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Wirtschaft

Biogas aus dem Burgenland

Wegen des Kriegs gegen die Ukraine will Österreich raus aus russischem Gas. Die österreichische Energieagentur hat dafür einen Plan vorgelegt. Ein Teil der Lösung könnte heißen, die Produktion etwa von Bio-Methan zu erhöhen – das Burgenland hat damit bereits Erfahrung.

Funktionieren tut in Güssing nichts mehr – der damals weltweit ersten Biomasse-Versuchsanlage ging das Geld aus. Der Bund strich die Forschungsprämien und Fördermittel. Die Strom und Gaspreise waren damals im Keller. Ebenso das öffentliche Interesse an alternativen Energiequellen. Reinhard Koch musste seine Forschungsanlage in Konkurs schicken. Über Jahre wurde sehr erfolgreich hier eine neue Art der Holzvergasung getestet – mit Strom-, Biogas und Treibstoff-Erzeugung. Das Know-how aus Güssing ist weltweit gefragt. Nur in Österreich stieß es auf wenig Interesse.

„Ein Umdenken ist jetzt nicht mehr notwendig. So schlimm es auch ist. Dieser Ukraine-Krieg hat den letzten Politiker überzeugt, dass etwas passieren muss, dass wir etwas tun müssen. So schlimm es auf der einen Seite ist, umso positiv wird es auf der anderen Seite – für die regionale erneuerbare Energieerzeugung sein“, so Koch.

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Biomasse liefert Energie

Dass es funktioniert zeigt sich in der Nachbargemeinde in Strem. Wärme und Strom für die 200 Haushalte werden von einer eigenen Biomasse-Anlage erzeugt. Die Energie liefert die Natur. Biomasse, also organische Reststoffe, wie Biomüll, Pflanzen oder Dung kommen in eine Vorgrube, werden dann von Mikroorganismen in einem sogenannten Fermenter zersetzt. Es entstehen Gase unter Freisetzung von Wärme. Mit dieser Wärme kann geheizt werden beziehungsweise Strom aufbereitet werden.

Das gewonnene Biogas wird relativ einfach in das Gasnetz eingespeist. „Es ist ein riesen Potential da. Es ist auch so, dass die Stoffkreisläufe geschlossen werden. Das heißt, wir produzieren nicht nur Strom und Wärme, sondern wir produzieren als Abfallstoff einen sehr sehr hochwertigen Dünger, der in der Biolandwirtschaft eingesetzt werden kann. Das Wissen, das wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben, eröffnet sehr viele Möglichkeiten und ein sehr breites Spektrum. Wir sehen es in Deutschland. Es könnten viel mehr Anlagen – regionale Anlagen – gebaut werden“, so Siegfried Legath, der Geschäftsführer der Biogasanlage Strem.

Biomasse werk
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Mit Biogas den Gasverbrauch umstellen

Das Modell Strem könne in mehreren Regionen in Österreich funktionieren, sagen Umweltexperten. Mit Biogas sei es möglich einen Teil des jetzigen Gasverbrauchs umzustellen – aber eben nur einen Teil. „Studien zeigen, dass wir Biogas zu relevantem Anteil machen können – etwa 15 Prozent. Aber jetzt muss man anschauen, wo die Potenziale anfallen. Wir gehen eher davon aus, dass sie dezentral anfallen, mehrere kleine Anlagen und nicht große – weil der logistische Aufwand besteht, Reststoffe zu transportieren. Daher gehen wir eher von dezentralen Anlagen aus“, so Klimaschutz-Experte Johannes Wahlmüller von Global 2000.

Nach dem unfreiwilligen Aus vor knapp zehn Jahren will Güssing demnächst wieder in die Forschung und Weiterentwicklung rund um die Biogasproduktion einsteigen.