Vortrag in Synagoge Kobersdorf
ORF
ORF
Religion

Jüdische Zeitzeugen mahnen

Seit zwei Jahrzehnten werden am ersten Sonntag im September die Europäischen Tage der jüdischen Kultur begangen. An diesem Aktionstag sollen jüdische Geschichte, Gegenwart und Traditionen im Mittelpunkt stehen. 35 Länder beteiligen sich in diesem Jahr, das Burgenland ist zum neunten Mal dabei.

Vorträge und Rundgänge hat es im Burgenland von Gattendorf (Bezirk Neusiedl am See) bis Güssing an elf Orten gegeben. Das Motto „Erneuerung“ ist heuer besonders passend für die neu restaurierte ehemalige Synagoge von Kobersdorf. Viele Menschen sind wegen des Aktionstags nach Kobersdorf (Bezirk Oberpullendorf) gekommen. Das Interesse an regionaler jüdischer Geschichte ist groß. Jüdische Schicksale wurden in einem Vortrag lebendig – etwa Lebensgeschichten von Familien, die aus Kobersdorf in die Bucklige Welt gezogen sind. „Wie es dann möglich war, dass sich Juden frei bewegen konnten, das war erst ab 1867 der Fall, mit dem Reichgrundgesetz, sind große Mengen von Juden in die Bucklige Welt aufgebrochen, um dort Geschäfte zu machen“, so Historiker Johann Hagendorfer.

Ensemblemitglieder der Schlossspiele Kobersdorf 2022 trugen Texte vor, etwa aus Interviews mit ehemaligen jüdischen Hochwolkersdorfern. Es wurden aber auch Geschichten von Freundschaft und Wiedersehen nach dem Krieg lebendig.

Vortrag in Synagoge Kobersdorf
ORF
Europäischen Tage der jüdischen Kultur in der Synagoge Kobersdorf

Jüdische Geschichte verstehen

Dass die burgenländische Forschungsgesellschaft den Aktionstag organisiert und koordiniert ist der Anregung von Ernest Simon zu verdanken. Er wurde 1930 in Eisenstadt geboren, kam mit einem Kindertransport nach England, wo er heute noch lebt. Er hat auch die Ausstellung im Schloss Esterhazy über die sieben Gemeinden besucht. „Eisenstadt hat mich sehr beeindruckt. Diese Ausstellung ist sehr interessant. Ich finde, man hat kreative Ideen und Initiative gezeigt, und es soll nur größer und größer werden. Ich finde das sehr wichtig, dass Leute mehr und mehr verstehen, was die jüdische Geschichte in diesen sieben Gemeinden ist“, so Simon. Die Ausstellung im Schloss ist noch bis 2. Oktober zu sehen.

Tag der jüdischen Kultur

Am Sonntag beteiligt sich das Burgenland zum neunten Mal an den „Europäischen Tagen der jüdischen Kultur“. Das Motto lautet heuer „Erneuerung“. Organisiert und koordiniert werden die Tage der jüdischen Kultur im Burgenland von der Burgenländischen Forschungsgesellschaft.