Hubschrauberpilot im Cockpit
ORF
ORF
Gesundheit

Flugrettung: ÖAMTC erhebt Einspruch

Die Flugrettung im Burgenland wird bald nicht mehr gelb, sondern rot sein: Nachdem das Land den Flugrettungsdienst neu ausgeschrieben hatte, bekam die Salzburger Firma Martin Flugrettung GmbH den Zuschlag. Doch der ÖAMTC beeinsprucht diese Entscheidung.

Die Flugretter des ÖAMTC sind im Burgenland seit 2005 im Einsatz. Seit 2006 ist ihr Stützpunkt in Oberwart in Betrieb. Doch die gelbe Ära im Burgenland scheint bald ein Ende zu nehmen.

ÖAMTC Notarzthubschrauber in der Luft
ORF
Die Ära der ÖAMTC-Flugretter im Burgenland dürfte in rund drei Jahren zu Ende gehen

Ein Betreiber für zwei Stützpunkte gesucht

Das Land hatte den Flugrettungsdienst neu ausgeschrieben. Dabei ging es um den bestehenden Standort im Süden und einen neuen im Norden. Bisher wurde das Nordburgenland von Wien und Wiener Neustadt mit Rettungsflügen versorgt. Jetzt soll ein neuer Stützpunkt in der Nähe von Gols entstehen, wo auch ein neues Spital gebaut werden soll. Bewerben konnte man sich nur für beide Standorte. Im Vergabeverfahren ging die Martin Flugrettung als Sieger hervor. Sie bringt 20 Jahre Erfahrung mit und betreibt derzeit acht Flugrettungsstandorte im Westen Österreichs.

Hubschrauber der Martin Flugrettung
ORF
Im Vergabeverfahren erhielt die Martin Flugrettung den Zuschlag

Fünf Kriterien im Vergabeverfahren

Bei einem Hintergrundgespräch in Donnerskirchen wurden am Dienstag die Gründe für die Entscheidung erläutert. Die Vergabekommission beurteilte die beiden Bewerbungen demnach nach fünf Kriterien: Wie schnell kann die Mannschaft ausrücken, welches Personalkonzept gibt es, wie hoch sind die CO2-Emissionen, wie schnell kann der neue Stützpunkt im Norden in Betrieb gehen und welchen Preis bieten die Bewerber an. Bei den ersten drei Kriterien hatte die ÖAMTC-Flugrettung die Nase vorn, bei den beiden letzten die Martin Flugrettung.

Auflistung der Kriterien im Vergabeverfahren
ORF

Doskozil: Preis zu 55 Prozent gewichtet

Wie bei jeder Vergabe gebe es Gewichtungen in Qualität, in verschiedenen inhaltlichen Punkten, aber natürlich auch in der Preisgestaltung, sagte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Bei dieser Ausschreibung sei die Gewichtung 45 Prozent inhaltliche Punkte und 55 Prozent für den Preis gewesen, und die Kommission habe in der Gesamtschau die Entscheidung für die Martin Flugrettung getroffen. Üblicherweise sei der Preis bei Ausschreibungen sogar zu 80 Prozent ausschlaggebend, so der Leiter des Vergabeverfahrens, Claus Casati.

Hintergrundgespräch zur Entscheidung über die Neuaufstellung der Flugrettung im Burgenland
ORF
Hintergrundgespräch in Donnerskirchen

ÖAMTC: Zweifel an wesentlichen Punkten

Die ÖAMTC-Flugrettung gab an, die Entscheidung zu beeinspruchen, weil es „Zweifel an wesentlichen fachlichen und rechtlichen Punkten im Verfahren“ gebe – Details zum Einspruch wollte das Unternehmen nicht nennen. Laut Casati zweifelt der unterlegene Mitbewerber aber an den Angaben der Martin Flugrettung. Nun ist das Landesverwaltungsgericht am Zug, das binnen sechs Wochen eine Entscheidung treffen sollte. Jetzt müsse man abwarten, bis das Verfahren rechtskräftig werde, und ab Rechtskraft habe die obsiegende Partei in weiterer Folge dann ein halbes Jahr Zeit, diesen Standort zu errichten und dieser werde im Großraum Gols, aber nicht direkt in Gols sein, so der Landeshauptmann.

Der Chef der Martin Flugrettung, Roy Knaus – dessen Vater aus Rechnitz stammt – zeigte sich auf Anfrage des ORF Burgenland erfreut über die Erstreihung. Man müsse nun die gerichtliche Entscheidung abwarten. Für den künftigen Flugrettungsdienst hat das Land pro Jahr 2,2 Millionen Euro budgetiert.

ÖVP: „Rotes Experiment ist leichtsinnig“

ÖVP-Klubobmann Markus Ulram kritisierte am Mittwoch die Entscheidung bezeichnete sie als „Experiment“. „Warum der Herr Landeshauptmann jetzt plötzlich auf einen rot lackierten Heli setzt und nicht auf den bewährten ÖAMTC-Christophorus, ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar und völlig unklar. Tatsache ist, dass die ÖAMTC-Flugrettung seit Mitte der 1980er Jahre rund 22.500 Rettungseinsätze im Burgenland geflogen ist, und das unfallfrei“, so Ulram.

SPÖ-Klubobmann verteidigte nach der Kritik von Ulram das Vorgehen des Landes. „Bei der Vergabe hat es ein transparentes, durch einen anerkannten Vergaberechtsexperten begleitetes, EU-weites Ausschreibungsverfahren gegeben. Die Bedingungen waren allen Bietern von Anfang an klar und wurden auch nicht beanstandet", so Hergovich.