Beim Besuch des letzten Schuhmacherbetriebs in Güssing glaubt man, die Zeit sei stehen geblieben. Moderne Maschinen sucht man hier vergeblich, es wird noch mit traditionellem Werkzeug gearbeitet. Alt aber gut ist hier das Motto. „Der Schustertisch ist über 100 Jahre alt, den habe ich von meinem Onkel. Und der hat den von seinem Onkel, dem Bani-Schuster bekommen, und der steht jetzt schon 100 Jahre da und ist noch immer stabil und hält alles aus“, erzählte Franz Jost, der letzte Schuhmacher von Güssing.
Handwerk liegt in der Familie
Jost stammt aus einer Schuhmacher-Dynastie: „Ich hab den Betrieb von meinem Onkel übernommen. Der hat im 57er-Jahr angefangen, konnte aber in Güssing kein Geschäft aufmachen, weil es schon so viele Schuhmacher gab – zehn, 15. Der musste nach Mogersdorf hinüber, dort waren keine. Und als dann in Güssing ein paar aufgehört haben, hat er erst hinüber können und hier weiterarbeiten können.“
Fabrikschuhe veränderten Markt nachhaltig
Die Zeiten, als das Schuhmacherhandwerk noch goldenen Boden hatte, sind längst vorbei. „Als ich begonnen habe, war viel Arbeit, man hat viele Menschen kennengelernt, die Arbeit hat Spaß gemacht. Es war auch einfacher, weil die Materialien einfacher zu kleben waren. Am Anfang haben wir noch handgemachte Schuhe gemacht. Und als dann die Fabrikschuhe aufgekommen sind, ist der Handgemachte dann weggekommen.“

Leben in der Pension genießen
Jost hat sich deshalb auf Reparaturarbeiten spezialisiert. Heute lebt er vor allem von Stammkunden. Neben der Werkstatt betreibt Jost auch einen kleinen Schuhhandel, doch bald wird alles Geschichte sein: „Also ich bin jetzt 45 Jahre Schuhmacher und heuer gehe ich in Pension, und da möchte ich etwas leiser treten und mein Leben noch genießen.“ Einen Nachfolger hat Jost nicht – mit ihm stirbt somit das Schuhmacherhandwerk in Güssing aus.
Der letzte Schuhmacher
Einst Schuhmacher-Metropole, mit bis zu 15 Betrieben, gibt es in Güssing nur mehr eine letzten Schuhmacher-Werkstatt und auch dieser schließt jetzt für immer seine Pforten.