Landesholding Chef Hans Peter Rucker und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil
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Landesholding: Gewinn fließt in Sozial- und Klimafonds

Die Landesholding Burgenland hat im Vorjahr fünf Millionen Euro Gewinn erzielt. Diese Summe wird in einen neuen Klima- und Sozialfonds eingebracht. Damit sollen die steigenden Energiekosten für Menschen mit geringem Einkommen abgefedert werden.

Vereinfacht gesagt, sind in der Landesholding alle landesnahen Unternehmen gebündelt. 73 Betriebe mit fast 4.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind das mittlerweile – von der KRAGES im Gesundheits- und Spitalsbereich, über die Burgenland Energie, die Kulturzentren, bis hin zum Landesbus. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) ist Vorsitzender des Aufsichtsrates. Aufgabe des Landes sei es, die zur Verfügung stehenden öffentlichen Mittel bestmöglich für die Bevölkerung einzusetzen, meinte Doskozil.

Zehn Säulen

Man habe daher auch die Holding in zehn Säulen organisiert. Es sind dies Immobilien, Gesundheit, Bildung und Forschung, Energie, Verkehr, Pflege und Soziales, Sport, Tourismus, Wirtschaft sowie Kultur. Die Bilanzsumme belief sich auf 2,53 Milliarden Euro, der gemeinsame Außenumsatz der Gruppe betrug im abgelaufenen Jahr 712 Millionen Euro, den größten Anteil daran hatten die Bereiche Energie und Gesundheit.

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Grafik Bilanz Holding
Land Burgenland
Grafik über Umsatzanteile
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Grafiken Bilanz Holding
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Laut Hans Peter Rucker, dem Geschäftsführer der Landesholding, beliefen sich die Verbindlichkeiten auf 1,45 Milliarden Euro, das Guthaben auf 200 Millionen Euro, womit die Nettoverschuldung 1,25 Milliarden Euro betrug. Die Schulden seien seit 2016 nur um 50 Millionen Euro gestiegen. Das Eigenkapital wuchs von knapp 400 Millionen Euro 2016 auf 650 Millionen Euro 2021 an.

Seit der Neuaufstellung der Holding 2016 wurde rund eine Milliarde Euro investiert. Im Jahresschnitt seien es 160 Millionen Euro, allein im Vorjahr 225 Millionen Euro gewesen. 2021 wurden etwa von der Burgenland Energie 132,2 Millionen Euro investiert, von der KRAGES (Burgenländische Krankenanstalten GmbH) 51,1 Millionen Euro und von der Landesimmobilien Burgenland (LIB) 27,1 Millionen Euro.

„Wir stehen zu einem starken Staat“

„Überall dort, wo wir erkennen, dass wir einen Versorgungsauftrag haben, wo es möglicherweise auch – und das ist ein wichtiger Faktor – dazu kommen muss, dass wir die Steuermittel bestmöglich einsetzen. Dort sehen wir die Rolle des Staates und wir stehen in seinem Aufgabenspektrum zu einem starken Staat, zu einer starken öffentlichen Hand“, so Doskozil. Im konkreten Fall der Landesholding. Kritik, dass das Land zum Beispiel auch im Sozialbau aktiv wird, wies Doskozil zurück. „Wir bauen nicht selber. Da profitiert in weiterer Folge durch diese Aktivitäten dann wiederum die Wirtschaft“, sagte Doskozil.

Rucker: „Gemeinsam besser“

„Wir wollen das gemeinsam machen, was nicht jeder extra machen muss: Die Kommunikation gemeinsam machen, die Rechtsabteilung gemeinsam machen, das Fuhrparkmanagement gemeinsam machen, damit man effizienter und besser wird“, sagte Holding-Geschäftsführer Rucker. Auch er wies die Kritik zurück, dass Holdingunternehmen mit der Privatwirtschaft konkurrieren. Die von der Wirtschaftskammer kritisierte Kommunikationsagentur habe 2021 genau Null Euro durch private Aufträge lukriert, so Rucker.

Fünf Millionen Euro Sonderdividende

Die Gewinne der Holding sollen der Öffentlichkeit wieder zugeführt werden und daher habe man in der Generalversammlung entschieden, dass die Holding im Juli fünf Millionen Euro Sonderdividende ausschütte. Sie soll dem Sozial- und Klimafonds zur Verfügung gestellt werden und so an jene am Existenzminimum fließen.

Hans Peter Rucker
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Hans Peter Rucker

Die Gründung des Fonds wurde im Frühjahr verkündet, speisen soll er sich unter anderem aus Abgaben für Energieerzeuger, starten soll er im September. Doskozil erwartet ein Gesamtvolumen von 15 bis 16 Millionen Euro. Er bekräftigte, dass die Burgenland Energie in der Energieallianz die unterjährige Preissteigerung nicht mitgehen wolle. Auch wolle man keine Übergewinne im Landesversorger erzielen. In Diskussion sei derzeit eine Sonderdividende und ob man diese zu 100 Prozent oder anteilig – zumal man nur Anteilseigentümer sei – den Stromkunden zur Verfügung stellen könne, so der Landeshauptmann.

ÖVP warnt vor „verstaatlichtem Burgenland“

Kritik an den Aussagen Doskozils kamen am Mittwoch von der ÖVP. Landesparteiobmann Christian Sagartz warnte vor einem „verstaatlichten Burgenland“. Noch nie habe ein burgenländischer Landeshauptmann in so kurzer Zeit so viele Landesbetriebe aus dem Boden gestampft, so Sagartz.

Rucker kontert Kritik im Interview

Hans Peter Rucker ging am Mittwoch im „Burgenland heute“-Interview unter anderem auch auf die Kritik von ÖVP und Wirtschaftskammer hinsichtlich einer „Verstaatlichung“ ein. Rucker spielte dabei den Ball zurück an die Wirtschaftskammer.

Hans Peter Rucker im Interview

Hans Peter Rucker zu Gast im „Burgenland heute“-Studiogespräch mit Martin Ganster.

„Die Gastronomie der Wirtschaftskammer wird betrieben von der österreichischen Mensa BetriebsgesmbH. Und die ist eine Gesellschaft, die zu 100 Prozent dem Bund gehört, und die auch Catering anbietet als Konkurrenz für die Gastronomiebetriebe. Ich denke, man muss da mit dem gleichen Maß messen und auch fair zueinander sein. Und ich denke, es ist auch wichtig, dass man diese diese Diskussion versachlicht“, sagte Rucker im Interview mit „Burgenland heute“-Moderator Martin Ganster.