Zettel mit der Aufschrift „Die Bajuwarische Befreiungsarmee. Sie werden noch von uns hören“
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Chronik

Stinatz: Beunruhigende Botschaft entdeckt

„Die Bajuwarische Befreiungsarmee. Sie werden noch von uns hören“ – ein Zettel mit dieser Aufschrift ist am Montag in Stinatz (Bezirk Güssing) gefunden worden. Die Polizei wurde sofort eingeschaltet. Der Text legt eine Anspielung auf das Rohrbombenattentat von 1995 in Stinatz nahe.

Unbekannte klebten den Zettel mit der Aufschrift auf einen Schaukasten bei der Pfarrkirche Stinatz. Der Verfassungsschutz hat Ermittlungen wegen Verhetzung aufgenommen. Denn nach dem Rohrbombenattentat in der Nähe eines Kinderspielplatzes in Stinatz am 6. Februar 1995, bei dem ein Mitarbeiter des Umweltdienstes schwer verletzt worden war, wurde in der Nachbargemeinde Ollersdorf in einer Bushaltestelle ein Bekennerschreiben der „Bajuwarischen Befreiungsarmee“ gefunden. Nach Angaben des Stinatzer Bürgermeister Andreas Grandits (ÖVP) ist der Zettel auf dem Schaukasten der erste derartige Vorfall seit 1995.

Anschlag in Stinatz
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Tatort in Stinatz 1995

Terrorserie erschütterte Österreich

Verantwortlich für den Anschlag war damals der Briefbombenterrorist Franz Fuchs, der auch das tödliche Roma-Attentat in Oberwart begangen hatte – mehr dazu in Gedenken an Roma-Attentat. Die Terrorserie des Bombenbauers Fuchs hatte schon im Dezember 1993 begonnen. Der Pfarrer August Janisch und ORF-Moderatorin Silvana Meixner wurden am 3. Dezember durch Briefbomben schwer verletzt. Zwei Tage später verstümmelte eine Briefbombe dem damaligen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk die linke Hand. Im August 1994 verlor der Polizist Theo Kelz beide Unterarme, als in Klagenfurt eine von Fuchs auf dem Gelände der Rennerschule deponierte Rohrbombe beim Abtransport explodierte.

Aufschrift „Roma geht nach Indien“
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Tatort in Oberwart 1995

Rohrbombe tötete vier Roma in Oberwart

Das Rohrbombenattentat in Oberwart in der Nacht auf den 5. Februar 1995 war der schwerste von Fuchs verübte Anschlag: Vier Roma wurden getötet, als sie eine als Stehschild getarnte Bombe mit der Aufschrift „Roma zurück nach Indien“ aus der Roma-Siedlung in Oberwart entfernen wollten. Der Anschlag war das folgenschwerste innenpolitisch motivierte Attentat in Österreich seit 1945.

Der Bombenbauer Fuchs wurde erst im Oktober 1997 gefasst. Im Zuge einer Kontrolle in seinem Heimatort Gralla in der Steiermark löste er einen Sprengsatz aus, der ihm beide Hände zerfetzte. 1999 wurde Fuchs zu lebenslanger Haft und zur Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt. Er beging am 26. Februar 2000 in seiner Zelle Suizid. Medial war immer wieder über einen Komplizen von Fuchs spekuliert worden, was die Ermittlungsbehörden aber stets zurückgewiesen hatten.