In den 1980er-Jahren entwickelte sich in Oberwart der Roma-Aktivismus. Nach jahrelanger Diskriminierung und diversen Lokalverboten, schloss sich eine junge Gruppe von Roma und Romnja zusammen, um gemeinsam für ihre Rechte einzutreten.

Aktivistin der ersten Stunde
Eine dieser ersten Aktivistinnen war Susanne Baranyai. Sie sitzt seit einem Schlaganfall vor zehn Jahren im Rollstuhl, ihr Mann Hans kümmert sich um sie. „Wir sind dann wirklich vor der Entscheidung gestanden, irgendwo in der Großstadtanonymität unterzutauchen, oder einfach da unseren Mann zu stehen und das Problem anzugehen und die Susi war da sehr engagiert“, erinnerte sich Hans Baranyai. Sie habe sich gesagt, „so kann das nicht sein, wir sind genauso österreichische Staatsbürger wie alle anderen, mit allen Rechten und Pflichten und wir werden uns das nicht gefallen lasse.“

Papai: Engagement für Roma und bedrohte Völker
Engagement ist auch für Nadine Papai kein Fremdwort. Die Kultur- und Sozialanthropologin ist Obfrau des Vereins „Hango Roma“ und der Organisation „Lebenszeichen!“. Ihre Wurzeln liegen in Holzschlag. Sie setzt sich nicht nur für die Anliegen ihrer Volksgruppe ein, sondern auch für bedrohte Völker auf der ganzen Welt.

So baute Papai zum Beispiel in einem Flüchtlingscamp im Nordirak gemeinsam mit den Flüchtlingen eine kleine Joghurt-Produktion auf. Dabei sei es nicht einmal so sehr das Ziel gewesen, dass die Flüchtlinge Joghurt für sich selbst machen, sondern dass sie aus dem Camp herauskommen, sich mit Bauern vernetzen, die teilweise selbst Flüchtlinge seien. Es sei darum gegangenen, dass eine kleine Wirtschaft entsteht, die man angestoßen habe, erklärte Papai.

Sarah Gärtner-Horvath arbeitet „Antiziganismus“ auf
Die nächste Generation von starken und selbstbewussten Romnja beteiligt sich bereits aktiv an der Gestaltung der Zukunft der Volksgruppe. Die Oberwarter Studentin Sarah Gärtner-Horvath befasst sich mit „Antiziganismus“. Sie habe antiziganistische Vorfälle der letzten Jahre in den unterschiedlichsten Bereichen wie Medien, Politik und Alltagssituationen aufgezeigt. Da erkenne man, dass die Diskriminierung sehr wohl noch da sei, aber eben eher versteckt ausgeübt werde.

Roma-Jugend heute selbstbewusster
Die Aktivistinnen und Aktivisten haben schon vieles für die Volksgruppe erreicht, aber vieles muss auch noch erreicht werden. Die Jugend wachse selbstbewusster auf und beschäftige sich auch mit dem Thema „Roma“, sagte der Vorsitzende des Volksgruppenbeirates der Roma, Emmerich Gärtner-Horvath, im „Burgenland heute“-Studiogespräch. In der Vergangenheit habe es immer Rückschläge gegeben, wenn zum Beispiel jemand in der Schule diskriminiert habe, dann hätten sich die Jugendlichen nicht mehr so „geoutet“.
„Burgenland heute“-Studiogespräch mit Emmerich Gärtner-Horvath
Einmal mehr forderte Gärtner-Horvath daher, dass vor allem im Bildungsbereich angesetzt werden müsse, auch bei der Mehrheitsbevölkerung – mehr dazu auch in Diskussion über Roma-Strategie 2030. Man müsse mehr über die Geschichte der Roma in den Lehrplänen einbringen und auch das Lehrpersonal müsse entsprechend geschult werden, nicht nur im Burgenland, sondern auch in den anderen Bundesländern.