Geflüchtete Familie
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Chronik

Ukrainische Familie erzählt von Flucht

In Großhöflein (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) wurde am Montag eine ukrainische Familie aufgenommen. Sie erzählt von ihrer Flucht und den dramatischen Erlebnissen in ihrer Heimat.

Als zu Beginn des russischen Einmarschs auch im Westen der Ukraine die ersten Bomben und Schüsse fielen, flüchtete die Familie von Maria Tobler-Yevchk Richtung Polen. Sie selbst lebt mit ihrem Partner in Großhöflein.

Maria Tobler-Yevchk spricht über die Erlebnisse ihrer Familie

„Vor allem Mädchen hatten Panik“

„Man hat schon gehört, dass Putin in die Ukraine einmarschieren wird, das wollte und konnte man nicht glauben, ich habe mir nur gedacht, hoffentlich nicht gleich in der ganzen Ukraine. Ich komme aus dem Westen. Aber plötzlich während einer Nacht hat meine Mutter plötzlich Schüsse gehört. Sie hat nicht gewusst was das ist. Die Kinder wurden wach und haben geweint. Es hat dann mein Schwager angerufen und gesagt, dass sie in Kiew und überall schon schießen. Meine Familie hat sich zusammengepackt und ist zu meinem Schwager gefahren, denn er hat einen Keller, damit sie die Kinder in Sicherheit bringen. Vor allem die Mädchen hatten Panik. Es wurde dann immer schlimmer. Die Kinder haben eine Woche fast gar nicht geschlafen. Dann haben wir gesagt, wir werden schauen, dass sie nach Österreich kommen. Auch viele Freunde haben geholfen“, erzählte Maria Tobler-Yevchk aus Großhöflein über die Erlebnisse ihrer Familie.

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Bilder von der Flucht der Familie

Stundenlanges Warten in der Kälte

Ihre frisch operierte, zuckerkranke Mutter, die Schwester mit ihren Kindern und die Kinder ihrer anderen Schwester machten sich auf den Weg. Die dritte Schwester blieb vorerst zurück, sie durfte an der Grenze nicht mehr mitkommen und musste umkehren. Am Grenzübergang zu Polen brach dann das Chaos aus – die zwei Erwachsenen und die sechs Kinder mussten in bitterer Kälte warten. „Sie haben mehr als 24 Stunden gewartet, auch in der Nacht und draußen. Ich hatte einen Freund an der Grenze und habe ihn gebeten, die Kinder nach Drinnen unterzubringen. Die Kinder haben auf dem Asphalt gelegen und gesessen. Sie wurden dann in ein Heim gebracht, wo sie sich aufwärmen konnten.“ An der Grenze seien zu viele Leute gewesen, sie würden teilweise drei bis vier Tage an der Grenze stehen. Die Menschen würden teilweise versorgt werden, aber man komme nicht nach, so Tobler-Yevchk.

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Maria Tobler-Yevchk lebt in Großhöflein

Familie traf sich zufällig an polnischer Grenze

Der Lebensgefährte von Maria Tobler-Yevchk startete von Großhöflein aus gemeinsam mit einem Freund die Rettungsaktion. Am Grenzübergang hieß es aber auch für sie auf polnischer Seite warten und dann passierte das scheinbar Unmögliche. Sie trafen am Grenzübergang zufällig einen Teil ihrer Angehörigen. Die anderen Familienmitglieder waren an einem Sammelpunkt. Von dort aus traten alle gemeinsam die Rückreise nach Österreich an. Um sechs Uhr in der Früh kamen sie am Montag in Großhöflein an, wo die Hilfsbereitschaft groß ist und dankbar angenommen wird. Ein Freund habe der Familie ein Haus zur Verfügung gestellt.

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Ein Freund stellte der geflüchteten Familie ein Haus zur Verfügung

Kein Insulin mehr für Mutter in Ukraine

„Sobald die Schüsse aufhören, wollen sie natürlich zurückgehen. Die Kinder sollen Ruhe bekommen und keine Angst haben ins Bett zu gehen. Im Keller kann man nicht wochenlang leben“, so Tobler-Yevchk. In der Ukraine habe es auch kein Insulin mehr für ihre zuckerkranke Mutter gegeben, alles sei ausverkauft. Sprit könne man auch keinen mehr kaufen.

Es ist eines von vielen dramatischen Schicksalen, die sich derzeit abspielen. Die Flüchtlinge haben mittlerweile auch das Burgenland erreicht.

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