Leeres Hotelzimmer
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Tourismus

Warten auf Gäste

Österreichweit klagt die Tourismusbranche über einen massiven Personalmangel. In der Region rund um die größte Tourismusgemeinde des Burgenlandes, Bad Tatzmannsdorf, wartet man aber eher auf die Gäste.

Hotelier Karl Reiter beschäftigt in seinen Betrieben in Bad Tatzmannsdorf und Stegersbach rund 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er konnte das Stammpersonal trotz Pandemie zu einem großen Teil halten. Im Moment kämpft das Luxusresort trotz einer Investition von fünf Millionen Euro in eine neue Sauna-Landschaft, Zimmer und eine Genusswerkstatt eher mit der Auslastung. Man habe das Gefühl, dass die österreichischen Gäste jetzt zwei Jahre brav im Inland geurlaubt hätten und nun wollten aber alle weg, so Reiter: „Es wird heuer ein sehr zähes Jahr.“ Reiter fehlen vor allem die spontan entschlossenen Urlauber zwischen den Hauptsaisonen.

Gäste in einem Gasthaus in Oberwart
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Für Feiern sind Gasthäuser gut gebucht

Wirtshaus: Gäste fehlen unter der Woche

Dass allgemein gespart wird, merkt auch der Stadtwirt, das einzig verbliebene Wirtshaus mit täglicher Küche in Oberwart. An Feiertagen und Wochenenden ist es übervoll. Man trifft sich zu Geburtstagsfesten, Firmung oder Taufe. Unter der Woche bleiben die Gäste aus. „Die Leute selektieren, sie gehen unter der Woche am Abend eben nimmer ins Wirtshaus, jetzt haben wir unsere Öffnungszeiten ein bisschen reduziert“, sagte Gastwirt Raimund Schmiedinger. Unter der Woche habe man jetzt nur mehr mittags offen.

Gäste sitzen an einem Tisch
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Ratschen sucht Mitarbeiter

In der Ratschen in Deutsch Schützen spürte man das Wochenende bereits am Samstag zu Mittag. Am Abend war das Restaurant wie viele Gastronomiebetriebe im Bezirk Oberwart voll. Das Drei-Hauben-Restaurant gehört zu jenen Betrieben, die Mitarbeiter suchen und den Fachkräftemangel in der Branche bereits spüren. Man erweitere derzeit den Betrieb und suche schon allein aus diesem Grund Mitarbeiter, so Pepo Wiesler: „Auf der anderen Seite haben uns auch im Herbst vergangenen Jahres Corona-bedingt Mitarbeiter verlassen, die den Beruf gewechselt haben.“

Küchenpersonal
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Service-Mitarbeiter: Gute Rahmenbedingungen wichtig

Die Rahmenbedingungen seien wichtig, meinte Service-Mitarbeiter Philipp Wild: „Es gehört eine geregelte, ordentliche Entlohnung dazu, die wir hier mittlerweile im Gastgewerbe auch schon in den größten Teilen der Betriebe anstreben. Es gehören geregelte Öffnungszeiten, geregelte Dienstzeiten eingeführt.“

Aufgrund der Erweiterung auf 25 Mitarbeiter habe man jetzt die Möglichkeit, Mitarbeitern zumindest ein Wochenende im Monat und gelegentlich auch am Abend freizugeben, so Wiesler. Im Betrieb – und in der Branche generell – zahle man bis zu 30 Prozent über Kollektivvertrag. Bei Reiters wurden die Gehälter aufgrund der Teuerung ebenfalls aufgestockt. Eine Kinderbetreuung und ein Personalhaus gibt es zusätzlich. Wenn man aber Arbeit immer verteufle und sage, Arbeit sei schlimm und Samstag, Sonntag sei sowieso die Hölle, dann werde am Ende das herauskommen, was man eigentlich nicht wolle, nämlich dass man Samstag, Sonntag nichts mehr kriegen werde, so Reiter.

Feiertage und Sommer gut gebucht

Im Tourismus habe sich in Bezug auf bessere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden viel getan, sagen sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber. Nun wartet man auf die Gäste. Zumindest die Feiertage und der Sommer sind bereits gut gebucht.