Politik

Eisenkopf für neue Väterkarenz-Modelle

Die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen ist nach wie vor groß. Gute Modelle für Väterkarenz, wie es sie in anderen Ländern schon gebe, könnten dem entgegenwirken, so Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) im „Burgenland-heute“-Interview.

Zur Gleichstellung von Frau und Mann ist es noch immer ein weiter Weg. So arbeiten berufstätige Frauen arbeiten im Schnitt zusätzlich 27 Stunden in der Woche unbezahlt im Haushalt, in der Kinderbetreuung, und in der Pflege. Bei Männern ist es nur halb so lang.

Grafik zur Lage berufstätiger Frauen, bei denen durchschnittlich noch 27 Stunden pro Woche für Haushalt, Kinderbetreuung und Pflege dazukommen
ORF
Es sind vor allem Frauen, die zusätzlich zu ihrem Beruf, noch unbezahlt arbeiten

Frauen arbeiten 50 Tage „gratis“

Ungerecht geht es auch beim Gehalt zu. So verdienen Vollzeit arbeitende Frauen im Burgenland nach wie vor durchschnittlich 15 Prozent weniger als Männer. Somit arbeiten Frauen im Vergleich zu Männern 50 Tage im Jahr quasi gratis.

Grafik zur Einkommensschere zwischen Männern und Frauen
ORF
Die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern ist weiterhin groß

Eisenkopf: Pandemie als Bremse für Gleichstellung

Gerade die Pandemie habe die Gleichstellung der Frau wieder gebremst, weshalb es jetzt umso wichtiger sei, dass Frauen wieder gehört werden, so Eisenkopf. Besonders um die große Lohnschere zu schließen, brauche es dringend Maßnahmen. Es gehe darum, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch besser zu fördern, so Eisenkopf: „Das tun wir auf der einen Seite mit dem Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz, das wir vor Kurzem angepasst haben, aber auch auf der anderen Seite mit unserem Modell der pflegenden Angehörigen.“

Astrid Eisenkopf im Interview

Astrid Eisenkopf, Landeshauptmann-Stellvertreterin, äußert sich im Interview rund um das Thema Gleichstellung unter anderem zur Kinderbetreuung. Auch Hilfsmaßnahmen für Geflüchtete aus der Ukraine sind Thema.

Eisenkopf sieht aber auch die Bundespolitik in der Verpflichtung. So gebe es gerade im Bereich der Väterkarenz in anderen Ländern bereits gute Modelle, an denen man sich orientieren können. Nach wie vor arbeiten die Väter meist nach der Geburt eines Kindes Vollzeit weiter, während sich die Frauen um die Kinder kümmern, was deren Gehalt auf Jahre drückt.

Eisenkopf: Ankunft der Flüchtlinge in nächsten Tagen

Wegen des Ukraine-Kriegs sind derzeit viele Frauen und Kinder auf der Flucht. Das Burgenland will 500 Flüchtlinge mit Bussen abholen und ins Land bringen – mehr dazu in Land will Flüchtlinge mit Bussen holen. „In den nächsten Tagen werden diese Menschen bei uns ankommen“, sagte Eisenkopf am Dienstagabend.

Sie habe im Auftrag des Landeshauptmannes als Frauen- und Gemeindereferentin am Dienstag erstmals zu einem Runden Tisch mit NGOs, Hilfsorganisationen und Frauenberatungsstellen geladen. Es gehe darum, das Netzwerk bestmöglich zu nutzen, um ein gutes Betreuungs- und Beratungsangebot für die Geflüchteten, unter denen hauptsächlich Frauen und Kinder erwartet werden, zur Verfügung zu stellen, so Eisenkopf.

ÖVP kritisiert Personalbesetzung im Land

Die ÖVP unterstützt die Frauenstrategie des Landes grundsätzlich, gleichzeitg kritisiert Landesparteiobmann Christian Sagartz am Weltfrauentag aber die Personalbesetzung des Landes: „Hans Peter Doskozil scharrt um sich eine reine Männerdomäne. Wenn es um Führungspositionen im Land Burgenland oder in ausgegliederten Gesellschaften geht, dann kommen hier meistens eher Männer zum Zug, auch hier sind wir von Chancengleicheit weit entfernt.“

Grüne: Männer entscheiden für Frauen

Auch die Grünen kritisieren, dass im Land meistens Männer Entscheidungen in Bereichen treffen, in denen vor allem Frauen arbeiten würden. Sie fordern deshalb eine Koppelung der Parteienförderung an die Frauenquote.

