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Gesundheit

ÖGK-Obmann Huss zu Doskozil-Aussagen: „Grotesk“

Die von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) geforderte Abschaffung der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) stößt bei deren Obmann Andreas Huss auf Unverständnis und Kritik. Er ortete einen „patzigen Sager“, denn „nach einem ernsthaften Plan klingt das nicht“.

Dass sein Parteikollege glaube, die Gesundheitsversorgung des Burgenlands alleine schaffen zu können, sei „ein bisschen grotesk“, sagte Huss am Montag auf APA-Anfrage. Er habe in den vergangenen Tagen die Äußerungen Doskozils studiert und zu verstehen versucht, was der Landeshauptmann damit wohl gemeint habe. Wirklich schlau geworden dürfte Huss daraus nicht sein. Offen sei etwa, ob Doskozil nur die ÖGK oder auch die anderen Träger abschaffen wolle und ob er das Sozialversicherungswesen zur Gänze (und damit auch die Pensions- und Unfallversicherung) durch ein staatlich finanziertes Sozialsystem ersetzen möchte.

„Neun Gesundheitssysteme können nicht das Ziel sein“

Letzteres habe den Nachteil, dass der Mitteleinsatz für das Gesundheitswesen dann immer vom jeweiligen Politiker abhängig sei, im Gegensatz zum Sozialversicherungssystem, in dem das Geld zweckgewidmet sei. Außerdem sei die soziale Krankenversicherung eine Errungenschaft der Arbeitnehmerbewegung, so Huss, und auch in der Spitalsfinanzierung komme nicht alles von den Ländern, sondern zwischen 43 und 48 Prozent von den Beitragszahlern. „Wenn er sagt, er möchte ein steuerfinanziertes System, über das er im Burgenland alleine entscheiden kann, dann haben wir neun Gesundheitssysteme“, so der ÖGK-Obmann: „Das kann ja nicht das Ziel sein.“ Auch die Verwaltungskosten wären dann höher.

Huss: Burgenland von Kassenzusammenlegung profitiert

Am allermeisten gewundert habe ihn aber, dass diese Kritik gerade aus dem Burgenland komme, denn dieses habe immer am meisten Geld von den anderen Kassen bekommen, als es noch die Gebietskrankenkassen gab. Auch von der Zusammenlegung in die ÖGK hätten die Burgenländer am meisten profitiert, verwies auf Huss etwa auf die österreichweit angeglichenen Kassenleistungen.

Mit Doskozil gesprochen hat SPÖ-Mitglied Huss nicht. Er sei zwar viel in den Bundesländern unterwegs, auch im Burgenland, „aber mit dem Herrn Landeshauptmann hatte ich noch nie die Ehre“.

Huss: ÖGK-Reform „nicht das Gelbe vom Ei“

Dass die ÖGK-Reform „nicht das Gelbe vom Ei“ gewesen sei, mehr Einfluss der Wirtschaftskammer und Zentralismus gebracht habe und dass die von ÖVP und FPÖ versprochene Patientenmilliarde nicht gekommen sei, treffe auch sein Unmut, so Huss, „aber den hat er so nicht zum Ausdruck gebracht“. Die Frage der Finanzierung aus einer Hand sei eine ganz wichtige Debatte, die man auch im nächsten Finanzausgleich zu führen gedenke, etwa was teure Medikamente betreffe. Auch die spitalsambulante Versorgung sollte gemeinsam geplant und finanziert werden, sagte er – das sei mit den Gesundheitsreferenten der Länder auch besprochen.

FSG-Chef Wimmer: „Rote Linie überschritten“

Am Dienstag kam dazu auch heftige Kritik von den SPÖ-Gewerkschaftern. Doskozil habe damit eine rote Linie überschritten, so FSG-Chef Rainer Wimmer. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden selbst über die Verwendung ihrer Beiträge bestimmen wollen – das sei weder Angelegenheit der Wirtschaftskammer noch der Landeshauptleute, so Wimmer.

ÖVP-NR-Abgeordneter Zarits: „Angriff auf Selbstverwaltung“

ÖAAB-Generalsekretär und ÖVP-Nationalratsabgeordneter Christoph Zarits nennt die Forderung Doskozils die ÖGK abzuschaffen einen „Angriff auf die Selbstverwaltung“. „Das österreichische Gesundheitssystem ist auch eine erfolgreiche Errungenschaft der Sozialpartner. Diese nun abschaffen zu wollen, ist ein Schlag ins Gesicht der aufrichtigen Funktionäre“, so Zarits.