Denn nach dem Starkregen wurde das Gelände noch emsig festivaltauglich gemacht. Eine Stunde später ging dann endlich KennyHoopla als Erster auf die Bühne, die neu gestylte Blue Stage. Das Publikum durfte nach zwei Jahren Pause wieder feiern.
Stroh vor den Bühnen
Einige Auftritte mussten aber abgesagt werden, weil der Boden nicht mitspielte. Schaufellader legten die Gehwege vom Matsch frei, vor den Bühnen wurde Stroh aufgelegt. In Nickelsdorf hatte es Mittwoch- und Donnerstagvormittag geschüttet. „Die Regenmengen haben den Ackerboden extrem aufgeweicht. Die Ankommenden wurden von der Security kurzfristig jeweils auf die bestmöglichen Parkplätze geleitet“, berichtete ein Polizeisprecher auf APA-Anfrage. Die Veranstalter hätten am Mittwoch noch alles unternommen und Schotter und Hackschnitzel auf dem Gelände verteilt, auf dem ein großes beleuchtetes Peace-Zeichen das Publikum begrüßte.

Geduldige Besucherinnen und Besucher
Trotz der Umstände warteten die Gäste Donnerstagnachmittag geduldig auf den Einlass, die letzten Sekunden wurden lautstark heruntergezählt, die Entfernung der Sperrgitter bejubelt. Der Veranstalter hatte appelliert, Gummistiefel beziehungsweise festes Schuhwerk und Regenschutz mitzubringen. Die meisten hielten sich – zumindest was das Schuhwerk betrifft – an den „Dresscode“, in Sachen Oberbekleidung reichte die Palette von „oben ohne“ über Regenmantel bis zum Weihnachtsmann-Outfit.
Rotes Kreuz: Ruhiger Festivalstart
Das Rote Kreuz sprach von einem ruhigen Festivalstart – abseits von Wetterchaos und vielen steckengebliebenen Fahrzeugen. Bisher habe man wegen des Regenwetters vor allem Probleme wie Verstauchungen und Schürfwunden behandelt, sagte Einsatzleiter Hans Peter Polzer. Von Dienstag bis Donnerstag 17.00 Uhr seien 147 Personen auf dem Gelände behandelt und zwölf Personen zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus Kittsee gebracht worden. Tag und Nacht seien 120 Sanitäterinnen und Sanitäter sowie sechs Notärzte des Roten Kreuzes Burgenland am Nova Rock im Einsatz.

Auch für Musiker anstrengend
Anstrengend kann das Festivalleben aber nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Musiker sein. „Wir spielen 19 Shows in 27 Tagen“, sagte ein sichtlich müder Gavin Rossdale von Bush im APA-Interview vor seinem Auftritt. „Aber die Tour ist großartig bisher.“ Seit bereits 30 Jahren ist er mit seiner Band im Geschäft. „Wenn man darüber nachdenkt, ist es eigenartig – als ob dir jemand die Zeit stiehlt“, lachte der gebürtige Brite. „Ich fühle mich ja noch wie früher. Insofern kann ich es fast nicht glauben. Es ist einfach eine Ehre, immer noch Musik machen zu dürfen. Das schafft auch nicht jeder.“

Jocke Skog: „Schön, hier zu sein“
Gute Laune herrschte im Lager von Clawfinger: „Ich habe zwar keine Ahnung, wie wir durch den Gatsch zur Bühne kommen, aber schön, hier zu sein“, lachte Jocke Skog, Keyboarder und Gitarrist der Crossover-Veteranen backstage bei einem Kaffee. Im Vergleich zu früheren Erlebnissen sei das hier ja alles kein Problem. „Wir hatten einmal einen Auftritt bei einem Festival, da konnte man von der Bühne nicht in den Garderobenbereich zurück, wenn es gerade keinen Traktor gab, der das Auto mit uns drinnen gezogen hat“, erzählte der Schwede. „Kaum sind wir aus dem Auto gestiegen, sind wir im Schlamm versunken, und man verlor einen Schuh. Und es regnete, regnete und regnete. Aus der Garderobe gab es kein Herauskommen mehr, weil alle Fahrzeuge steckengeblieben sind.“
Den großen Publikumszuspruch beim Nova Rock kann Skog „total nachvollziehen“. „Alle sind froh, dass es wieder Konzerte gibt. Aber nicht nur das. Das Schöne an Festivals ist doch, dass man Leute trifft, die man wegen der Pandemie lange nicht gesehen hat.“
225.000 Gäste an vier Tagen erwartet
Das Nova Rock erlebt nach einer durch die Pandemie bedingten zweijährigen Pause einen Besucheransturm. Alle vier Tage zusammengerechnet werden 225.000 Gäste erwartet, die sich auf Acts wie Muse, Placebo, Seiler & Speer, Volbeat und Deichkind freuen dürfen. Die Veranstaltung ist damit ausverkauft.