Oliver Gradwohl, Chef der burgenländischen Bäckerei-Kette Gradwohl mit ihren 20 Filialen, nutzte diese Möglichkeit bereits. In seiner Lehrzeit nahm der nunmehrige Bäcker- und Konditormeister am Internationalen Fachkräfteaustausch teil. Er arbeitete in einer kleinen Bäckerei in Kiel (Norddeutschland).

„Dort wurde ich ganz anders gefordert, sah andere Sachen. Die Deutschen arbeiten etwas anders mit dem Teig als wir. Wir stauben zum Beispiel den Tisch, sie arbeiten mit Wasser am Tisch, sparen sich so etwas Mehl. Auch das Arbeitsklima, die Erfahrung, andere Leute – das sind so viele Eindrücke, die einen für die Zukunft bereichern“, erzählte Gradwohl.
Gut andere Erfahrungen zu sammeln
Auch aus Sicht des Unternehmers und Chefs befürwortet er, wenn seine Lehrlinge in fremde Gefilde aufbrechen. „Um zu sehen, wie das Arbeitsklima dort ist, wie sie arbeiten. Andere Produkte, andere Teigfestigkeiten, das Handwerk wird etwas gefördert. Ich sehe das durchwegs positiv“, so Gradwohl.

Lehrreiche Erfahrungen
Vorerst noch etwas kleinere Brötchen als die große Firma Gradwohl bäckt Thobias Marx in Strem (Bezirk Güssing). Der Jungunternehmer beliefert aus seiner eigenen Backstube mehrere Bauernläden in der Umgebung. Ebenso wie Gradwohl machte auch er Auslandserfahrung in Kiel. „Kiel hat eine andere Bäckertradition, anders als bei uns. Mit seinen Spezialitäten. Es war interessant, man arbeitet zum Teil mit anderen Materialien, anderen Techniken. Teilweise kannte ich das Gebäck auch nicht. Es war sehr lehrreich“, erzählt Marx.

Austausch für jeden Lehrberuf möglich
Jeder Lehrberuf kann am Austauschprogramm teilnehmen. Anna-Karina Bauer kommt aus Litzelsdorf (Bezirk Oberwart) und macht eine Lehre zur Reisebüroassistentin in Pöllau in der Oststeiermark. Für sie geht es in wenigen Wochen los nach Valencia in Spanien. „Ich konnte mich zwischen drei Sachen entscheiden, das waren Irland, Valencia und Heraklion in Griechenland. Da ich fünf Jahre Spanisch in der Schule hatte, dachte ich, ich wage dieses Spracherlebnis“, so Bauer.

Geförderte Praktika
Ihre Chefin unterstützt dieses Vorhaben. „Reisen ist unser Geschäft. Daher ist es sehr gut, wenn unsere Mitarbeiter, unsere Auszubildenden, die Destinationen auch kennen, die sie verkaufen. Da bietet sich sowas optimal an“, so Katharina Posch.
Lehrlinge oder Unternehmen, die Interesse haben, können sich beim Internationalen Fachkräfteaustausch in Wien melden. Die Praktika werden vom Erasmus-Plus-Programm der EU und von der Wirtschaftskammer finanziell gefördert.