PV-Anlage in Punitz
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Wirtschaft

Streitpunkt Photovoltaik im Freiland

Photovoltaik wird im Burgenland ausgebaut – auch um die vom Bund vorgegebenen Klimaziele zu erreichen. Der Bau von großen PV-Anlagen im Freiland stößt nicht überall auf ungeteilte Zustimmung. In Wimpassing etwa wurde ein Projekt nach einer Volksbefragung abgesagt.

Über große PV-Anlagen im Freiland lässt sich trefflich streiten – gerade in den Monaten vor einer Gemeinderatswahl. Im Land gibt es aber mehrere Projekte, die bereits weit fortgeschritten sind. Die derzeit größte PV-Anlage ist in Punitz auf einer Fläche von sechs Hektar aufgebaut. Sie ist aber noch nicht in Betrieb. Die Lage weit außerhalb der Ortschaft sei der Hauptgrund, warum in Punitz niemand ein Problem damit habe, sagte Bürgermeister Helmut Kopeszki (ÖVP).

PV-Anlage in Punitz
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PV-Anlage in Punitz

Lotter: Breite Zustimmung zu Projekt in Schattendorf

Ähnliches ist in Schattendorf zu hören. Dort ist ein 14 Hektar großes Esterhazy-Grundstück in einer Senke an der Grenze zu Ungarn für den Solarpark reserviert. Die Ortschaft ist mehr als einen Kilometer entfernt. Ein Grüngürtel ist als Sichtschutz geplant. Das Argument, wertvolle Ackerfläche werde versiegelt, lässt der Bürgermeister Johann Lotter (SPÖ) nicht gelten. Man verbaue und betoniere keine Flächen zu, es werde eine Blumenwiese und Grünraum entstehen, für Kleintiere werde ein Schutzraum entstehen.

Feld für PV-Anlage in Schattendorf
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Hier soll die PV-Anlage in Schattendorf errichtet werden

In der Bevölkerung gebe es breite Zustimmung für das Projekt, so der Bürgermeister. Man habe erneuerbare Energie schon 2013 in den Dorfentwicklungsplan hineingenommen und das schon damals diskutiert. Man habe die Leute auch informiert und dazu eine Veranstaltung gemacht. Es habe im Großen und Ganzen keine großen Diskussionen gegeben, weil man die Leute auch dementsprechend darauf vorbereitet habe, sagte Lotter.

Wimpassing: Kritiker setzten sich durch

In Wimpassing lief es anders. Dort wollte die Energie Burgenland in Richtung Hornstein eine 52 Hektar große Photovoltaikanlage errichten. Projektgegner setzten eine Volksbefragung durch, die Mehrheit der Bevölkerung sprach sich dagegen aus. Das Projekt ist nun vom Tisch, auch wenn sich die Gemeinde über das Ergebnis hinwegsetzen hätte können.

Feld, auf dem die PV-Anlage in Wimpassing errichtet werden hätte sollen
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Die Pläne für eine Freiland-PV-Anlage in Wimpassing sind vom Tisch

Es gehe erstens um die Zerstörung des schönen Landschaftsbildes, man sei eine Kulturregion, erklärte der Initiator der Volksbefragung, Johann Kauper. Zweitens könnten von der Ackerfläche, die für das Projekt „vernichtet“ werden hätte sollen, vier Millionen Semmeln produziert werden. Photovoltaik sei eine hervorragende, absolut empfehlenswerte Technologie, müsse aber an den richtigen Stellen – wie zum Beispiel bei Steinbrüchen und bereits versiegelten Flächen wie Parkplätzen und Fabrikshallen – verwendet werden, so Kauper.

Parteienstreit um geplante PV-Anlage in Güssing

In Güssing ist auf Draskovich-Gründen Richtung Europa-Dorf eine 127 Hektar große Anlage geplant. Das Grundstück ist bereits gewidmet, bestätigte Bürgermeister Vinzenz Knorr (SPÖ). Die ÖVP will das aber rückgängig machen und bereitet eine Volksbefragung oder Volksabstimmung vor. Photovoltaik ja, aber zuerst auf Dächern und verbauten Flächen, lautet ein Kernargument der Projektgegner.

SPÖ: Land will günstigen und klimafreundlichen Strom

Das Land Burgenland arbeite kontinuierlich am Ziel, dass das Burgenland 2030 klimaneutral wird und durch den Ausbau von PV-Anlagen auch in Bezug auf die internationalen Energiepreise unabhängig werde, so Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ). „Während dem Land Burgenland Klimaschutz ein wichtiges Anliegen ist, setzt die ÖVP einmal mehr auf Panikmache und Fundamentalopposition und ist grundsätzlich gegen jedes Vorhaben der burgenländischen Landesregierung“. Jedes Argument, dass die ÖVP in Zusammenhang mit PV-Freiflächen anführe, sei schlichtweg falsch – mit PV-Freiflächen komme es es zu keiner Bodenversiegelung, so Eisenkopf.

Seitens des Landes habe man letztes Jahr ein neues Raumplanungsgesetz beschlossen, bei dem der Ausbau der Photovoltaik eine zentrale Rolle spielt und der Landschaftsschutz an oberster Stelle stehe und auch gewährleistet werde, betonte SPÖ-Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner.

Energieexperte Sharma im Interview

Energie Burgenland-Vorstands-Vorsitzender Stephan Sharma spricht im Interview über die Entscheidung in Wimpassing gegen eine Photovoltaikanlage und welche Auswirkungen er dadurch auf andere Gemeinden erwartet.

Energie Burgenland: „Klimaziel erreichen“

Zu dem Thema war auch der Energie Burgenland Vorstandsvorsitzende Stephan Sharma zu Gast in „Burgenland heute“ mit Moderatorin Raphaela Pint. Sharma nahm Bezug auf das Projekt in Wimpassing und sagte, dass dies ein Sonderfall gewesen sei – mit dem Projekt sei Parteipolitik gemacht worden. Das Burgenland sei ein Vorreiterland und die Sonne sei Kraft für den Tourismus und sei auch für die Energiegewinnung wichtig, so Sharma.

Es spräche nichts gegen das Nutzen von Dächern für Photovoltaikanlagen – aber das Bauen der Photovoltaikanlagen auf Flächen sei der nächste Schritt, so Sharma. In Zukunft wolle man auch Flächen in bereits bestehenden Windparks nutzen. Laut Sharma würde man noch mehrere Projekte brauchen, um sich aus der Energieabhängigkeit von anderen Ländern – wie Russland oder Saudi Arabien – befreien zu können und auch um die Klimaziele zu erreichen. Interessierte mit Flächen können sich bei der Energie Burgenland melden, so Sharma.