Christian Wehrschütz und Raphaela Pint
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Ukraine-Krieg

Wehrschütz: Welche Hilfsgüter gebraucht werden

ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz befindet sich derzeit in Saporischja, bereits am Fluss Dnjepr. Das sei ein Tor für die Flüchtlinge aus Mariupol, so Wehrschütz im Studiogespräch mit ORF Burgenland-Moderatorin Raphaela Pint. Er schilderte, wie derzeit die Lage in der Ukraine ist und welche Hilfsgüter gebraucht werden.

Mariupol sei von Saporischja etwa drei Autostunden entfernt, so Wehrschütz. Von dort kommen auch die humanitären Korridore. „Saporischja ist eigentlich eine große Industriestadt gewesen. Und auch deswegen interessant, weil in der Nähe das größte Atomkraftwerk steht, das mittlerweile von den Russen gehalten wird. Die Frontlinie ist hier etwa 50 Kilometer entfernt“, so Wehrschütz.

Karte der Ukraine
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Wehrschütz ist derzeit in Saporischja

Schwierige Evakuierung aus Mariupol

Man wisse nicht, wie die Evakuierung in Mariupol laufe oder ob diese Evakuierung erfolgreich sei. „Man muss gleich eines einschränkend sagen: Wenn in der Stadt noch 160.000 Einwohner sein sollen – und es waren jetzt 45 Autobusse unterwegs – dann macht das bei einem Autobus von zirka 50 Personen zirka 2.500 Personen, die evakuiert werden. Das heißt, ein großes Problem für verbliebene Zivilisten in Mariupol bleibt nach wie vor bestehen“, so Wehrschütz.

Christian Wehrschütz aus Saporischja

Wehrschütz: Hilfsgüter nicht undifferenziert liefern

Was die Hilfsgüter angehe, müsse man unterscheiden. „Bei Mariupol ist es so – und bei anderen derart belagerten Städten, wie etwa Charkiw – da braucht man wirklich alles. Lebensmittel, Versorgung, Heizmaterial – auch wenn es jetzt schon Frühling wird. Aber am Abend kann es noch kalt werden, auch wenn hier alles zerschossen ist. Also das ist die ganze Bandbreite“, so der ORF-Korrespondent. Aber es werden eben nicht überall dieselben Hilfsgüter gebraucht. Man dürfe nicht den Fehler machen, dass „aus gutem Willen heraus sehr undifferenziert geliefert wird“.

„Wir waren gestern in einer Stadt, die noch nicht zerstört ist, wo auch noch eine Windelproduktion läuft. Vielleicht wäre es besser, dem zu helfen, mehr Windeln zu produzieren und bessere Konditionen bei Banken zu geben, als dass man jetzt tonnenweise Windeln herbringt“, sagt Wehrschütz.

Hilfsgüter, die dringend gebraucht werden

Was wirklich dringend benötigt werde, seien Medikamente für Krebskranke, für Diabetiker, Rheumatiker – all jene Personen, die chronische Krankheiten haben. Auch Sommerkleidung werde bald benötigt und auch demnächst Waschmaschinen, damit die Flüchtlinge auch in den Lagern ihre Wäsche waschen können, so Wehrschütz’ Einschätzung.