Vögel im Naturpark Neusiedler See-Seewinkel
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Umwelt

BirdLife fordert Schilfmanagement

Überaltete Schilfbestände des Neusiedler Sees gefährden Brutvögel – das kritisierte die Vogelschutzorganisation BirdLife und forderte ein nachhaltiges Schilfmanagement am See. Ein drastischer Rückgang der Vogelpopulation in diesem Gebiet sei zu sehen.

Eine aktuelle Studie der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich untersuchte den Zusammenhang der Schilfbestände des Neusiedler Sees mit dem Vogelbestand. Die Pflanzen an dem Gewässer seien überaltert und werden dadurch für die vorkommenden Vogelarten zunehmend unattraktiv, lautet das Fazit. Somit verlören die Brutvögel einen wichtigen Lebensraum, und in der Folge führe das zu dramatischen Rückgängen in den Bestandszahlen der hier brütenden Singvögel und Rallen, hieß es am Freitag in einer Aussendung von BirdLife.

Der als Aushängeschild des Nationalparks geltende Silberreiher sei mittlerweile ebenfalls betroffen, er habe heuer bereits nicht mehr im Nationalpark genistet. Als ein Beispiel wurde auch das Kleine Sumpfhuhn genannt, eine europaweit geschützte Art, die am Neusiedler See in den 1990er Jahren eines der weltweit größten Vorkommen von bis zu 22.000 Paaren stellte. Aktuell wird die Population auf nur mehr 4.000 geschätzt.

Schilfgürtel des Neusiedler Sees
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Der Schilfgürtel des Neusiedler Sees bildet nach dem Donaudelta das zweitgrößte Schilfgebiet in Europa

BirdLife empfiehlt kontrolliertes Abbrennen

BirdLife Österreich empfiehlt zur Sicherung der Lebensräume für Vögel die vorsichtige Einführung eines kontrollierten Feuermanagements, bei dem altes Schilf kontrolliert abgebrannt wird. Es reiche, ein Gebiet nur einmal in 15 Jahren abzubrennen. Das wäre auch aus Sicherheitsgründen angebracht, so BirdLife. Denn auch Blitzschläge können Brände auslösen – wie beispielsweise heuer im Juli –, und derzeit angehäuftes Altschilf könne zu unbeherrschbaren Großbränden führen. Dieses Risiko könnte durch kontrolliertes Feuermanagement im Winter verringert werden, hieß es von der Vogelschutzorganisation.

Bis in die 1950er Jahre wurde der Alterungsprozess des Schilfgürtels durch großräumigen Schilfschnitt und Brand in den Wintermonaten verhindert bzw. verlangsamt. Der Klimwandel hat aber zu wärmeren Wintern und wenig Eis am See geführt. Der Schilfschnitt erfolgt nun teils auf überschwemmtem Boden statt auf tragfähigem Eis. Dadurch komme es auch bei schonendem Einsatz der Erntemaschinen zu dauerhaften Schäden.

Zweitgrößtes Schilfgebiet in Europa

Mit einer Fläche von 163 Quadratkilometern, 104 davon auf österreichischem sowie 59 auf ungarischem Staatsgebiet, bilde der Schilfgürtel des Neusiedler Sees nach dem Donaudelta das zweitgrößte Schilfgebiet in Europa. Noch beherberge er für einige Vogelarten die wahrscheinlich größten Populationen des Kontinents, genannt wurden etwa der Mariskensänger mit 5.000 bis 7.000 Brutpaaren.

Eisenkopf: Abbrennen von Schilf rechtlich nicht möglich

Von Naturschutzlandesrätin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) hieß es am Montag dazu: „Ein effizientes und umfassendes Schilfmanagement ist auch ein wesentliches Aufgabengebiet der neuen Seemanagement Burgenland GmbH. Es gibt hier laufende Abstimmungsgespräche u. a. auch mit BirdLife“. Ein kontrolliertes Abbrennen von Schilf sei derzeit rechtlich nicht möglich so Eisenkopf. Man sei in Gesprächen mit dem Bund.