesholding soll daher eine Energieberatung installiert werden, denn ähnlich wie in der Coronavirus-Krise müsse man rasch agieren. Benötigt werden für die Beratungsstelle 40 bis 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die teilweise neu aufgenommen werden.

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Für Gemeinden gibt es eigene Pakete

Keine Preissteigerung bei Energiekosten mit Jänner

Das Projekt ist auf mehrere Jahre angelegt. Für die Übergangszeit fordert Doskozil neuerlich einen Gaspreisdeckel vom Bund. Sollte das nicht gelingen, müsse man sich etwas überlegen, denn die Burgenland Energie werde es auf Dauer nicht schaffen, die Preise nicht zu erhöhen. „Was für mich ein No-Go ist, dass mit Jänner ein durchschnittlicher burgenländischer Haushalt, der vielleicht noch sozial gefährdet ist, dann plötzlich das Vier- oder Fünffache an Energiekosten zahlen wird. Also das kann ich definitiv ausschließen“, versprach Doskozil.

Kritik von ÖVP und Grünen

Die ÖVP bezeichnete die Pläne des Landeshauptmannes als „energiepolitische Machtspiele". „Anstatt die Bedenken der Bevölkerung gegen riesige Freiflächen-Anlagen ernst zu nehmen, will der Landeshauptmann weiter seinen Willen durchsetzen“, so ÖVP-Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas.

Auch die Grünen übten Kritik an Doskozils Plänen. In einer Aussendung zeigte sich Klubobfrau-Stellvertreter Wolfgang Spitzmüller verärgert: „Der Vorteil einer Energiegemeinschaft ist Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, auch betreffend Preisgestaltung. Es ist die Energiewende von unten. Dafür braucht es keine Einteilung vom Landeshauptmann und auch keine Grenzwerte für teilnehmende Haushalte und schon gar keine Anbindung an eine Landesgesellschaft.“ Mit dem Erneuerbaren Ausbaugesetz sei es möglich, schon ab zwei Haushalten eine Energiegemeinschaft zu gründen, betonte er weiters.