Lehrlinge Tourismus Martins Therme
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Wirtschaft

Immer weniger Lehrlinge im Tourismus

Eine Lehre in Hotellerie und Gastronomie ist heute weit weniger attraktiv als noch vor 15 Jahren. Auch in der St. Martins Therme und Lodge in Frauenkirchen nehmen die Lehrlingszahlen ab. Allerdings sind die aktuellen Auszubildenden mit ihrer Wahl und dem Ausbildungsplatz sehr zufrieden.

Vor eineinhalb Jahrzehnten gab es im Burgenland noch mehr als 300 Lehrlinge der Hotellerie und Gastronomie in über 100 Lehrbetrieben, 2021 waren es nur mehr 140 in 45 Lehrbetrieben. Viel auf den Beinen sein und arbeiten, wenn andere frei haben, das schreckt offenbar ab.

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Sina Moser aus Gols

Raus aus der Komfortzone

Seit der Eröffnung der St. Martins Therme und Lodge vor zwölf Jahren haben in dem Großbetrieb schon insgesamt 70 Lehrlinge ihren Abschluss gemacht. 37 von ihnen sind auch gleich im Unternehmen geblieben. Diese Zahlen seien erfreulich, sagte Geschäftsführer Klaus Hofmann: „Zu Spitzenzeiten hatten wir gleichzeitig 20 Lehrlinge in Ausbildung, und im Moment sind es acht. Daran kann man schon erkennen, dass das leider rückläufig ist.“

Ein Arbeitstag in der Tourismusbranche kann sehr fordernd sein. Die jungen Menschen müssen im Job auch oft ihre Komfortzone verlassen. „Ich sehe da generell beim Fachkräftemangel – und ich betone, ich glaube, das geht über unsere Branche deutlich hinaus – ein gesellschaftliches Problem. Ich glaube, dass man schon von der Erziehung und Schule weg die jungen Menschen für die jeweiligen Branchen einfach begeistern muss“, so Hofmann.

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Geschäftsführer Klaus Hofmann mit seinen Mitarbeiterinnen und Mirarbeitern

Sina Moser aus Gols hat ihre Hotel- und Gastro-Lehre gerade erfolgreich abgeschlossen, sie arbeitet in ihrem Wunschberuf: „Ich wollte immer schon in der Gastronomie und mit Menschen arbeiten. Also das war für mich überhaupt keine schwere Entscheidung.“

Einer der acht aktuellen Lehrlinge ist Erik Lang aus Neudorf. Im kommenden Sommer schließ er seine Lehre ab und will der Branche auf alle Fälle treu bleiben: „Der Arbeitsablauf ist immer verschieden und es kommt immer etwas Neues. Mit den Gästen Kontakt zu haben ist nicht jedermanns Sache, aber es macht Spaß.“

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Jungköchin Anna Hochedlinger aus Frauenkirchen

Fairness, Korrektheit und Menschlichkeit

Wenn sich junge Leute für eine Lehre in der Hotel- und Gastrobranche entscheiden, sei diese Begeisterung für ihre Arbeitswelt tatsächlich zu spüren, zumindest in der St. Martins Therme und Lodge. Das habe mehrere Gründe, so Hofmann: „Das Haus ist natürlich toll, das Haus ist groß und bietet natürlich mehr Möglichkeiten als ein kleiner Betrieb – das muss man fairerweise auch sagen. Aber es ist notwendig, dass man korrekt und fair mit den jungen Menschen umgeht. Immer nur streicheln und lieb sein ist auch der falsche weg, aber Fairness, Korrektheit und Menschlichkeit sind wichtig.“

Dass man für die Branche geschaffen sein muss, das weiß auch Jungköchin Anna Hochedlinger aus Frauenkirchen. Auch sie hat gerade ihre Lehre erfolgreich beendet: „Es ist schon manchmal ein rauer Ton, aber ich denke, das ist in allen Küchen gleich, und das muss man einfach aushalten. Aber wenn man es aushaltet, dann ist es einfach zu schupfen. Für mich ist es das perfekte Arbeitsklima, weil Bürojob wäre überhaupt nicht meines gewesen. Ich bin eigentlich begeistert.“

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Rachel Schwandtner aus Podersdorf

Jede Menge Streicheleinheiten kann Rachel Schwandtner aus Podersdorf austeilen. Nach Abschluss ihrer Hotel- und Gastro-Lehre konzentriert sie sich jetzt auf das Kinderparadies in der Therme, die Forschungsstation: „Die tägliche Arbeit mit den Kindern und den Tieren ist für mich ein kleiner Traum.“ Gästebetreuung ist für Schwandtner tatsächlich ein in Erfüllung gegangener Kindheitstraum: „Ich bin voll für die Gastronomie, das ist richtig meines: mit Menschen, servieren, und diese tägliche Action – das ist was für mich, und ich kann es nur weiterempfehlen.“

Gutes Klima im Betrieb

Auch ein gutes Betriebsklima in dem auch Zeit ist um gemeinsam zu lachen, sei wichtig, betonte der Chef von rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Manchmal komme auch unerwartet etwas zurück: Kürzlich habe sich ein junger Mann bei ihm für die schöne Lehrzeit bedankt. Das sei ihm in seiner Karriere auch noch nie passiert, schmunzelte Geschäftsführer Hofmann.