Alt-Bundespräsident Heinz Fischer bei der Tagung in Oberwart
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Chronik

„Suche nach Massengrab muss weitergehen“

Ist die Suche nach dem Massengrab jüdischer Zwangsarbeiter in Rechnitz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe? – diese Frage war Thema einer Tagung in Oberwart, die vom Verein RE.F.U.G.I.U.S. veranstaltet wurde. Der Grundtenor dabei: Das Rätsel muss gelöst, das Grab gefunden werden.

Ende März 1945 wurden beim Kreuzstadl in Rechnitz rund 200 jüdische Zwangsarbeiter von örtlichen Nazis erschossen. Die aus Ungarn stammenden Opfer hätten beim Bau des Ostwalls eingesetzt werden sollen, waren aber schon zu schwach zum Arbeiten. Die Suche nach ihrem Grab blieb bislang erfolglos. Vom Bundesdenkmalamt initiierte Grabungen beim Kreuzstadl in Rechnitz im Mai 2021 waren die vorerst letzte einer Reihe von Suchaktionen. Das Bundesdenkmalamt kündigte danach den Rückzug an.

Alt-Bundespräsident Heinz Fischer bei der Tagung in Oberwart
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Alt-Bundespräsident Heinz Fischer bei der Tagung

Fischer: Nicht am Geld scheitern

„Die Suche muss dennoch weitergehen“ ist ein Appell, der bei der Tagung im Rathaus von Oberwart zu hören war. Alt-Bundespräsident Heinz Fischer will nicht glauben, dass eine weitere Suche am Geld scheitert. Wenn wirklich ernsthafte Anstrengungen aus dem Burgenland kämen, würde die Republik Österreich sehr sorgfältig nachdenken müssen, ob sie sich nicht irgendwie beteilige oder ob man noch modernere Suchgeräte irgendwo in einem benachbarten Land auftreiben könne, so Fischer.

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Mahnmal in Rechnitz
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Kreuzstadl in Rechnitz
Grabungen beim Kreuzstadl in Rechnitz
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Das Areal für die Suche nach dem Massengrab ist riesig
Grabungen beim Kreuzstadl in Rechnitz
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Bisher waren alle Grabungen erfolglos
Grabungen beim Kreuzstadl in Rechnitz
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Der Verein RE.F.U.G.I.U.S. will die Suche aber fortsetzen

Hofmeister: Letzte Ruhe verdient

Gemäß der jüdischen Tradition wäre es besonders wichtig, die sterblichen Überreste der Opfer zu finden. Ein Grab sei mehr als ein Gedenkort, erklärte der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister. Es gebe in dem Gebiet, in dem das Grab vermutet wird, Felder und Straßen, durch die die Totenruhe ständig gestört werden könnte. Das sei ein großes Problem im jüdischen Recht für die dort Liegenden, die ihre letzte Ruhe verdient hätten.

Teilnehmer an der Tagung in Oberwart
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Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Tagung in Oberwart

Verein RE.F.U.G.I.U.S. will Suche fortsetzen

Die Umgebung des Kreuzstadls ist landwirtschaftliches Gebiet, die Verdachtsfläche riesig. Es tauchen immer noch neue Hinweise auf die Lage des Grabes auf. Es komme nochmal sehr darauf an, das zusammenzuführen, meinte der Paul Gulda vom Verein RE.F.U.G.I.U.S.. Man solle auch nicht vergessen, dass viele Bereiche referenziert und abgearbeitet seien. Dadurch sehe man aber auch sehr genau, wo daneben gegraben worden sein könnte. Doch wie man wisse, knapp daneben sei auch vorbei, so Gulda. 30 Jahre nach seiner Gründung ist der Verein RE.F.U.G.I.U.S. entschlossen, die Suche fortzusetzen.

Am Sonntagnachmittag um 14.00 Uhr findet in Rechnitz beim Kreuzstadl wieder eine Gedenkfeier für die ermordeten jüdischen Zwangsarbeiter statt.