FPÖ sehen große Lohnschere als Problem

Die FPÖ betont, dass vor allem die große Lohnschere zwischen Frauen und Männern nach wie vor ein großes Problem sei. Die NEOS fordern, dringend den Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten und flexibleren Karenzmodellen.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Geigerin bei der Veranstaltung mit weiblicher Musik des Haydnkonservatoriums
ORF
Das „Joseph Haydn Konservatorium“ widmete sich am Weltfrauentag der weiblichen Musik
Daniela Winkler, Astrid Eisenkopf und Gerhard Krammer bei der Veranstaltung des Haydn Konservatoriums, die weiblicher Musik gewidmet war
ORF
Landesrätin Daniela Winkler, LH-Stv. Astrid Eisenkopf und Haydn-Konservatorium-Direktor Gerhard Krammer
ÖVP-Aktion zum Frauentag in der Eisenstädter Fußgängerzone
ORF
ÖVP-Aktion zum Frauentag in der Eisenstädter Fußgängerzone
ÖVP-Aktion zum Frauentag in der Eisenstädter Fußgängerzone
ORF
ÖVP-Aktion zum Frauentag in der Eisenstädter Fußgängerzone
Aktion der Grünen in der Eisenstädter Fußgängerzone
ORF
Aktion der Grünen in der Eisenstädter Fußgängerzone
Aktion der Grünen in der Eisenstädter Fußgängerzone
ORF
Aktion der Grünen in der Eisenstädter Fußgängerzone

Verschiedene Aktionen

Die Parteien nutzten den Weltfrauentag für unterschiedliche Aktionen: Die Grünen verteilten in der Eisenstädter Fußgängerzone Flugblätter mit ihren Forderungen. Auch die ÖVP-Frauen waren in der Fußgängerzone unterwegs, um auf die vielfältigen Leistungen von Frauen aufmerksam zu machen. Die SPÖ-Frauen waren im Oberwarter EO aktiv. Das „Joseph Haydn Konservatorium“ widmete dem Weltfrauentag eine Veranstaltung mit weiblicher Musik, an der auch Landeshauptmannstellvertreterin Eisenkopf und Landesrätin Daniela Winkler (SPÖ) teilnahmen.

Frauen in der Gemeindepolitik

In der Gemeindepolitik gibt es österreichweit 200 Bürgermeisterinnen. Ein Anteil von 9,6 Prozent, der in den vergangenen Jahren gestiegen ist. Im Burgenland gibt es 13 Bürgermeisterinnen. Lisbeth Kern leitet die Gemeinde Petzenkirchen (Niederösterreich) schon seit November 1996 – sie ist mit fast 25 Dienstjahren von allen aktuell amtierenden Bürgermeisterinnen am längsten im Amt. Die zweitlängste Amtszeit hat Friederike Reismüller (SPÖ) aus Forchtenstein (Bez. Mattersburg), die im Oktober 1997 gewählt wurde.

Es sind aber nicht nur die Bürgermeisterinnen. Auch in der zweiten Reihe – im Gemeinderat, in der Amtsleitung und in den verschiedenen Gremien und Vereinen – gibt es viele engagierte und kompetente Frauen. Es freut uns, dass immer mehr Frauen kommunale Führungstätigkeiten übernehmen wollen. Aber natürlich gibt es noch viel zu tun. Im Österreichischen Gemeindebund setzen wir daher auch mit der ersten Bundestagung für Bürgermeisterinnen Ende März in Wien einen weiteren Schritt in Richtung mehr Frauen in Führungsverantwortung auf lokaler Ebene“, so Gemeindebund-Präsident Bürgermeister Alfred Riedl.

Gewerkschaftsfrauen fordern politisches Bekenntnis

Frauen verdienen rund 20 Prozent weniger als Männer. Frauen übernehmen den Großteil der Betreuungs- und Hausarbeit, Frauen arbeiten überwiegend Teilzeit und Frauen haben wenig Aufstiegsmöglichkeiten. Die Pandemie habe diese Probleme noch verschärft. 65 Prozent der Systemerhalterinnen sind Frauen, heißt es von den Gewerkschaftsfrauen im Burgenland. „Frauen mussten in der Pandemie ihrer Arbeiten, meist in Niedriglohnbranchen wie der Pflege, im Handel oder in der Produktion nachgehen und haben keine Möglichkeit für Homeoffice, sind dadurch täglich einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt“, so AK-Vizepräsidentin und Landesvorsitzende der Gewerkschaftsfrauen im Burgenland, Bianca Graf.

Die AK Burgenland fordert deshalb kürzere und planbare Arbeitszeiten bei vollem Lohn- bzw. Gehalts- und Personalausgleich, um eine gute Work-Life-Balance zu ermöglichen. Auch die Aufwertung von Frauenbranchen steht ganz oben auf der Forderungsliste. „Das ist jedoch nicht nur über die Kollektivvertragsebene lösbar. Hier erwarten wir uns ein politisches Bekenntnis“, fordert Graf.