Rosa-Marie Müller hätte sich nie gedacht einmal Klientin bei der Caritas Sozialberatung in Eisenstadt zu sein. Die Pensionistin und ehemalige Krankenschwester hat eine Pension von etwas mehr als 1.300 Euro. Als sie sich den neuen Herd für ihre kleine Wohnung in Eisenstadt nicht mehr leisten konnte, ging sie mit Caritas-Direktorin Melanie Balaskovics an die Öffentlichkeit. „Wenn ich heute an die Öffentlichkeit gehen muss mit der Caritas, dann ist das nicht angenehm“, so Müller.
Müller fürchtete sich bereits vor der Jahresstromabrechnung im Mai. „Wenn ich das sehe – 40 Prozent mehr – dann frage ich mich, wie ich das finanzieren soll“, so Müller. In den ersten vier Monaten des Jahres hätten sich doppelt so viele Menschen an die Cartas gewandt, so Caritas-Direktorin Melanie Balaskovics.
Entscheidung zwischen Essen und Heizen
Menschen mit kleinen Pensionen müssen sich laut Caritas Burgenland aktuell zwischen Essen und Heizen entscheiden. Bis Ende April hat die Caritas Burgenland über ihre Sozialberatung heuer bereits rund 45.000 Euro ausbezahlt. Im gesamten Vorjahr waren es rund 90.000 Euro. Die Caritas Burgenland richtete aufgrund der aktuellen Notlage ein neues Online-Angebot ein. Menschen können die Sozialberatung der Caritas Burgenland nun auch anonym über Chat in Anspruch nehmen. Rosa-Marie Müller hofft im Oktober über den Berg zu sein, weil sie dann ihren Kredit für ihre kleine Wohnung abbezahlt haben sollte.
Talk mit Caritas-Burgenland-Direktorin
Melanie Balaskovics, ehemalige ORF-Burgenland-Moderatorin und nun Direktorin der Caritas Burgenland, ist zu Gast im Studio. Die Teuerungen in Österreich belasten weiter viele Menschen. Immer mehr Menschen suchen Hilfe bei der Caritas.
Armut könne jeden treffen
Armut könne jeden treffen, so Balaskovics. Es gäbe eine verstecke Armut – zum Großteil alleinstehende Menschen – wie Pensionisten, alleinerziehende Mütter – und so weiter. Seitens der Caritas gäbe es unterschiedliche Aktionen – von der Beratung bis zum Haushaltsbudget. Es gibt auch – für den schlimmsten Fall – eine Delogierungsberatung. Im ersten Schritt gebe es Überbrückungsmaßnahmen- wie das Übernehmen von Stromrechnungen, oder Mietkosten, sagte Balaskovics.
Die Armutszahlen seien erschreckend, so Balaskovics. Es zeige sich, dass wenn der Staat nicht aktiv werden würde, dass man in eine erschreckende Zahl an armutsgefährdeten Menschen schlittern würde.