Grenze, Sopron
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Politik

Spannender Wahlkampf in Ungarn

In Ungarn finden im April die Parlamentswahlen statt. Der in Europa immer wieder scharf kritisierte, rechtskonservative Ministerpräsident Viktor Orban hofft auf eine fünfte Periode. Erstmals hat sich aber die Opposition auf einen gemeinsamen Kandidaten geeinigt. Experten erwarten einen heißen Wahlkampf.

Vor kurzem ließ die ungarische Regierung von Orban mit drastischen Maßnahmen aufhorchen: Die Preise für manche Grundnahrungsmittel wurden eingefroren. Ab Februar dürfen Weizenmehl, Vollmilch und Zucker maximal so viel kosten wie im vergangenen Oktober – damit werden sie also wieder billiger: Milch zum Beispiel um circa vier Cent, Mehl um 19 Cent und Zucker um 32 Cent.

Wahl in Ungarn
ORF/Zentrales Statistikbüro Ungarn

Die offizielle Begründung: eine Reaktion auf die Energiekrise und die steigende Inflation. Manche Menschen sehen dahinter einen vorgezogenen Wahlkampf: „Das ist Wahlkampf-Manipulation. Den Markt kann man so nicht regulieren“, so ein ungarischer Mann. „Nach drei Monaten werden die Preise, die man jetzt eingefroren hat, sowieso wieder steigen. Außerdem sind die Preise für viele jetzt schon relativ hoch“, erklärte ein anderer Ungar.

Viktor Orban bei Pressekonferenz in Sopron
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Ministerpräsident Viktor Orban

Im ungarischen Parlament haben die rechtskonservative Fidesz und die Christdemokraten seit 2010 eine Zweitdrittelmehrheit. Premier Orban hofft auf eine fünfte Periode. Allerdings stellen die Oppositionsparteien erstmals gemeinsam einen Gegenkandidaten, nämlich Peter Marki-Zay, den Bürgermeister der südungarischen Stadt Hodmezovasarhely. Experten erwarten ein heißes Duell.

Wahl in Ungarn
ORF/Amt des ungarischen Parlaments

Wahlberechtigt sind am 3. April alle ungarischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger ab 18 Jahren- unabhängig davon wo sie leben, also auch jene, die zum Beispiel um Burgenland wohnen und arbeiten.

Péter Márki-Zay, Bürgermeister der südungarischen Stadt Hódmezővásárhely
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Peter Marki-Zay, Bürgermeister der südungarischen Stadt Hodmezovasarhely

ORF-Korrespondent Ernst Gelegs über die Lage in Ungarn

ORF Burgenland-Moderatorin Raphaela Pint sprach mit Ernst Gelegs, dem langjährigen ORF-Korrespondenten in Ungarn, der aus Budapest zugeschaltet war. Gelegs war der Meinung, dass der Spitzenkandidat der Oppositionsparteien Peter Marki-Zay gute Chancen gegen Premier Viktor Orban habe. „Er ist knapp 50 Jahre alt, hat sieben Kinder und ist bürgerlich-christlich. Das hat die rechtskonservative Fidesz am falschen Fuß erwischt, denn Fidesz glaubte, dass ein links-liberaler Kandidat an die Spitze kommen würde. Sie können ihn jetzt nicht sozusagen denunzieren, indem sie sagen, dass er ein Linker sei, der die Fehler der Linken wiederholen wird. Nein, er ist genauso ein Konservativer wie Orban – damit hat es Fidesz schwer, gegen ihn anzukämpfen“, meinte Gelegs.

Ernst Gelegs (ORF) zur politischen Lage in Ungarn

ORF-Korrespondent Ernst Gelegs berichtet aus Budapest über die Lage in Ungarn knapp zwei Monate vor der Parlamentswahl.