Situation Grundwasser Seewasser Wasserstand
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Natur

Kampf gegen sinkende Wasserstände

Die vergangenen Jahre sind sehr trocken gewesen. Auch im heurigen Winter hat es nur wenig geregnet oder geschneit. Der Wassermangel macht sich überall bemerkbar – egal ob Landwirtschaft, Wasserversorgung oder Neusiedler See. Dem soll nun entgegengewirkt werden.

Die Bilder der fast trockenen Ruster Bucht vergangenen Woche machten Schlagzeilen. Der stürmische Wind verfrachtete das Wasser aus der Bucht in andere Teile des Neusiedler Sees – übrig blieb nur Schlamm. Mittlerweile ist das Wasser zwar wieder zurück, der Wasserstand im See ist aber generell sehr niedrig.

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Niedriger Wasserstand bei Sturm am Neusiedlersee
Josef Stagl
Der starke Sturm trieb das Wasser aus der Ruster Bucht auf die andere Seite des Sees
Niedriger Wasserstand bei Sturm am Neusiedlersee
Josef Stagl
Übrig blieb nur Schlamm
in Ruster Bucht vorübergehend wegen Sturm kein Wasser
Privat
Mittlerweile ist das Wasser aber wieder zurück

In den vergangenen 50 Jahren war im Jänner der Wasserstand des Neusiedler Sees noch nie so niedrig wie heuer. Mehr als 20 Zentimeter fehlen auf den Jänner-Stand des Vorjahres und der lag auch schon unter dem langjährigen Durchschnitt.

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Situation Grundwasser Seewasser Wasserstand
Wasserportal Burgenland
Der Neusiedler See weist derzeit mit 115,24 Meter über Adria den niedrigsten Wasserstand seit mehr als 50 Jahren auf. Im Jänner-Vergleich fehlen dem See gegenüber dem Vorjahr 23 Zentimeter
Situation Grundwasser Seewasser Wasserstand
Wasserportal Burgenland
Gegenüber dem Langzeitdurchschnitt fehlen dem See 30 Zentimeter

Schilf und Schlammmanagement im Vordergrund

Um den Wasserstand zu heben, wurde eine Taskforce des Landes eingerichtet, um Möglichkeiten zu erkunden, den Wasserspiegel zu heben. So soll unter anderem Wasser aus einem ungarischen Donau-Arm zugeleitet werden, sagte Landesrat Heinrich Dorner: „Hier gibt es Verhandlungen mit unseren ungarischen Kollegen. Das ist das eine Projekt. Und jetzt haben wir getrennt davon ein zweites Projekt mit dem Titel ‚Seemanagement‘ gegründet, wo es uns darum geht, den See zu bewirtschaften – und hier vordergründig das Schilf und Schlammmanagement.“

Konkret heißt das, dass nicht nur punktuell Schlamm abgebaggert werden soll, sondern im größeren Stil, gemeindeübergreifend und vor allem, dass die Schilffläche verkleinert wird, erklärte Dorner: „Es gilt zuerst den Schilfwuchs einzudämmen bzw. zurückzustutzen, weil das Schilf ja dann in weiterer Folge Verursacher für den Schlamm ist – das hängt direkt zusammen.“

Hilfe und Schutz für den Schilfgürtel
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Verbindungsleitungen sichern Grundwasserversorgung

Der fehlende Niederschlag hat den Grundwasserspiegel sinken lassen. Die Brunnen und Quellen spenden weniger Wasser, so Helmut Herlicska von der Plattform Wasser Burgenland: „Allerdings ist es nicht so, dass sich das negativ auf die Versorgung auswirken würde. Bei kleineren Versorgungseinheiten ist es natürlich so, hier ist es wichtig, dass es Verbindungsleitungen gibt. Da sind in den letzten Jahren verschiedenste Maßnahmen gemacht worden und Transportleitungen zwischen einzelnen Wasserversorgern gebaut worden, um sich hier auszuhelfen.“

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Wulka
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Bei Trausdorf beträgt die Abflussmenge der Wulka im Jänner-Durchschnitt 700 Liter pro Sekunde, heuer hingegen waren es nur an die 400 Liter pro Sekunde
 Leitha bei Neufeld
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Im Oberlauf ist das Flussbett der Leitha bei Neufeld abschnittsweise gänzlich trocken

Wenig Wasser auch in Bächen und Flüssen

Wenig Wasser führen derzeit auch die heimischen Bäche und Flüsse. Bei Trausdorf beispielsweise beträgt die Abflussmenge der Wulka im Jänner im Durchschnitt 700 Liter pro Sekunde, heuer hingegen waren es nur an die 400 Liter pro Sekunde. Auch die Leitha bei Neufeld führt seit Monaten Niedrigwasser. Im Oberlauf ist das Flussbett der Leitha abschnittsweise gänzlich trocken.

Experte bezeichnet Lage als „beunruhigend“

In „Burgenland heute“ am Dienstag sagte der Leiter des Hauptreferats Wasserwirtschaft, Christian Sailer, dass er die Situation nicht als dramatisch bezeichnen würde, allerdings als „beunruhigend“. „Wir starten im Jahr 2022 mit geringen Wasserständen“, so Sailer. Auch die Chance, dass der Neusiedler See im Sommer genügend Wasser haben wird, schätzt Sailer als sehr gering ein.

Was eine immer wieder diskutierte Wasserzuleitung zum See betrifft, da müsste man „groß denken“, sagte Sailer. Es würde dabei nicht nur um eine Zuleitung zum See gehen, sondern um den ganzen Naturraum Seewinkel – Neusiedler See. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir dieses Wasser ordentlich einsetzen können, wenn es einmal da ist, aber da ist die Abhängigkeit von Ungarn gegeben“, so Sailer.

Talk mit Christian Sailer

Christian Sailer, Leiter des Hauptreferates Wasserwirtschaft in der burgenländischen Landesregierung, zur Situation des Neusiedler Sees.