Geflüchtete aus der Ukraine in Bad Tatzmannsdorf
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Ukraine-Krieg

Neues Zuhause für Geflüchtete

Mehr als 600 Geflüchtete aus der Ukraine – überwiegend Frauen und Kinder – hat das Land mit Bussen ins Burgenland gebracht. In Mogersdorf wohnen aktuell rund 40 Frauen und Kinder in Wohnungen der OSG, der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft. Frauen mit kranken Kindern sind im Kurhotel Bad Tatzmannsdorf untergebracht.

Die Wohnungen in Mogersdorf (Bezirk Jennersdorf) sind das neue Zuhause von rund 40 Frauen und Kindern aus der Ostukraine und Kiew. „Wir haben am 23. Februar auf unserem Balkon Flieger und Bomben gehört. Ich habe gespürt, etwas stimmt nicht und habe alles zusammengepackt und wir sind geflüchtet“, erzählte Viktoria aus Kiew über ihre Flucht.

Geflüchtete aus der Ukraine im Hotel in Bad Tatzmannsdorf
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Mutter mit ihren Kindern im Hotel in Bad Tatzmannsdorf

Im Reduce Hotel in Bad Tatzmannsdorf werden Frauen mit kranken Kindern versorgt. „Wir haben in der Ukraine kein Insulin mehr bekommen, deshalb sind wir nach Österreich gekommen“, berichtete Shanna aus Kiew. Unter Tränen erzählten junge Mütter ORF-Burgenland-Reporterin Gabriele Schiller von ihrer Flucht über Polen. Ein krankes Baby bekam erst im Krankenhaus Oberwart die notwendige Hilfe.

Ukrainische Fahne in Mogersdorf
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In Mogersdorf weht die ukrainische Fahne

Zwischen Dankbarkeit und Trauer

Dankbarkeit und Trauer liegen in Bad Tatzmannsdorf und Mogersdorf in den letzten zwei Wochen nahe beieinander. Im Ortszentrum von Mogersdorf weht seit dem 10. März die ukrainische Fahne. An diesem Tag kam der erste Burgenland-Bus von der slowakisch-ukrainischen Grenze in der Gemeinde an. Kurz nach Mitternacht zogen die Geflüchteten in die OSG-Wohnungen ein.

Ankunft der Geflüchteten in der OSG-Wohnhausanlage in Mogersdorf
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Ankunft der Geflüchteten in der OSG-Wohnanlage Mogersdorf

Die Anlage sei knapp vor Weihnachten fertiggestellt worden, sagte OSG-Vorstand Alfred Kollar. Man sei gerade dabei gewesen, Interessenten-Gespräche zu führen. Diese habe man nun gestoppt. „Wenn ich gesehen habe, dass sich ein kleiner, etwa drei Jahre alter Bub unmittelbar nach dem Aussteigen aus dem Bus auf die Reisetasche gelegt hat und geschlafen hat, weil er so müde war, so stellt sich für mich nicht die Frage nach dem Geld“, so Kollar. Insgesamt leben bereits 77 Flüchtlinge in 21 OSG-Wohnungen.

Geflüchtete aus der Ukraine in Mogersdorf
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Die Geflüchteten wurden in Mogersdorf gut aufgenommen

In der Gemeinde Mogersdorf sind elf Vertriebene privat untergebracht. Das Engagement ist groß. Laufend trudeln Geld- und Sachspenden ein. Auch der Erlös eines Benefizturniers wurde bereits an die Geflüchteten verteilt. Man habe die Geflüchteten zu dem Turnier auch eingeladen, erzählte der Mogersdorfer Bürgermeister Josef Korpitsch. Der Reinerlös sei eins zu eins an die Flüchtlinge gegangen. Neben der Gemeinde kümmert sich auch Vlodoymir, ein Ingenieur aus Lemberg, im Auftrag der OSG um die Familien. Er lebt seit 25 Jahren im Burgenland. Die Geflüchteten bräuchten auch psychologische Betreuung, alle wollten wieder zurück in die Ukraine, so Vlodoymir.

Kuranstalt plant Patensystem

Im Reduce Hotel in Bad Tatzmannsdorf bekommen die jungen Frauen und ihre zum Teil kranken Kinder ärztliche Hilfe. Nach der Erstversorgung will die Leitung der Kuranstalt ein Patensystem aufziehen. Kinder bräuchten natürlich auch Freizeitgestaltung und sollten in Sportvereinen, in Musikschulen, in Tanzvereinen Anschluss finden, sagte Kurbad-Tatzmannsdorf-Geschäftsführer Andreas Leitner. Und sie sollten natürlich auch Deutsch lernen. Das gehe am besten in den Volksschulen und Kindergärten. Auch das sei eine Aufgabe, die man gemeinsam mit den Betreuerinnen vor Ort zu bewerkstelligen versuche.

Geflüchtete aus der Ukraine in Bad Tatzmannsdorf
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In Bad Tatzmannsdorf sind vor allem Mütter mit kranken Kindern untergebracht

„Deutsch lernen ist sowieso ganz, ganz wichtig am Anfang, egal wie lange sie bleiben“, meinte Ingrid Taucher aus Oberschützen. Natürlich wollten die Frauen und Kinder wieder nach Hause und zu ihren Männern, Vätern und Verwandten. Zwei bis maximal drei Monate werden die Unterkünfte in Bad Tatzmannsdorf und Mogersdorf zur Verfügung gestellt. Danach machen sich die Verantwortlichen im Bedarfsfall auf die Suche nach Privatunterkünften.

Land sucht weiter nach Quartieren

Derzeit habe man im Burgenland noch genügend Quartiere zur Verfügung, sagte der Flüchtlingskoordinator des Landes, Alexander Heller, im „Burgenland heute“-Interview am Samstagabend. Man suche aber nach Quartieren, auch in einem größeren Rahmen – zum Beispiel in stillgelegten Hotels und Pensionen. Heller versicherte, dass das Land dabei sei, die Anträge auf Zuschüsse für die Unterbringung von Geflüchteten schnellstmöglich abzuarbeiten.

Flüchtlingskoordinator Heller im Interview

Alexander Heller, Flüchtlingskoordinator des Burgenlands, spricht über die aktuelle Situation der ukrainischen Kriegsflüchtlinge und deren Unterbringung in den Quartieren.

Die medizinische Versorgung der Flüchtlinge aus der Ukraine sei in jedem Fall gesichert, so Heller. Die Österreichische Gesundheitskasse habe klar gesagt, dass jeder Ukrainer mit seinem Reisepass in Österreich eine ärztliche Versorgung bekomme und zu allen Ärztinnen und Ärzten und in jedes Krankenhaus gehen könne.