Marcel Steinbacher aus Wien erkrankte 2020 und 2022 an Covid-19 und leidet an Long-Covid. Er macht derzeit eine Kur im Gesundheitsresort Bad Tatzmannsdorf. Nach einer Herzmuskelentzündung muss der Innenarchitekt und Familienvater lernen, sich nicht zu überfordern. Mentales Training ist ein Teil der ganzheitlichen Therapie.

Long-Covid für Patienten und Angehörige herausfordernd
Solange man sich selber nicht bewusst sei, was mit einem los sei und wo jetzt die persönlichen Grenzen seien, sei es für andere noch schwieriger, nicht ständig zu pushen und sagen „Ach, du bist ja eh gesund“, erzählte Steinbacher. Diese Krankheit sei für einen selber schon so schwer zu verstehen, aber noch schwieriger sei es für das Umfeld, damit umzugehen. Für die Patientinnen und Patienten sei es sicher eine der größten Herausforderungen, mit diesen neuen Grenzen umzugehen, meinte auch Psychologin Katrin Supper.

Für Marcel Steinbacher war der Leidensdruck so groß, dass er sich die dreiwöchige Kur in Bad Tatzmannsdorf selbst bezahlt hat. Er habe gemerkt, dass sich in seinem Körper Stück für Stück kleine Sachen geändert hätten. Er habe Nahrungsmittelunverträglichkeiten entwickelt, eine Histamin-Allergie, die er vorher nicht gehabt habe. Er habe sich auch immer wieder plötzlich hinlegen müssen, weil er so müde gewesen sei, erzählte Steinbacher.

Bad Tatzmannsdorf bietet Therapiepaket an
Über ähnliche Symptome klagten im vergangenen Jahr auch immer öfter Kurgäste, die im Rahmen der Gesundheitsvorsorge der PVA nach Bad Tatzmannsdorf geschickt worden waren. Daraufhin stellte das Gesundheitsresort ein Therapiepaket für eine Long-Covid-Kur zusammen. Ein Arzt entscheidet, ob Patientinnen und Patienten eine Reha benötigen, oder die Kur ausreicht. Es sei eine Kombination aus aktiven Therapieeinheiten, erklärte Kurarzt Franz Niederl. Das seien Physiotherapie-Einheiten und Einzel-Heilgymnastik, bei denen die Physiotherapeuten sehr moderates und sehr leichtes Ausdauer-Training anbieten.

Neben einem Bewegungsprogramm verordnet das Gesundheitsresort auch Therapien mit Thermalheilwasser und Mohr. Die Kur soll Betroffene wie Marcel Steinbacher wieder langsam fit für den Alltag in Familie und Beruf machen.
Leitner: „Nachfrage steigt“
Die Nachfrage wachse stetig, sagte Geschäftsführer der Kurbad-Tatzmannsdorf-GmbH Andreas Leitner am Montagabend im „Burgenland heute“-Gespräch. Man habe es erst für die zwei Privathäuser, das Hotel Thermal und das Hotel Vital, entwickelt – und habe dann im Rahmen einer Gesundheitswoche gestartet. Dann habe man gemerkt, dass die Nachfrage gestiegen sei – vor allem auch nach dem dreiwöchigen Kuraufenthalt, so Leitner.
„Herr Steinbacher hat sich diese Kur als Privatgast noch selbst finanziert. Aber wir haben gemerkt, dass immer mehr Kurgäste, die die Kur bewilligt bekommen haben, mit diesen Symptomen hier angekommen sind. Da haben wir begonnen innerhalb dieser Kur-GVA-Leistungspakete (Gesundheitsvorsorge Aktiv) – ein eigenes Therapieprogramm, abgestimmt auf diese Symptomatik, zu entwickeln“, sagte Leitner. Andere Therapieformen wurden nicht eingeschränkt, man habe nur versucht, innerhalb der vorgeschriebenen Leistungsmodule, das Optimum für Long-Covid-Patienten zu gestalten, so Leitner, der seit mehr als zwei Jahren Geschäftsführer der Kurbad-Tatzmannsdorf-GmbH ist.
Gespräch über Long-Covid-Therapie
Andreas Leitner, Geschäftsführer der Kur Bad Tatzmannsdorf GmbH, informiert über das Angebot zur Long-Covid-Therapie.
In Zukunft gelte es eine gute Gesamtstrategie für das Resort zu entwickeln – dieses sei sehr umfassend aufgestellt – mit den Hotels, dem Schloss Jormannsdorf, dem Freilichtmuseum samt dem Arkadenheurigen, dem Quellenhof und einer Mineralwasserquelle. Dafür müsse jetzt eine gute Gesamtstrategie mit den Erkenntnissen aus einer Pandemie – auch mit den Erkenntnissen aus der momentanen Energiekrise – entwickelt werden, so Leitner.
Brandstätter: „Long-Covid endlich als Berufskrankheit anerkennen“
SPÖ-Gesundheitssprecher Kilian Brandstätter forderte in dem Zusammenhang neuerlich, dass Long-Covid endlich als Berufskrankheit anerkannt wird. Außerdem müsse ein gemeinsamer Aktionsplan mit Expertinnen und Experten aus allen relevanten Fachbereichen erarbeitet werden.